Frage: auf einmal Probleme beim Stillen

Hallo, langsam bin ich wirklich verzweifelt. Ich habe eine 8 Wochen alte Tochter (Frühchen, 6 Wochen zu früh), die zu Beginn sehr gut an meiner Brust getrunken hat. Da sie ein Frühchen war, sollte ich sie zu Hause vor und nach jeder Mahlzeit wiegen, daher weiß ich, dass sie da immer zwischen 70 und 100ml getrunken hat und zwar auf 6-7 Mahlzeiten verteilt. Sie hat sich also alle 3,5-4 Stunden zum Essen gemeldet. Inzwischen bin ich froh, wenn sie 3 Stunden durchhält, meistens brüllt sie schon wieder nach 2 Stunden, deshalb habe ich die letzten 2 Tage auch wieder gewogen und festgestellt, dass sie nur noch 50-90ml pro Mahlzeit trinkt, dafür kommt sie aber auch ca. 10 mal, auch nachts. Woran liegt das? Milch habe ich genug... Ach ja: Sie nimmt trotz verändertem Stillverhalten weiterhin prächtig zu und wiegt nun bereits 4,3kg (2,4 bei Geburt). Was mir noch aufgefallen ist: Seit etwa 1 Woche weint meine Kleine oft an meiner Brust, meist gegen Ende der Mahlzeit und komischerweise immer nur Abends, meist vor dem Bet gehen. Ich habe interessehalber einmal eine späte Mahlzeit durch die Falsche ersetzt (abgepumpte Muttermilch) und siehe da: Sie weint nicht und trinkt viel mehr... Was soll ich nur machen? liebe Grüße!

von mia999 am 20.06.2011, 11:31



Antwort auf: auf einmal Probleme beim Stillen

Liebe Mia, das Verhalten Ihres Kindes ist völlig normal und kein Grund zur Sorge. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys (und keinesfalls ein Einschlafproblem). Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Ein Wachstumsschub ist mit etwa sechs bis acht Wochen zu erwarten. Wachstumsschübe sind Zeiten erhöhter Nachfrage, in denen das Baby sehr oft gestillt werden möchte. Wird das Baby dann auch häufig angelegt (etwa alle zwei Stunden, manchmal sogar noch häufiger), erhält der Körper der Frau das Signal „mehr Milch bilden" und nach ein paar Tagen ist der Spuk vorbei und die Milchmenge hat sich dem Bedarf des Babys wieder angepasst. Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Sie haben dann nicht zu wenig Milch, sondern der Bedarf Ihres Babys hat sich vergrößert und die Brust muss darauf erst reagieren. Wird in dieser Situation zugefüttert, wird der Brust kein erhöhter Bedarf signalisiert und die Milchmenge kann sich auch nicht auf den erhöhten Bedarf einstellen. Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird gestört und es kann der Beginn eines unfreiwilligen Abstillens sein. Aber auch ohne Wachstumsschub ist es normal, dass ein so kleines Baby mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden will. Sie schreiben, dass Ihr Baby an der Flasche besser trinkt, das hört sich leider nach einer Saugverwirrung an. Eine Saugverwirrung entsteht, wenn ein Kind mit dem Wechsel zwischen den Trinktechniken an Brust und künstlichem Sauger (dazu gehören Flaschensauger, Schnuller und Stillhütchen) nicht zurecht kommt und dann die Brust schlussendlich sogar verweigern kann. Das ist ein ernsthaftes Stillproblem, das schon viele Sorgen und Tränen bei Müttern und Kindern verursacht hat. Doch eine Saugverwirrung kann überwunden werden. Dabei ist es die erste Maßnahme, dass sämtliche künstlichen Sauger weggelassen werden. In leichteren Fällen kann dies schon ausreichen. Am besten besprechen Sie mit einer Stillberaterin in Ihrer Nähe, wie Sie vorgehen können. Die Kollegin kann Ihnen dann im persönlichen Kontakt gezielte Tipps und Hinweise geben, auch zum Thema Steigerung der Milchmenge und Wachstumsschübe. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 20.06.2011