Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Asthma+Stillen

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Asthma+Stillen

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letzte Woche war ich zur U4 mit meiner kleinen Tochter (4 Monate) gewesen. Die Kinderärztin riet mir, daß ich abstillen sollte, da ich unter Asthma leide. Das Asthma "überträgt" sich durch das Stillen auf das Kind. Da meine Tochter schon von mir die Neurodermitits geerbt hat möchte ich nicht auch noch, daß sie Asthma bekommt. Gibt es denn wirklich einen Zusammenhang zwischen Stillen und Asthma? Bitte helfen Sie mir weiter ich bin eigentlich ganz schön deprimiert, da ich eigentlich noch nicht abstllinen möchte.


Biggi Welter

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? Liebe Mjoe, weder Asthma noch Neurodermitis „übertragen" sich durch das Stillen. Im Gegenteil, es gibt Studien, die belegen, dass das Stillen eine gewisse Schutzwirkung hat. Ich zitiere Ihnen jetzt einmal aus einer Studie: „Gestillte Kinder bekommen seltener Asthma Studie belegt dies deutlich Wird ein neugeborenes Kind bis zum vierten Lebensmonat ausschliesslich gestillt, dann sinkt das Risiko, dass es später an Asthma erkrankt, signifikant. Lesen Sie dazu den Hintergrundbericht von Susi Ajnwojner. Ausserdem verzögert der Verzicht auf Formulamilch bis zum vierten Lebensmonat den Zeitpunkt der Erstdiagnose eines Asthma bronchiale deutlich. Das hat eine australische Untersuchung mit über 2000 Kindern ergeben, die von der Geburt an bis zum sechsten Lebensjahr nachbeobachtet worden sind. Es gibt bisher nur wenige Daten, die belegen, dass Stillen vor Asthma schützt. Da der Zusammenhang zwischen Stillen und der Entwicklung von kindlichem Asthma nicht allzu eng ist, bedarf es einer grossen Studienpopulation, die über Jahre prospektiv untersucht wird, um einen protektiven Effekt der Muttermilchernährung nachzuweisen. Australische Studie mit 2187 Kindern Dies ist australischen Wissenschaftlern jetzt mit einer prospektiven Geburtenkohortenstudie gelungen, in der die Daten von 2187 Kindern ausgewertet wurden, die in einer grossen geburtshilflichen Klinik in Perth in Westaustralien zur Welt gekommen waren. Die Studie wurde im "British Medical Journal" (BMJ 319: 815 1999) veröffentlicht. In der Untersuchung wurden ausser der Ernährung der Säuglinge auch andere Kofaktoren für die Entwicklung von Asthma bei Kindern wie Geschlecht, Gestationsalter, Rauchen im Haushalt und frühe Fremdbetreuung miterfasst. Diese Faktoren waren von den Forschern zu Studienbeginn erfragt worden einschliesslich des allgemeinen Gesundheitszustands des Neugeborenen. Nach einem Jahr wurden dann per Fragebogen die Still- und Ernährungsgewohnheiten ermittelt und die Kinder klinisch untersucht. Kurz vor dem sechsten Geburtstag der Kinder wurden die Eltern erneut nach der gesundheitlichen Entwicklung, den Rauchgewohnheiten und zu Atemwegserkrankungen in der Familie gefragt. Als Anzeichen für das Vorliegen von Asthma bei den Kindern wurden dabei folgende Parameter gewertet: Von Ärzten diagnostiziertes Asthma Drei oder mehr Anfälle von Keuchatmung seit dem ersten Lebensjahr Keuchatmung im letzten Jahr Schlafstörung im letzten Jahr durch Keuchatmung. Es ergab sich, dass das Alter, in dem zum ersten Mal zugefüttert wurde, unabhängig von allen anderen Kofaktoren enger mit dem Auftreten asthmatischer Beschwerden bis zum sechsten Lebensjahr assoziiert war als die Gesamtstilldauer, schreiben die Wissenschaftler. Dies deute darauf hin, dass der Schutz vor Asthma, den das Stillen bewirkt, hauptsächlich darauf zurückzuführen ist, dass ein Säugling bis zum vierten Lebensmonat ausschliesslich Muttermilch trinkt und damit von Formula-Milchpräparaten und deren potentiell allergisierenden Bestandteilen verschont bleibt. Offenbar spielt für den Schutz vor Asthma aber auch die Aufnahme von immunmodulatorisch und antiinflammatorisch wirksamen Bestandteilen der Muttermilch sowie ihre ernährungsphysiologische Zusammensetzung eine Rolle, denn auch die Gesamtstilldauer reduzierte die spätere Asthmahäufigkeit signifikant. Was ist nun wichtiger? Wie lange insgesamt gestillt wird oder wie lange ausschliesslich gestillt wird? Das lässt sich mit den Ergebnissen dieser Studie nicht eindeutig klären, schreiben die Forscher, denn dazu seien diese beiden Messgrössen zu eng miteinander korreliert gewesen. Weiterer Risikofaktor ist Rauchen in der Umgebung. In der Studie bestätigten sich weitere unabhängige Risikofaktoren für das Asthma bei Kindern. Demnach haben Knaben, Frühgeborene und Kinder, die in einer Umgebung aufwachsen, in der geraucht wird, ein höheres Risiko, später Asthma zu bekommen. Kein höheres Asthmarisiko birgt dagegen eine Fremdbetreuung vor dem dritten Lebensmonat, etwa in einer Kinderkrippe, wo die Säuglinge einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt sind. Das Alter der Mutter, die Anzahl älterer Geschwister, Rauchen in der Schwangerschaft, das Alter in dem zum ersten Mal feste Nahrung gefüttert wurde, die schulische Bildung der Mutter und das Einkommen der Familie hatten ebenfalls keinen Einfluss auf das Asthmarisiko. Vom Stillen profitieren Kinder aus Allergikerfamilien im übrigen genauso wie Kinder aus Familien, in denen bislang noch kein Asthma oder andere allergische Erkrankungen aufgetreten sind." Ich hoffe, das beruhigt Sie etwas. Weiterhin eine schöne Stillzeit. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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