Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Baby 14 Wochen, nimmt nicht zu

Frage: Baby 14 Wochen, nimmt nicht zu

Jeanny23

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Hallo Biggi, meine Tochter ist 14 Wochen alt, bisher habe ich sie voll gestillt. Jedoch fingen mit etwa 3 Wochen Stillprobleme an. Sie dockte immer wieder von der Brust an und ab, stillte teilweise recht kurz (Max 5min pro Seite) und nahm nur moderat bis wenig zu. Abends hatte sie oft Schreiphasen. Mit ca 4 Wochen hatte sie einen Atemwegsinfekt so dass ich vermutete das schlechte Trinken komme daher. Meine Hebamme empfahl mir immer nur eine Brust zugeben und nach 4h zu wechseln. Nachdem wir den Infekt nach ca. 3 Wochen auskuriert hatten, besserte sich das Trinkverhalten wieder und sie trank nun länger aber weiterhin nur an einer Brust. Sie nahm wieder moderat zu. Gestern war ich zum Wiegen bei meiner Hebamme. Meine Tochter hatte nur ca. 40g in ca. 20 Tagen zugenommen. Deshalb soll ich nun mit Zufüttern anfangen. Leider ist es uns bisher nicht gelungen ihr die Flasche zu geben. Sie nimmt weder die Flasche (wir haben verschiedene ausprobiert), noch Löffel oder Becher. Ich habe es auch mit Fingerfeeding und einer Spritze probiert. Jedoch saugt sie nicht wirklich am Finger. Es läuft alles wieder aus dem Mund heraus. Haben Sie Tipps? Mein Mann hat es ebenfalls probiert und ich habe den Raum verlassen, aber sie weint nur wenn wir ihr die Flasche geben wollen. Ich habe das Gefühl, dass ich jetzt nur noch wenig Milch habe. Ich habe angefangen abzupumpen, jedoch kommt dabei nicht viel heraus, teilweise nur ein paar Tröpfchen. Auch wenn ich versuche mit der Hand auszustreichen, ist es inzwischen sehr mühsam. Kann die Milchproduktion nach 14 Wochen wieder angeregt werden? Ich befürchte, dadurch dass sie immer so wenig gestillt hat, ist die Milch zurückgegangen. Auch nachts trinkt sie in den Wachphasen oft nur kurz und schläft dann weiter. Wir hatten mit 3 Wochen durch die Schreiphasen einen Nuckel eingeführt. Aktuell hat sie sich aber angewöhnt an der Faust/ dem Finger zu saugen. Ist das ein Hungerzeichen oder eher zur Selbstberuhigung? Haben Sie Tipps für unsere Situation?


Biggi Welter

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Liebe Jeanny23, bei den von dir genannten Gewichtsangaben gehen bei jeder Stillberaterin die Alarmglocken an. Dein Baby braucht jetzt DRINGEND Nahrung. Die allerwichtigste Regel für alle Stillberaterinnen in einer solchen Situation ist „füttere das Kind". In manchen Situationen ist das Zufüttern zumindest für einige Zeit unumgänglich und Zufüttern muss nicht automatisch das Ende des Stillen bedeuten. Es ist wirklich absolut notwendig, dass dein Kind zunimmt und dazu braucht es Milch. Muttermilch wäre optimal, wenn diese jedoch noch nicht ausreichend zur Verfügung steht, dann zusätzlich künstliche Säuglingsnahrung. Wenn möglich gib die zusätzliche Nahrung mit einer alternativen Fütterungsmethode (z.B. mit dem Becher). Parallel dazu solltest du deine Milchproduktion steigern. Aus der Distanz kann ich dir jetzt keinesfalls sagen, was in deinem Fall erfolgen sollte. Am besten setzt du dich mit einer Stillberaterin in deiner Nähe in Verbindung und lässt das Saugverhalten einmal beurteilen, wenn du unsicher bist.

 Außerdem solltest du unbedingt Kontakt zu einer Stillberaterin vor Ort aufnehmen, die dich und dein Kind beim Stillen beobachten kann. Es ist wichtig, dass du korrekt anlegst und dass dein Kind korrekt saugt. Es kann auch sein, dass dein Baby nicht richtig saugt oder eine Saugschwäche hat, was korrigiert werden müsste. Das kann ich nicht beurteilen, denn ich kann dich nicht sehen. 

 Am besten besprichst du mit einer Stillberaterin in deiner Nähe, wie du vorgehen kannst. 
 Adressen von Stillberaterinnen findest du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).


 Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb solltest du dein Baby in den nächsten Tagen oft anlegen. Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung ("schwemmt aus") und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst du zu wenig. Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys. 

 Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung. Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst du ja ein paar "Stilltage" einlegen, das heißt du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen. 

 Wenn möglich, sollte dein Kind keinen Schnuller und auch keine Flaschensauger bekommen, denn diese können dazu führen, dass dein Baby nicht mehr weiß, wie es richtig an der Brust trinken soll.

 Da dein Baby die Flasche ablehnt, kannst du es mit einer alternativen Fütterungsmethode probieren. Dein Baby wird ein paar Anläufe brauchen (und du oder dein Mann auch) bis es den Dreh raus hat, wie es die Milch aus dem Becherchen bekommt. Vielleicht hilft dieses Video: http://www.youtube.com/watch?v=OAQcvHkFbdc Bei der Becherfütterung wird der Becher dem möglichst aufrecht im Schoß der Mutter/des Vater sitzenden Kind an die Unterlippe angelegt. Man kippt den Becher dann langsam und vorsichtig, so dass die Milch in den Mund des Babys läuft. Achte darauf, dass immer nur so viel Milch fließt, wie das Baby problemlos schlucken kann und setze immer wieder ab. Wird die Becherfütterung richtig durchgeführt verschlucken sich die Babys nicht. Bereits frühgeborene Babys können mit dem Becher gefüttert werden. Spezielle Babyfütterbecher gibt es von den Firmen Ameda und Medela und können in der Apotheke bestellt werden. Man kann aber natürlich auch einfach einen kleinen Becher in der Größe eines Schnapsglases (oder den Verschlussbecher von Babyflaschen) verwenden! 
 Ich würde dir zusätzlich noch empfehlen, deinem Baby eine Kalorienbombe aus Muttermilchsahne zu geben, das gibt den Kleinen meist einen wirklich guten Zunahme- und Entwicklungskick. Schau, dass du Milch ausstreichst oder abpumpst, die du in 10 ml Spritzen aufziehst und dann kopfüber in ein Glas stellst (also mit der Spitze nach unten). Lass aber ein bisschen Luft, denn die Schwerkraft wird den Kolben vielleicht etwas weiter in die Spritze drücken... Oben auf der Milch wird sich eine Fettschicht absetzen, der Muttermilchrahm. Nach ca. 2 Stunden kannst du den wässrigen unteren Teil der Milch ausdrücken und deinem Kind die verbleibende Sahne in den Mund träufeln.

 Statt mit leeren Spritzen kannst du natürlich auch mit einer Tasse arbeiten, in die du die gewonnene Muttermilch gibst. Oben wird sich der fetthaltige Rahm absetzen, du kannst ihn mit einem Löffel abschöpfen und deinem Baby geben.

Wenn du das 3-4 Tage lang machst (je mehr, desto besser), wird dein Baby ganz sicher einen Schub machen.

 Probier es mal aus!


 Liebe Grüße
 Biggi


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