Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Danke und schon wieder eine Frage!

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Danke und schon wieder eine Frage!

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Liebe Biggi! Zuerst einmal möchte ich mich mal ganz herzlich bei Dir bedanken! Ich hatte hier schon gepostet, weil ich bei meiner ersten Tochter mit dem Stillen von Anfang an nur Probleme hatte und so schnell aufgab und auf Flasche umstieg. Deshalb hatte ich furchtbare Angst vor´m stillen. Am 08.04. wurde unsere zweite Tochter geboren und ich wollte es trotzdem nochmal mit dem stillen versuchen - und mit Deinen Tips. Ich stille bisher immer noch voll, ist ja noch nicht lange, aber trotzdem macht es mich stolz, mit wunden Brustwarzen hatte ich diesmal kaum Probleme und meine Tochter trinkt super, ich fühle mich schon jetzt super, habe zwar schon meinen ersten Milchstau hinter mir, aber es verleiht mir irrsinnig Mut, daß ich trotzdem weiterstillen kann und diesmal nicht so schnell aufgebe! Nun zu meiner Frage! Ich habe irrsinnig viel Milch, eigentlich viel zu viel und ohne Ausstreichen habe ich keine Chance, weil die Brust sonst ganz heiß wird und irrsinnig spannt und schmerzt. Nun würde ich die Milch die ich ausstreiche aber gerne einfrieren, damit notfalls auch mal mein Mann ran kann, oder auch für andere Fälle. Was muß ich dabei beachten? Wie taue ich die Milch am besten auf? Muß man da unbedingt diese speziellen Gefrierbeutel nehmen, oder reichen da auch einfach Babygläschen? Da fällt mir auch gleich noch eine Frage ein. Meine Tochter trinkt an beiden Brüsten sehr gut, aber da ich so viel Milch habe, schafft sie die Brüste bei weitem nicht leer. Meisten ist es so, daß sie entweder beide Brüste etwa halb leer trinkt, oder nur eine Brust ganz leer. Ich kann dann machen, was ich will, sie schläft ein und ich bekomme sie partout nicht an die andere Brust hin. Auch trinkt sie an einer Brust dann meistens nur maximal 5 Minuten. Im Krankenhaus wurde mir gesagt, sie sollte an beiden Brüsten je 10 Minuten trinken und sie dachten dort schon, unsere Tochter trinkt zu wenig. Also haben wir eine Stillprobe gemacht, als sie drei Tage alt war, da trank sie in ca. 5 Minuten aus einer Brust 30ml! Und da meinten sie, das wäre von der Trinkmenge in Ordnung und ausreichend, so daß sie an der zweiten Brust eben einfach nichts mehr braucht. Nun meine Frage: sollten Babys wirklich immer an beiden Brüsten trinken, oder ist es auch ausreichend, wenn sie bei jeder Mahlzeit nur an einer Brust trinken? Wie lange dauert es ungefähr, bis sich die Trinkmenge nach Angebot und Nachfrage eingespielt hat? Was kann man noch tun, um Erleichterung zu bekommen,wenn die Brüste zu voll sind, ohne gleich abzustillen? Ich hoffe, Du kannst mir wieder helfen und bedanke mich schon jetzt! Finde es super, daß es hier so ein Stillforum gibt und Du immer so schnell und lieb antwortest!!! Liebe Grüße Julia


Biggi Welter

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? Liebe Julia, schön, dass es diesmal so gut klappt und die paar Anfangsprobleme wirst Du auch in den Griff kriegen. Die Empfehlung, dem Baby immer beide Seiten anzubieten ist vor allem in der allerersten Zeit wichtig, wenn die Milchbildung in Gang kommen und sich die Stillbeziehung einspielen muss. Sobald sich die Stillbeziehung eingespielt hat und das Kind gut gedeiht, kannst Du dich Baby leiten lassen und wenn dein Kind mit einer Seite satt und zufrieden ist und gut gedeiht, dann musst Du ihm die zweite Seite nicht „aufdrängen". Es gibt keine feste, unumstößliche Regel, die sagt „Es müssen immer und unter allen Umständen beide Seite gegeben werden" und es gibt auch keine fixe Vorschrift „es muss mit der Seite begonnen werden, an der das letzte Mal zuletzt getrunken wurde". Wichtig ist, dass das Baby gedeiht und sich gut entwickelt und ihr beide euch wohl fühlt. Viele Frauen tasten einfach und geben die Brust, die sich voller anfühlt. Gerade wenn die Milchmenge sehr groß ist und sich einpendeln sollte, kann es sogar sinnvoll sein, bei jeder Stillzeit nur eine Brust anzubieten. Du kannst immer dann, wenn die Brust prall und voll wird und dein Baby nicht mehr trinken mag, vorsichtig gerade so viel Milch ausstreichen oder abpumpen, dass das unangenehme Spannungsgefühl nachlässt und Du dich wieder wohl fühlst. Bitte keinesfalls mehr Milch als unbedingt notwendig aus der Brust entleeren, da sonst die Milchbildung weiter angeregt wird. Zusätzlich kannst Du die Brust kühlen. Ein Einschränken der Trinkmenge (wie es leider immer noch häufig empfohlen wird) ist nicht empfehlenswert. Trink entsprechend deinem Durstgefühl. Was hingegen hilfreich sein kann, ist das Einschränken des Kochsalzkonsums. Es gibt auch homöopathische Mittel und naturheilkundliche Mittel, die zur Regulation der Milchmenge eingesetzt werden können. Wenn Du dich hierfür interessierst, wende dich bitte an eine entsprechend ausgebildete Ärztin/Arzt oder Hebamme. Du solltest jetzt nach Möglichkeit keine zu großen Mengen auf einmal abpumpen um einen Vorrat anzulegen, um nicht zu sehr in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage einzugreifen. Wirklich gerade nur so viel, dass die unangenehme Spannung nachlässt. Milch die über einen Zeitraum von 24 Stunden hinweg abgepumpt wird kann gesammelt, zusammengeschüttet und dann eingefroren werden. Es hat sich bewährt die Milch in kleinen Portionen (etwa 50 bis 60 ml) einzufrieren. Diese kleinen Mengen sind schnell aufgetaut und erwärmt und es muss nicht so viel Milch weggeworfen werden, wenn das Baby nicht alles trinkt. Es ist möglich frisch abgepumpte Milch auf bereits gefrorene Milch zu geben, vorausgesetzt die Milch wurde zunächst gekühlt und es ist nicht mehr frische Milch als bereits gefrorene Milch. Wenn Milch für eine voll ausgetragenes, gesundes Baby zu Hause (nicht im Krankenhaus) abgepumpt wird, reicht es, die Pumpe einmal täglich zu sterilisieren und ansonsten nach jedem Gebrauch gründlich mit heißem Wasser zu reinigen und trocknen zu lassen. Bei einem reif geborenen und gesunden Baby gelten die folgenden Zeitangaben zur Aufbewahrung von Muttermilch: Bei Raumtemperatur Reife Muttermilch • 24 Stunden bei 15 ° C (Hamosh 1996) • 10 Stunden bei 19 bis 22 ° C (Barger und Bull 1987) • 4 bis 6 Stunden bei 25 ° C (Hamosh 1996, Pittard 1985) Im Kühlschrank Reife Muttermilch • 8 Tage bei 0 bis 4 ° C (Pardou 1994) Im Tiefkühlgerät • 2 Wochen in einem Tiefkühlabteil in einem Kühlschrank • 3 bis 4 Monate in einem Tiefkühlabteil eines Kühlschranks mit eigenständiger Kühlung (unterschiedliche Temperatur, weil die Tür häufig geöffnet und geschlossen wird) • 6 Monate und länger in einem separaten Tiefkühlgerät bei konstant - 19 ° C. (Quelle: The Breastfeeding Answer Book Ausgabe 1997) Gefrorene Muttermilch ist schonend aufzutauen (keine Mikrowelle!!!). Entweder sehr langsam über 24 Stunden im Kühlschrank bei +4°C oder bei Raumtemperatur. Im Notfall kann die Milch auch schnell unter fließendem kaltem oder lauwarmen Wasser (max. 37°C) aufgetaut werden. Flaschenwärmer ist auch möglich, aber bitte das Wasser immer wechseln. Beim Füttern sollte die Milch etwa Körpertemperatur haben. Ist die Milch aufgetaut, muss sie sofort bis zum Verbrauch wieder in den Kühlschrank. Aufgetaute Muttermilch kann für 24 Stunden ungeöffnet bei +4°C aufbewahrt werden. Nach dem Öffnen des Gefäßes muss aufgetaute Muttermilch bei +4°C aufbewahrt und innerhalb von 12 Stunden verbraucht werden. Reste einer erwärmten Muttermilchmahlzeit müssen weggeworfen werden und Muttermilch kann nicht über einen längeren Zeitraum hinweg warmgehalten werden. Bei der Wahl des Gefäßes muss darauf geachtet werden, dass es gut zu reinigen ist, eventuell sterilisiert werden kann, lebenmittelecht ist und dicht verschlossen werden kann. Falls Du Muttermilch in Kunststoffbeuteln einfrieren willst, sollten diese nicht aus Polyethylen bestehen. (Es gibt spezielle Beutel zur Aufbewahrung von Muttermilch). Du kannst Muttermilch in Glas oder Kunststoffflaschen einfrieren, dabei solltest Du beim Einfüllen jedoch etwa zwei Platz lassen, damit sich die Milch beim einfrieren ausdehnen kann, ohne dass die Flasche platzt. Am einfachsten ist es, wenn Du die Milch gleich in die Flasche, in der Du sie aufbewahren willst abpumpst, so vermeidest Du das Umschütten, bei dem Milch verschüttet und verunreinigt werden kann. So, das war jetzt ein Schnellkurs über das Abpumpen, die Aufbewahrung und Behandlung von abgepumpter Muttermilch. Ich wünsche dir, dass sich eure Stillbeziehung bald gut eingespielt hat. LLLiebe Grüße Biggi


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