Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Beim nächsten Kind stillen, aber wie?

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Beim nächsten Kind stillen, aber wie?

Mitglied inaktiv

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Guten Morgen, als meine Tochter Lisanne geboren wurde, habe ich sie noch im Kreißsaal angelegt und auch im Krankenhaus immer angelegt, wenn ich das Gefühl hatte, dass sie Hunger habe (geweint hat sie nie, deswegen nach Gefühl). Die Stillberaterin des Kkh hat ein paar mal zugeschaut, wie ich sie angelegt habe, hat mir ein paar Stillstellungen gezeigt und war mit Lisannes Saugverhalten zufrieden (Sie hat immer nur die erste halbe Minute zugeschaut und ging). Als wir am Morgen des vierten Tages entlassen wurden kam plötzlich kurz bevor wir durch die Tür waren große Aufregung auf: Lisanne hatte über 10% ihres Geburtsgewichtes verloren (und sie wog schon bei der fast termingerechten Geburt nur 2710 g). Irgendjemandem war es plötzlich aufgefallen. Wir wurden dann trotzdem entlassen, sollten Lisanne aber alle zwei Stunden zum trinken wecken und am nächsten Tag zum Wiegen kommen. Am nächsten Tag wog sie nicht wesentlich mehr, aber auch nicht weniger. Bis dahin (und auch später nicht) habe ich keinen Milcheinschuss bemerkt und auch beim Stillen habe ich nie bemerkt, ob der Milchspendereflex ausgelöst wurde. Meine Hebamme war nicht so wirklich glücklich, als sie Lisanne zwei Tage später wog und wir holten Waage und Milchpumpe aus der Apotheke. Ich habe dann immer erst gestillt und dann gepumpt. Laut Waage trank Lisanne sehr wenig (unter 10 ml an beiden Seiten zusammen) und beim pumpen kamen wenige Tropfen Milch, die sich nicht mal lohnten aufzufangen. Als Lisanne wenige Tage später nicht mehr zum Trinken aufwachte und auch sonst schon sehr schlapp war, habe ich wohl oder übel zugefüttert. Bis sie 10 Wochen alt war habe ihr erst die Brust, dann die Flasche gegeben und hinterher noch gepumpt. Beim Pumpen bekam ich in der 10. Woche 10 ml insg. heraus. Dann habe ich nur noch Flasche gefüttert und Pumpe und Waage in die Apotheke zurückgebracht, weil ich keine Besserung sehen konnte. Allerdings hat sie auch für das Trinken der Flasche ewig gebraucht. 45 Minuten für 60 ml war anfangs durchaus üblich. Fakt ist, dass ich trotz Stillberaterin im Kkh und Hebamme zu Hause noch immer keinen blassen Schimmer habe, woran es lag. Ich bin schwanger und möchte mein zweites Kind stillen, aber ich weiß nicht, was ich anders machen soll!? Kann es tatsächlich sein, dass ich nicht stillen kann. Das würde ich sehr ungerne akzeptieren. Hast du eine Idee? Liebe Grüße Inge


Biggi Welter

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Liebe Inge, etwa 98 % aller Frauen können stillen, vorausgesetzt, sie bekommen die richtigen Informationen, werden korrekt unterstützt und wollen stillen. Der Umkehrschluss von dieser Aussage lautet: zwei Prozent aller Frauen können tun und lassen was sie wollen, können die beste Unterstützung der Welt erhalten und werden dennoch nicht (voll) stillen können. Gründe für eine zu geringe Milchbildung oder gar ein Ausbleiben der Milchbildung können in unterentwickeltem Drüsengewebe, aber auch bei Stoffwechselproblemen liegen (so hat eine Schilddrüsenunterfunktion möglicherweise einen gravierenden Einfluss auf die Milchbildung). Auch extrem starke Blutungen nach der Geburt können dazu führen, dass die Frau eine Art Hypophyseninfarkt erleidet und keine oder nur sehr wenig Milch bilden kann (Sheehan Syndrom). Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist auch das Stillmanagement in der Zeit unmittelbar nach der Geburt. Nicht immer, lässt sich alles, was in diesem Zeitraum nicht optimal gelaufen ist, wieder korrigieren. Es gibt die "Prolaktin Rezeptoren Theorie", die besagt, dass das häufige Saugen des Babys in den ersten Tagen der Stillperiode die Entwicklung der Prolaktinrezeptoren im Brustdrüsengewebe fördert. Bleibt die Förderung dieser Entwicklung durch zu wenig Stimulation aus, ist es nicht immer möglich die Milchmenge später entsprechend zu steigern. Im Tierversuch ist diese Theorie bereits belegt. Bei vielen Frauen ist es aber nach wie vor so, dass es schlicht und ergreifend an der mangenden Betreuung und falscher Information liegt. So wird zum Beispiel immer noch geraten, dass stillende Frauen extrem viel trinken müssten, um die Milchbildung zu fördern, obwohl bewiesen ist, dass eine zu hohe Flüssigkeitszufuhr zu einer Verringerung der Milchmenge führen kann. Es wird immer noch viel zu wenig Augenmerk auf das korrekte Anlegen und richtige Saugen des Kindes gelegt, beides Faktoren, die nicht nur wegen der wunden Brustwarzen sondern auch für die optimale Stimulation der Brust extrem wichtig sind. Viele Frauen werden immer noch angehalten das Stillen sowohl was die Häufigkeit als auch die Zeit an der Brust betrifft einzuschränken obwohl letztlich der wichtigste Faktor für die Milchbildung das häufige Anlegen bzw. Anregen der Brust ist. Am besten ist es wohl, dass Du dich an eine kompetente Beraterin in deiner Nähe wendest, die dann auch in den ersten Tagen bereit ist und dir Tipps geben kann und dich evtl. in der Klinik besucht. Sie kann dir auch sagen, was Du selbst in den ersten Tagen beachten musst. Ich suche dir gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus, wenn Du mir deinenWohnort mit Postleitzahl angibst. LLLiebe Grüße und alles Gute! Biggi


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Hallo Biggi, danke für deine Antwort. Meine PLZ ist die 51647. Inge


Biggi Welter

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Liebe Inge, Du kannst dich an Frau Martina Albach Tel.: 0221-6640020 wenden. Sag ihr einen lieben Gruß. LLLiebe Grüße Biggi


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Danke Biggi, werd ich ihr ausrichten. Nur eine kurze Nachfrage: Lautet die Vorwahl 0221 oder 02261? Inge


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