Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

ansetzen

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: ansetzen

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liebe biggi meine kleine tochter ist nun 9 wochen alt und wiegt 4100 gramm. sie kam 3 wochen zu früh auf die welt und wog bei der geburt 2520 gramm. am anfang bekam sie die gelbsucht und war daher sehr müde und hat an der brust nichts oder sehr wenig gezogen..... da hat man mir empfohlen die milch abzupumpen und ihr per schoppen zuzufüttern. gesagt getan... ab und zu versuchte ich sie dann wieder anzusetzen und da schlief sie mir oftmals an der rust ein. mittlerweilen schaffen wir die ersten zwei mahlzeiten am tag und danach schläft sie oftmals ein oder fängt an der brust an zu weinen...... wenn sie einschäft, dann kommt sie nach einer halben stunde wieder und weint..... nun wiess ich nicht recht ob wohl meine milch nicht ausreichend ist....... und wie gross sollten die abstände von einer stillmahlzeit zur anderen sein damit es keine verdauungsprobleme gibt? herzlichen dank für die antwort liebe grüsse aurora


Biggi Welter

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? Liebe Aurora, die Gewichtszunahme von deiner Tochter ist hervorragend und sie wird offensichtlich mit deiner Milch sehr gut satt, da liegt also sicher kein Problem. Was deine Kleine jetzt lernen müsste, ist das korrekte und effektive Trinken an der Brust und das unterscheidet sich von der Technik her grundlegend von der Technik des Flaschetrinkens. Das Trinken an der Brust ist nicht anstrengender als das Trinken an der Flasche aber ganz anders und deine Tochter ermüdet höchstwahrscheinlich deshalb so schnell an der Brust, weil sie die falsche Trinktechnik anwendet. In dieser Situation ist es immer gut, wenn Du durch eine Stillberaterin vor Ort betreut werden kannst, die dir zeigen und erklären kann, mit welchen Strategien und eventuell Stillhilfsmitteln Du dein Kind an die Brust führen kannst. Aus dem Wort „ansetzen" folgere ich, dass Du aus der Schweiz kommst. Wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl und deinen Kanton angibst, suche ich dir gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus. Es gibt keinen Mindestabstand, den Du zwischen zwei Stillzeiten einhalten musst. Es stimmt schlicht und ergreifend nicht, dass es Verdauungsprobleme gäbe, wenn ein Kind nicht einen gewissen Mindestabstand zwischen zwei Stillzeiten einhält. Ich hänge dir zu diesem Thema noch einen Artikel einer Kollegin an. Es könnte sogar ein Weg sein, dass Du dich mit deiner Tochter für ein paar Tage ins Bett legst bzw. dir so viel Ruhe wie möglich gönnst, sie rund um die Uhr immer wieder anlegst und die Flasche weglässt. Unter Umständen kannst Du auf diese Weise innerhalb von kurzer Zeit von der Flasche weg und zum vollständigen Stillen direkt an der Brust kommen. Mir persönlich ist es allerdings wohler, wenn Du dich an eine Kollegin vor Ort wendest, die dich direkt berät und betreut. LLLiebe Grüße Biggi Woher kommt der Mythos vom „Mindestabstand" ? Von Denise Both, IBCLC „Sie dürfen nicht so oft anlegen, dann hat die Brust ja keine Zeit, sich wieder zu füllen." „Zwischen zwei Stillzeiten MUSS ein Abstand vom mindestens zwei Stunden liegen sonst bekommt das Kind Bauchschmerzen" „Frische Milch darf sich nicht mit bereits angedauter Milch vermischen, deshalb dürfen Babys frühesten nach zwei Stunden wieder angelegt werden" Wohl jede Stillberaterin ist schon mit diesen Aussagen konfrontiert worden. KinderärztInnen, Hebammen und auch wohlmeinende Mitmenschen kommen immer wieder damit. Ist ein Mindestabstand wirklich notwendig oder sinnvoll? Die Antwort auf diese Frage ist ein klares NEIN. Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einig, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am Besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Es ist nicht sinnvoll, den Abstand zwischen den Stillzeiten lange zu halten „damit sich mehr Milch ansammelt", denn die Brust funktioniert nicht wie eine Flasche, die wieder aufgefüllt werden muss. Der größte Teil der Milch wird während des Stillens gebildet. Ebenso ist es ein Ammenmärchen, dass ein Baby einen Mindestabstand zwischen zwei Stillzeiten einhalten müsse, um zu verhindern, dass frische Milch auf angedaute Milch kommt. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. Es gibt keinen Beweis, für die „Frische Milch auf halbverdaute Milch-Theorie", die besagt, dass zwischen zwei Stillmahlzeiten ein Mindestabstand von zwei Stunden eingehalten werden müsste, weil das Baby sonst Bauchschmerzen bekäme. Doch woher kommt diese Meinung? Die Vorstellung, dass der Magen zwischen zwei Mahlzeiten vollständig geleert werden müsse, geht wahrscheinlich auf den Kinderarzt Prof. Adalbert Czerny (1863 – 1941) zurück, vor allem auf das, was er in seiner 1893 erschienen Veröffentlichung „Die Ernährung des Säuglings auf Grundlagen der physiologischen Funktionen des Magens" und seinem 1922 veröffentlichten Buch „Der Arzt als Erzieher des Kindes" geschrieben hat. Czerny hielt es einerseits für absolut notwendig feste Abstände zwischen den Stillmahlzeiten einzuhalten, damit sich zwischen den Mahlzeiten der Magen komplett entleert und sich die Magensäure (Salzsäure) ansammeln und antiseptisch wirken kann und andererseits maß er dem streng einzuhaltenden Stillrhythmus einen hohen erzieherischen Wert bei. Nach seinen Beobachtungen entwickelten sich mit künstlicher Säuglingsnahrung (zur damaligen Zeit überwiegend Kuhmilch) gefütterte Babys besser, wenn zwischen den Mahlzeiten ein Abstand von vier Stunden eingehalten wurde. Daraus schloss er, dass es auch für gestillte Kinder besser sei, einen Mindestabstand und festen Rhythmus einzuhalten. Nachdem er festgestellt hatte, dass Muttermilch nach eineinhalb bis zwei Stunden den Magen vollständig verlassen hatte und Kuhmilch nach drei Stunden, legte er die Abstände der Mahlzeiten für gestillte Kinder auf mindestens drei Stunden, für kuhmilchgefütterte Kinder auf mindestens vier Stunden fest. Es wurde – wie so oft – einfach eine Vorgehensweise, die für nicht gestillte Kinder sinnvoll sein konnte, auf gestillte Kinder übertragen und bis heute hält sich die Vorstellung von dem Mindestabstand in vielen Köpfen, zum Leidwesen vieler junger Mütter und ihrer Babys.


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