Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Brustschreiphase

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: Brustschreiphase

k_ristina

Beitrag melden

Liebe Biggi! Ich bin schon am verzweifeln und weine jeden Tag und hoffe so sehr, dass es nur eine Phase ist. Mein Sohn ist 15 Wochen alt, er wird nach Bedarf und vollgestillt, bekommt keinen Schnuller und keine Flasche. Das Zungenband wurde mit 4 Wochen durchtrennt und es passt jetzt, beim Osteopathen waren wir auch und auch hier wurde alles behoben. Ich habe seit seiner Geburt sehr viel Milch, da ich meinen älteren Sohn auch noch stille, aber sehr selten, maximal 2x am Tag. Nun zum Problem: Nach dem Aufstehen ist der Kleine für zirka 1,5-2 Stunden munter (manchmal auch weniger) und dann wird er gestillt, damit er schläft. Jedoch dauert es dann mindestens eine Stunde, bis er eingeschlafen ist und ist dann nach 30min. wieder munter, somit dauert das Einschlafen länger als das Schlafen. Sobald ich ihn nur auf das Bett hinlege (keine Brust im Mund) um zu stillen, fängt er an zu weinen/schreien. Wenn er dann die Brust doch endlich einmal nimmt, dann saugt er ein bisschen, lässt die Brust los und fängt an zu schreien. Es hört sich so an, als ob er sich verschluckt hat oder zu viel Milch da ist. Während dem kurzen Trinken ist er auch unruhig, bzw. er strampelt mit den Beinen und Händen. Egal ob in der Trage, im Liegen, intuitiv stillen, er schreit jedes Mal. Wenn die Brust hart ist, dann klappt das Stillen mit dieser Brust nur in der Nacht, aber auch wenn sie weich ist, schreit er tagsüber jedes Mal. Ich weiß auch nicht wann er Hunger hat, denn er zeigt keine deutlichen Hungerzeichen, außer wild strampeln und weinen, somit lege ich ihn an sobald er unruhig wird und quängelt und nach zirka 1-1,5 Stunden, falls er sich selber nicht meldet. Vielleicht hat er aber keinen Hunger und will nicht trinken, da er jedes Mal schreit oder ist es etwas Anderes? Nach seinem Nickerchen klappt das Stillen ohne Probleme. Er schreit immer dann, wenn er schlafen soll bzw. wenn er im wachen Zustand gestillt werden will. Mir tut er dann so leid, da er mindestens eine Stunde lang schreit, schlafen will/soll und auch stillen will, aber es klappt nicht. Wenn er dann nicht stillen will und er schreit, gebe ich ihn in die Trage (damit er schläft), aber auch hier schreit er und will raus aus der Trage. Irgendwann schläft er dann vor Erschöpfung vom vielen Weinen ein. Im Kinderwagen will er auch nicht sein, es passt gar nichts, nur aufrecht getragen werden ist ihm Recht, aber nicht in der Trage. Es ist echt mühsam und ich weiß nicht mehr was ich noch machen soll, da nichts hilft (im dunklen Zimmer zu stillen klappt auch nicht, im herumgehen oder Schaukelstuhl auch nicht). Ist es vielleicht die Brustschreiphase? Kann mir aber nicht vorstellen, dass die so lange dauert, oder liegt es daran, dass ich so viel Milch habe? Ich war auch schon bei einer Stillberaterin vor Ort, aber sie konnte mir nicht wirklich weiterhelfen, denn ich habe schon alles Mögliche probiert und es wird nicht besser. In der Nacht wird er zirka 3x gestillt und da läuft es super, so wie es eigentlich sein sollte und er nimmt auch gut zu (6,3kg). Hast du vielleicht noch einen Ratschlag oder eine Ahnung was es sein kann? LG Kristina


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe Kristina, auf Anhieb gibt es mehrere mögliche Ursachen für das Verhalten deines Babys. Zum einen erlebt dein Kind jetzt seine Umwelt immer bewusster und muss daher die Ereignisse des Tages verarbeiten. Das bedeutet für manche der kleinen Menschlein, dass sie sehr unruhig sind, weinen und an der Brust ebenfalls unruhig sind. Hier hilft es, die Tage möglichst ruhig verlaufen zu lassen, den Abend sanft ausklingen zu lassen und dem Kind Nähe, Ruhe und Halt zu geben. Keine hektischen Versuche mit immer neuen Ideen das Kind zur Ruhe zu bringen, sondern so wenig „Action" wie möglich. Den Raum abdunkeln, beruhigend mit dem Baby sprechen oder ihm etwas leise vorsingen. Es gibt einige Kolleginnen, die von einer „Brustschimpfphase" sprechen. Damit sind Kinder gemeint, die Angst haben, beim Trinken an der Brust etwas zu verpassen. Als erste Maßnahme ist dann zu empfehlen, das Baby auch am Tag unter den Bedingungen zu stillen, wie sie in der Regel nachts herrschen: in einem ruhigen, ablenkungsarmen, abgedunkelten Raum. Neben dem Tipp, möglichst gelassen zu bleiben ist dies die nächste Empfehlung, die dem Kind und damit auch der Mutter in solchen Zeiten helfen kann. Am besten wendest du dich einmal für eine persönliche Beratung an eine Stillberaterin in deiner Nähe. Adressen von Stillberaterinnen findest du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Bis du eine Kollegin erreichen kannst, hier einige allgemeine Tipps, wie dein Kleines vielleicht doch besser trinkt: Du kannst versuchen dein Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Du kannst ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, dränge aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen. Weitere Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind: im Umhergehen stillen, in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen, im Halbdunkeln stillen, im Halbschlaf stillen, das Baby mit der Brust spielen lassen, unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren, alle künstlichen Sauger vermeiden, das Baby massieren, viel Körperkontakt (Haut auf Haut), und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt. Ich hoffe, da ist etwas dabei, was dir weiterhilft! Liebe Grüße Biggi


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.