Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Baby beim Stillen in Rage

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Baby beim Stillen in Rage

CaroCaro15

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Liebe Biggi, langsam aber sicher bin ich am Verzweifeln. Mein Sohn ist fast 2 Monate alt, und kurz nach der unkomplizierten Geburt im Krankenhaus klappte das Stillen noch einwandfrei. Alles war super. Wir kamen nach Hause, initiale Brustdrüsenschwellung kam, und für ein paar Tage ging noch alles gut. Dann fingen die Probleme an, die ab dann immer öfter und heftiger auftraten und mittlerweile weiß ich nicht, ob ich unter diesen Bedingungen weiter stillen kann (obwohl ich es gerne würde!): Er regt sich beim Stillen furchtbar auf. Rudert mit den Armen, strampelt mit den Beinen, dockt an, dockt ab, dockt an, dockt ab. Schreit die Brust an, sucht sie wieder, dockt wieder ab und schreit. Teilweise würgt er beim Trinken, manchmal (vor allem morgens) würgt er schon wenn ich sie nur an seine Lippen führe. All das hatte angefangen, bevor wir jemals einen Schnulli oder eine Flasche benutzt hatten, eine Saugverwirrung kann es also nicht sein. Zwischenzeitlich hatten wir das Problem fast unter Kontrolle. Da hatten wir zum Stillen etwas Wasserplätschern auf dem Handy oder den Staubsauger angemacht. Da machte er große Augen, hat kurz innegehalten und ab dem Moment dann ganz ruhig und ohne Probleme getrunken. Aber seit ein paar Tagen funktioniert auch das nicht mehr. Richtig gut klappt es aktuell nur, wenn er so halb am Schlafen ist. Ich weiß nicht mehr weiter. Ist mein Milchspendereflex zu stark (die Milch schießt manchmal schon raus, wenn ich meine Brust warm abwasche vor dem Stillen)? Ist sein Bauch zu voll? Tut ihm etwas weh? Schmeckt meine Milch eklig? Ist er einfach "überdreht"? Ich wünschte ich wüsste, was das Problem ist. Weißt du, was das sein könnte? Ich bin leider wirklich kurz davor, zur Flasche zu wechseln, obwohl ich das echt vermeiden möchte. Eine typische Stillsession sieht bei uns normalerweise so aus (wenn es mal gut klappt): Er trinkt eine Seite für ungefähr 10 Minuten, ich biete sie aber für noch 10 Minuten länger an (manchmal nimmt er dann noch ein paar kleine Schlucke, manchmal nicht). Dann etwa 10 Minuten Pause zum Bäuerchen machen und "verschnaufen". Und dann das gleiche auf der anderen Seite. Ist etwas an diesem Vorgang falsch? Biete ich die Brust zu lange an pro Seite? Vielen Dank im Voraus, und liebe Grüße!


Biggi Welter

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Liebe CaroCaro15, aus meiner Sicht macht es Sinn, dass du einmal nach einer Stillberaterin in deiner Gegend schaust, die das Baby beim Stillen beobachten kann.    Adressen von Stillberaterinnen findest du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Zunächst jedoch ganz allgemeine Tipps. Beobachte einmal eine Stillzeit ganz genau.    Verschluckt sich dein Baby sehr leicht? Hast du den Eindruck, dass die Milch sehr rasch aus deiner Brust fließt? Fließt deinem Kind Milch aus den Mundwinkeln, weil es beim Schlucken nicht nachkommt?    Da du die obigen Fragen mit „Ja" beantworten kannst, denke ich, dass du einen sehr starken Milchspendereflex hast und dein Baby mit der plötzlich in großer Menge fließenden Milch nicht zurechtkommt. Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (leg dir eine Windel zum Auffangen der Milch hin und vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das „Berg auf Stillen". Dazu hältst du dein Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als deine Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnst du dich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützt du dein Baby von unten mit zwei Kissen in deinem Schoß und lehnst dich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Wenn das gar nicht klappt, stille im Liegen. Weitere Möglichkeiten einem starken Milchspendereflex zu begegnen sind:    Erhöhe die Häufigkeit der Stillmahlzeiten. Dadurch verringert sich die Menge der gestauten Milch und damit die Milchmenge, die während des Milchspendereflexes freigegeben wird. Wenn Du die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten vergrößerst, verschlimmert sich das Problem noch weiter. Biete nur eine Brust pro Mahlzeit an. Diese Vorgehensweise kann durchaus hilfreich sein, obwohl es nicht zu dem passt, was üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn dein Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass du ihm mehrere Male dieselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden anbietest, bevor du die Seite wechselst. Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, solltest du gerade so viel Milch ausstreichen, dass du dich wohl fühlst, um die Milchproduktion nicht zu sehr anzuregen.  stille dein Baby wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt, ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark. Versuche verschiedene Stillpositionen (auch das oben beschriebene Berg auf Stillen) Eventuell kann dein Baby auch schon an deiner Brust trinken während es auf deinem Bauch liegt.  Lass das Baby oft aufstoßen. Vermeide den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnuller. Mit dem Schnuller lässt sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird    Melde dich doch bitte nach dem Wochenende wieder, ob die Tipps helfen! Lieben Gruß Biggi


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