Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Brei-Unlust

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: Brei-Unlust

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Liebe Stillberaterinnen, meine Tochter ist nun 7 Monate alt, wurde voll gestillt und auch jetzt noch gestillt, und seit ca. 4 Wochen bekommt sie Mittags einen Gemüsebrei (zuerst Kürbis, dann dazu Kartoffeln, dann dazu Fleisch, mit Öl und kleinem Schuss Apfelsaft). Habe bislang immer selbst und mit viel Liebe gekocht :). Leider ist die Maus so gar nicht begeistert. Nicht in der Form, dass sie den Brei verweigern würde, aber sie isst dermaßen lustlos, dass ich ihr eben so die Löffelchen in den Mund schiebe und sie es auch isst, sie aber nie nach dem nächsten Löffel verlangen würde oder den Schnabel weit aufsperren würde. Mittlerweile- nach 4 Wochen- isst sie nun ca. 100g mit Müh und Not. Danach gebe ich ihr Wasser, anschließend lege ich sie noch an und sie trinkt jedesmal noch ein paar Minuten an der Brust. Nun frage ich mich: Soll ich sie danach einfach mal nicht mehr anlegen, damit sie versteht, dass sie sich satt essen soll? Oder kann das ein so kleines Kind noch nicht kognitiv nachvollziehen? Oder soll ich einfach weiter andere Gemüsesorten versuchen, vielleicht findet sie ja an irgendetwas Geschmack (oder verwirre ich damit ihren noch unverdorbenen Geschmackssinn zu sehr?)? (Bislang hab ich einmal Karotten versucht- keine Veränderung im Essverhalten. Ebenso bei zwei Löffelchen Apfelmus nach dem Hauptmahl). Vielen Dank im Voraus, liebe Grüße, Paula


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe Paula, Ihre Tochter ist gerade erst sieben Monate alt und damit noch am Beginn der "Beikostkarriere" und in dieser Zeit sollte der Begriff "BEI-Kost" wörtlich verstanden werden. Beikost ist etwas, was die Muttermilch ergänzt und nicht ersetzt. Es ist deshalb normal und richtig in Verbindung mit der Beikost zu stillen, nicht zuletzt deshalb, weil auf diese Weise bestimmte Bestandteile der Beikost vom Kind besser verwertet werden können. Sicher ist es richtig und gut, einem sechs Monate alten Baby, das Interesse an fester Nahrung zeigt, diese dann auch anzubieten. Doch diese Einführung der Beikost sollte langsam erfolgen und keinesfalls kann die feste Kost die Muttermilch jetzt bereits in größerem Maße ersetzen. Ich weiß, dass fast überall steht: "zunächst wird die Mittagsmahlzeit ersetzt und im Abstand von etwa vier Wochen ersetzen Sie die nächste Mahlzeit usw". Gleichzeitig wird "eine Mahlzeit" als die Menge definiert, die in ein Gläschen passt und zwar für alle Kinder gleich. Doch dieses Schema, das leider immer noch oftmals propagiert wird verursacht in vielen Fällen nichts weiter als Stress und Tränen. Es ist einfach zu sehr in den Köpfen vieler Menschen verwurzelt, dass eine Stillmahlzeit "ersetzt" werden müsse, dabei stimmt das gar nicht. Schon der Begriff BEI-Kost drückt doch aus, dass es sich bei dieser Nahrung um eine ergänzende Nahrung und nicht um einen Ersatz für die Muttermilch handelt. Wäre es ein Ersatz, dass würde es ANSTATT-Kost heißen. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Im gesamten ersten Lebensjahr sollte Muttermilch das Hauptnahrungsmittel des Kindes sein. Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte. Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Wird das Kind ausreichen häufig gestillt, braucht es keine andere Milchnahrung und auch keinen Milchbrei oder Flaschennahrung. Allmählich wird sich die Menge der Beikost von selbst steigern und etwa ab den ersten Geburtstag werden sich das Verhältnis Beikost zu Muttermilch langsam umkehren, bis sich das Kind (wenn es dazu die Gelegenheit erhält, die Entscheidung selbst zu treffen) schließlich irgendwann ganz abstillen wird. Für Tipps rund um das Thema Beikost bietet sich das Buch "Babyernährung gesund & richtig - B(r)eikost und Fingerfood" von Gabi Eugster an. Dort finden sich sehr viele Informationen und Tipps zum Thema Ernährung ab dem siebten Monat. Sie bekommen es im Buchhandel, bei einer LLL-Beraterin oder auch hier im Still-Shop. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Liebe Frau Welter, vielen Dank für die Antwort. Aber soll ich jetzt Ihrer Meinung nach weitermachen mit dem Mittagsbrei, bis sie nichts mehr von der Brust anschließend will oder einfach zusätzlich schon mal mit dem Abendbrei anfangen? Liebe Grüße, Paula


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.