Frage: beikosteinführung

hallo, meine tochter wird jetzt im oktober 6 monate und ich hab sie in dieser zeit voll stillen können; kann ich jetzt auch mit zucchini anfangen zuzufüttern oder muß es unbedingt karotte sein? in einer eltern zeitschrift hab ich gelesen, daß ich 1 woche gemüse(aber nicht unbedingt karotte) geben soll, dann gemüse und 1 EL öl in der zweiten woche und in der dritten dann gem.& öl & kartoffel!? kann ich etwas total "falsch" machen? vielen dank schon im voraus, roswitha

Mitglied inaktiv - 03.10.2005, 09:37



Antwort auf: beikosteinführung

Liebe Roswitha, wenn Du deinem Baby Beikost anbieten willst, dann schau einmal, ob es die folgenden Anzeichen zu erkennen gibt: o es ist in der Lage aufrecht zu sitzen, o der Zungenstreckreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt, o es zeigt Bereitschaft zum Kauen, o es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken und interessiert sich dafür, o es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen lässt. Dies ist meist etwa mit sechs Monaten der Fall, bei wenigen Kindern früher, bei gar nicht so wenigen später. Ehe diese Zeichen nicht zu erkennen sind, sollte noch keine Beikost eingeführt werden. Sobald Du siehst, dass dein Kind die oben genannten Punkte erfüllt und es sich auch offensichtlich für das Essen interessiert, kannst Du vorsichtig und wirklich nur mit ein, zwei Löffeln beginnend und dann ganz langsam steigernd mit Beikost anfangen. Als erste Nahrung eignen sich Kartoffeln recht gut. Karotten verursachen bei manchen Babys starke Verdauungsprobleme, sind aber in unserer Kultur das wohl verbreiteste Anfangsgemüse. Statt Karotten können auch Zucchini, Kürbis, Pastinaken, Brokkoli oder Kohlrabi angeboten werden. Als Fettzugabe ist Öl empfehlenswert. Das wertvollste Fett ist kaltgepresstes Pflanzenöl. Trotzdem sollte bis zum Ende des achten Monats nicht kaltgepresstes Öl verwendet werden, da empfindliche Babys auf die (ansonsten wünschenswerte) Reste der Ölsaat reagieren können. Deshalb sollte anfangs Soja , Raps oder Maiskeimöl, später dann kaltgepresstes Sonnenblumenöl verwendet werden. Die Einführung der Beikost sollte langsam erfolgen. Es ist am günstigsten mit einem Nahrungsmittel zu beginnen, zunächst nur eine geringe Menge anzubieten (jeweils nur mit ein paar Löffeln beginnen) und diese dann langsam zu steigern. Am Anfang sollte nur eine neue Nahrung, ein oder zweimal am Tag gegeben werden und etwa eine Woche gewartet werden, bevor wieder etwas Neues angeboten wird. (Also nur Karotte, nur Kartoffel, nur Banane, nur geriebener Apfel usw.). Der Sinn dieser Vorgehensweise ist folgender: Falls sich eine allergische Reaktion zeigt, kann man auf diese Art leichter feststellen, was sie verursacht hat. Auch wenn das Risiko einer allergischen Reaktion nach dem ersten halben Jahr nicht mehr so groß ist, besteht die Möglichkeit dass eine Speise eine allergische Reaktion auslöst (Ausschlag, Durchfall, Erbrechen). Wurde immer nur ein neues Nahrungsmittel eingeführt, dann lässt sich leichter feststellen, welches Nahrungsmittel nicht vertragen wurde. Die betreffende Speise sollte dann aus dem Speiseplan gestrichen und erst zu einem späteren Zeitpunkt wieder angeboten werden. Bereits eingeführte Nahrungsmittel, die gut vertragen werden, können miteinander gemischt werden. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Ohnehin sollte der Begriff BEI Kost wörtlich verstanden werden, es ist ergänzende Kost, die die Muttermilch nicht ersetzen, sondern ergänzen soll. Sollte die Muttermilch durch die Beikost ersetzt werden, würde es Anstatt Kost heißen. Wird in Zusammenhang mit der Beikostmahlzeit gestillt, kann das Kind außerdem einige Nährstoffe aus der Beikost besser aufnehmen und verwerten. Im ersten Lebensjahr braucht ein Baby noch keine reichhaltige Speisekarte mit viel Abwechslung, weniger ist hier mehr, insbesondere, wenn das Kind allergiegefährdet ist. Künstliche Säuglingsnahrung ist nicht zwingend notwendig, es kann so lange gestillt werden, bis das Kind so weit ist, dass es "normale" Milch bekommen kann. Hier noch ein Lesetipp: "Babyernährung gesund und richtig B(r)eikost und Fingerfood" von Gabi Eugster ist gerade dieser Tage (endlich) erschienen, Sie bekommen es im Buchhandel oder hier im Still Shop. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 03.10.2005