Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Brustschimpfphase oder anderes Problem?

Frage: Brustschimpfphase oder anderes Problem?

AndreaMa

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Sehr geeehrte Frau Welter, Ich habe einen 7 Wochen alten Sohn, er ist mein zweites Kind. Die ältere Tochter wird bald 5 Jahre alt. Mit ihr habe ich lange und gut gestillt, mit 2,5 Jahren haben wir die Stillbeziehung beendet. Mein Sohn trinkt ebenfalls unter dem Strich recht gut und er nimmt gut zu, die Windeln sind immer nass, nur mit dem Stuhlgang kämpft er etwas, der kommt alles 3-4 Tage. Er tut sich jedoch schwer mit dem Einschlafen, d.h. dass es nur in der Trage oder beim Einschlafstillen klappt, jedoch auch nicht reibungslos, da kämpft er auch bis er müde wird und einschläft. Das Einschlafstillen wird besonders beim nächtlichen zu Bett gehen (liegend im Bett) ein ständiges An-und Abdocken, winden, zappeln, drehen, unruhig suchen, spucken und schließlich weinen und schreien. Irgendwann kommt er zur Ruhe und schläft ein, der Kampf dauert aber ca. eine Stunde. Seit gestern (schon tagsüber hat et unzufrieden getrunken) ist es eine absolute Katastrophe. Wir sind abends um 19.30h ins Bett gegangen, der Kampf hat wieder begonnen und schließlich hat er so bitterlich geweint, dass ich ihn hochnehmen musste. Auch auf dem Arm war er untröstlich weil offensichtlich müde. Beim Stillen, auch wenn ich saß, hat er noch mehr geweint. Das ging volle 3 Stunden, er hat so viel geweint, dass ich ihn in die Trage gepackt habe, dort ist er eingeschlafen und dann konnte ich ihn ablegen, als er im Tiefschlaf war. Ein wenig konnte ich ihn stillen, als er leicht wach wurde. Später in der Nacht musste ich das mit der Trage wiederholen, weil er wieder weinte. Ich frage mich nun, ob es „nur“ eine Brustschimpfphase ist (meine Tochter hatte sie auch zur ca. gleichen Zeit) oder ob es am Anlegen liegt oder er gar Reflux hat, da er deutlich mehr spuckt. Über Ihre Einschätzung wäre ich sehr sehr dankbar, da ich mir Sorgen mache.


Biggi Welter

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Liebe AndreaMa, auf Anhieb gibt es mehrere mögliche Ursachen für das Verhalten deines Babys. Zum einen erlebt dein Kind jetzt seine Umwelt immer bewusster und muss daher die Ereignisse des Tages verarbeiten. Das bedeutet für manche der kleinen Menschlein, dass sie sehr unruhig sind, weinen und an der Brust ebenfalls unruhig sind. Hier hilft es, die Tage möglichst ruhig verlaufen zu lassen, den Abend sanft ausklingen zu lassen und dem Kind Nähe, Ruhe und Halt zu geben. Keine hektischen Versuche mit immer neuen Ideen das Kind zur Ruhe zu bringen, sondern so wenig „Action" wie möglich. Den Raum abdunkeln, beruhigend mit dem Baby sprechen oder ihm etwas leise vorsingen. Besonders unruhige Babys, die sich an der Brust steif machen und nach hinten überstrecken, können auch gebündelt werden. Beim Bündeln wird das Baby gut in eine Decke eingewickelt, so dass seine Schultern nach vorne geneigt und die Arme unterhalb der Brust gekreuzt sind. So kann es den Kopf nicht zurückwerfen. Bei manchen Babys bewährt es sich, wenn die Decke unten offen bleibt, so dass die Füße frei bleiben. Wenn ein Kind auf diese Weise eingepackt ist, sieht es wie ein „C" aus, mit dem Kinn auf der Brust und angezogenen Beinchen. Häufig reicht diese Maßnahme aus, das Baby zu beruhigen und es trinkt dann besser an der Brust. Manche Babys brauchen Halt im wahrsten Sinne des Wortes um weniger zappelig zu sein. Eine andere Ursache kann der Schnuller oder die Flasche sein. Schnuller können wie alle künstlichen Sauger zu einer Saugverwirrung führen. Ist das Kind dann auch noch erregt oder besonders müde, dann „erinnert" es sich unter Umständen nicht mehr an die korrekte Trinktechnik für die Brust. In diesem Fall hilft nur konsequentes Verzichten auf alle künstlichen Sauger, falls du welche gibst. Eine Saugverwirrung entsteht, wenn ein Kind mit dem Wechsel zwischen den Trinktechniken an Brust und künstlichem Sauger (dazu gehören Flaschensauger, Schnuller und Stillhütchen) nicht zurecht kommt und dann die Brust schlussendlich sogar verweigern kann. Das ist ein ernsthaftes Stillproblem, das schon viele Sorgen und Tränen bei Müttern und Kindern verursacht hat. Doch eine Saugverwirrung kann überwunden werden. Dabei ist es die erste Maßnahme, dass sämtliche künstlichen Sauger weggelassen werden. In leichteren Fällen kann dies schon ausreichen. Beobachte einmal eine Stillzeit ganz genau. Verschluckt sich dein Baby sehr leicht? Hast du den Eindruck, dass die Milch sehr rasch aus deiner Brust fließt? Fließt deinem Kind Milch aus den Mundwinkeln, weil es beim Schlucken nicht nachkommt? Wenn du die obigen Fragen mit „Ja" beantworten kannst, dann könnte es sein, dass du einen sehr starken Milchspendereflex hast und dein Baby mit der plötzlich in großer Menge fließenden Milch nicht zurechtkommt. Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (leg dir eine Windel zum Auffangen der Milch hin und vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das „Berg auf Stillen". Dazu hältst du dein Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als deine Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnst du dich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützt du dein Baby von unten mit zwei Kissen in deinem Schoß und lehnst dich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Wenn das gar nicht klappt, stille im Liegen. Versuche überhaupt einmal verschiedene Stillpositionen, möglicherweise gefällt deinem Baby die von Dir bevorzugte Haltung nicht. Am besten besprichst du mit einer Stillberaterin in deiner Nähe, wie du vorgehen kannst. Adressen von Stillberaterinnen findest du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Liebe Grüße Biggi


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