Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

CMV positiv - keiner hat mit gesagt, dass ich nicht stillen sollte

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: CMV positiv - keiner hat mit gesagt, dass ich nicht stillen sollte

Mitglied inaktiv

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Hallo, ich habe ein Frühchen in der 27. Woche geboren und bin CMV positiv. Leider hat mich KEINER darauf hin gewiesen, dass ich dann besser nicht stillen sollte. Mein Kleines hat nun nachweisbar auch den CMV Virus, aber evtl. schon vor der Geburt, das wird noch geklärt. Aber wenn sie es da noch nicht hatte, dann hat sie es es über die MuMi bekommen. Wie schlimm ist das wirklich, im Internet liest man so viel. Bin jetzt SEHR besorgt. Danke und liebe Grüße Onlyone


Biggi Welter

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Liebe Onlyone, ich kann nachvollziehen, dass Du nun erschrocken bist, doch das gehört zu den Tücken des Internets: die Informationen sind nicht immer korrekt, die dort zu finden sind und manchmal sind Halbwahrheiten mit Falschem gemischt. CMV positive Frauen können im Normalfall stillen, ohne dass sich daraus irgendwelche Probleme ergeben. Problematisch ist es nur dann, wenn es sich bei dem Baby um ein Frühgeborenes handelt oder wenn ein CMV negatives zu früh geborenes Baby Spendermilch von einer CMV positiven Frau erhält, die nicht pasteurisiert wurde. Es besteht für CMV positive Mütter keine Kontraindikation zum Stillen, nur bei sehr unreifen Frühgeborenen (vor der 32. Woche geboren) mit fehlenden protektiven Antikörpern sollte die Muttermilch nach derzeitiger Lehrmeinung für einige Zeit pasteurisiert werden. Bitte sprich mit den Ärzten, wie weiter vorgegangen werden sollte! Ich hänge dir noch einen Artikel zum Thema an und hoffe, dass es Euch bald besser geht! Alles alles Gute, sei umarmt Biggi Zytomegalie kann immer gestillt werden? Von Denise Both, IBCLC Der Zytomegalievirus (CMV) gehört zu den Herpesviren und hat eine weite Verbreitung. Bis zum Alter von 50 Jahren sind fast alle Menschen CMV positiv und die meisten davon haben niemals etwas von der Infektion bemerkt. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau CMV positiv ist, ist daher sehr hoch und es stellt sich die Frage, wie sich dies auf das Stillen und die Muttermilch auswirkt. Der Zytomegalievirus (CMV) kann in der Muttermilch CMV positiver Frauen nachgewiesen werden. Gleichzeitig enthält die Milch dieser Mütter auch Antikörper gegen diese Krankheit, was jedoch offensichtlich nicht immer vor einer Infektion der Kinder schützt. Je nach Autor werden Infektionsraten zwischen 40 und mehr als 66 % durch die Muttermilch bei gestillten Babys angegeben. Bei gesunden, voll ausgetragenen Kindern verläuft die Infektion ohne Symptome (wahrscheinlich wegen der diaplazentaren Übertragung von mütterlichen Antikörpern) und es ergeben sich keine ernsthaften gesundheitlichen Probleme für das Baby. Ebensowenig gibt es Berichte über gesundheitliche Gefahren für gesunde voll ausgetragene CMV negative Mütter, die Spendermilch von CMV positiven Frauen erhalten haben. Bei frühgeborenen oder anderweitig gefährdeten Babys sieht es jedoch anders aus. Dr. Klaus Hamprecht und sein Team aus der Abteilung Medizinische Virologie und Epidemiologie der Viruskrankheiten der Universität Tübingen untersuchten 151 Mütter und ihre 176 frühgeborenen Babys, die alle entweder vor der 33. Schwangerschaftswoche geboren wurden oder ein Geburtsgewicht von weniger als 1500 g hatten. 76 der Mütter waren seropositiv und bei 73 dieser Frauen liess sich der Virus in der Muttermilch nachweisen. Bei den seronegativen Müttern ließen sich keine CM Viren in der Milch nachweisen und es kam in keinem Fall zu einer Infektion mit CMV. Ebenso konnte keine Übertragung bei den zwei nicht stillenden der 76 CMV positiven Müttern festgestellt werden. Bei 27 der 73 CMV positiven Mütter, in deren Milch der Virus nachweisbar kam es zu einer infektiösen Übertragung auf die Säuglinge und 16 Kinder entwickelten Krankheitssymptome, vier davon mit sepsisartigen Symptomen. Frühgeborene Babys sollten daher zunächst keine unbehandelte Muttermilch erhalten, wenn die Mutter CMV positiv ist. Pasteurisieren, so dass dann keine Gefahr mehr besteht. Das Team um Dr. Hamprecht arbeitet zur Zeit an möglichst schonenden Methoden den Virus zu inaktivieren, um in Zukunft Infektionen mit CMV bei extrem kleinen Frühgeborenen zu verhindern und ihnen die bekannten Vorteile der Muttermilch nicht vorzuenthalten. Fazit: CMV positive Mütter können ihre voll ausgetragenen, gesunden Kinder stillen. Bei frühgeborenen Babys muss getestet werden, ob Viren in der Muttermilch vorhanden sind und gegebenenfalls die Milch vor dem Füttern pasteurisiert werden. Wie lange die Milch behandelt werden muss, muss von Fall zu Fall vom Arzt entschieden werden. Hamprecht, K. et al.: Epidemiologie of transmisstion of cytomegalovirus from mother to preterm infant by breastfeedeing. Lancet 2001; 357:513 518 Lawrence, R. u. Lawrence R.: Breastfeeding a guide for the medical professsion 5th ed., 1999 Mohrbacher, N.


Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi, vielen Dank für deine Antwort und den interessanten Artikel. Genau das ist ja das Problem, sie hat ein paar Tage nach der Geburt, also ca. ab 27+3, meine Muttermilch bekommen, unpasteurisiert. Mich hatte keiner danach gefragt und ich wusste auch nicht, dass das problematisch sein könnte. Naja, evtl. hatte sie es ja schon bei der Geburt und das war vllt. sogar der Auslöser für die Frühgeburt :-( Das werden sie ja jetzt untersuchen, sie haben Blut von der Zeit der Geburt vorliegen. Viele Grüße!


Biggi Welter

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Liebe Onlyone, bitte schreibe mir doch, wenn Du Näheres weißt! Ich bin in Gedanken bei Euch! Biggi


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