Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Angst, dass das Stillen wieder nicht klappt

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: Angst, dass das Stillen wieder nicht klappt

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Guten Abend und noch Schöne Weihnachten!!! Ich bekomme in 2- 3 Wochen mein 2. Kind. Das Stillen bei meiner Tochter (2,5 Jahre) ging völlig in die Hose: ich hatte einen ungeplanten und für mich sehr traumatischen KS. Meine Tochter war recht schwer und groß - 4.105 g bei 55 cm - ich hatte keine SS-Diabetes, selber bin ich 158 cm groß und wog vor der Geburt 55 kg. (falls das wichtig ist) Eine Woche nach dem KS hatte ich immer noch keinen Milcheinschuss und kein Kolostrum. Beim Abpumpen kamen nur wenige Tropfen durchsichtige Flüssigkeit und war nicht mal 10 ml. Meine Tochter wurde zuerst heimlich durch die Schwestern zugefüttert und als ich dann das nicht mehr wollte, hat sie sich ohnmächtig gebrüllt vor Hunger. Sie hat anschließend fasgt 140 ml HA-Milch aus der Flasche getrunken. Das Wiegen vor und nach dem Stillen ergab eine Abnahme von 10 g.!!! Nach einer Woche, wie gesagt, sagten auch die Ärzte, dass jetzt keine MIlch mehr käme und ich abstillen müsste. Sie würden mir nicht entlassen, so lange nicht klar wäre, wie ich mein Kind ernähre... Ich selber war nicht in der Lage mich durchzusetzten und ergab mich meinem Schicksal. Ich muss dazu sagen, dass ich alles mir in der Macht stehende getan habe um die MIlchbildung anzuregen: Stilltee, Malzbier, mit Stillöl meine Brüste massiert, um Warme Wickel gebettelt, um Akupunktur gebeten (was nur widerwillig einmal gemacht wurde)... Mich hat das zusätzlich zum KS noch traumatisiert und deprimiert. Nun habe ich wieder furchtbare Angst - sowohl vor einem möglichen KS als auch dass das Stillen wieder nicht klappt. Hab mir schon eine superliebe Hebi besorgt, homöopathische Milchbildungsglobulis und -tropfen besort, Milchbildungstee (nicht Stilltee) besorgt, mehrere Stillbücher und die Infomappe (einschließlich das Infoblatt über das BES) gekauft und hab nächste Woche einen Termin mit einer IBCLC-Laktationsberaterin, die auch in dem KH arbeitet, wo ich wohl hingehe... Jedoch hab ich dennoch echt Panik, dass mein Körper wieder nicht funktioniert. Und irgendwie konnte mir das keiner nehmen. Ich habe seit der 17. SSW mehr oder weniger Vormilch, teilweise brauchte ich Stilleinlagen... Damals hab ich mir eingebildet, dass ich stillen könnte, weil ich ja schon vorher auslief... Ich weiß, dass ich mich nun nicht noch mehr vorbereiten kann (hab auch meine Schilddrüsenwerte überprüfen lassen),... oder weiß ich nun zu viel, so dass es durch den Druck, den ich mir mache wieder nicht funktioniert? Ich meine, ich kenne einige Frauen, die von vorn herein gesagt haben: Ich stille mindestens ein halbes Jahr voll und bei denen es auch geklappt hat. Die haben sich doch auch Druck gemacht und für sie gab es auch keine Alternative... Was meinen Sie? Entschuldigen Sie bitte den langen Text! Vielen Dank im Voraus! Ihre Eva M.


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe Eva, ich meine, dass Sie wirklich alles menschenmögliche getan haben und nun zuversichtlich auf die Zukunft blicken sollten! Sie haben wirkliche Profis an Ihrer Seite und sofort einen Ansprechpartner, wenn es zu Problemen kommen sollte und das alleine sollte Sie wirklich beruhigen. ganz kurz kann man die wichtigsten Punkte für den Grundstein einer erfolgreichen Stillbeziehung auf die folgenden Schlagworte zusammenfassen: Bald stillen oft stillen uneingeschränkt stillen keine Flüssigkeit oder andere Nahrung dazugeben außer bei medizinisch begründeten Fällen. Das Baby sollte so bald wie möglich nach der Geburt zum ersten Mal angelegt werden und dann jederzeit und ohne zeitliche Einschränkung an die Brust dürfen, wenn es das will. Bei eher schläfrigen Kindern oder Babys mit verstärkter Neugeborenengelbsucht muss die Mutter unter Umständen den Takt angeben und dafür sorgen, dass das Kind mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an der Brust trinkt. Tee, Glukoselösung oder Wasser sind überflüssig und vor allem bei einer eventuell verstärkten Neugeborenengelbsucht sogar kontraproduktiv. Das Bilirubin (der gelbe Farbstoff, der für die Gelbfärbung der Haut bei der Neugeborenengelbsucht verantwortlich ist) wird nur zu zwei Prozent über den Urin ausgeschieden, der Rest wird durch den Darm ausgeschieden. Daher ist es unsinnig, die Gelbsucht "ausschwemmen" zu wollen. Wichtig ist, dass der Darm mit Nahrung versorgt wird und die Verdauung angeregt wird, das Mekonium möglichst rasch ausgeschieden wird. Das Kolostrum, die wichtige erste Milch wirkt abführend und begünstigt damit die Ausscheidung des Bilirubins. Der Organismus eines Neugeborenen ist auf viele, kleine Mahlzeiten eingestellt. Sein Magen hat etwa die Größe eines Teebeutels. Kleine Mengen an Muttermilch sind also absolut richtig und in Ordnung. Wichtig ist, dass Ihr Baby ab dem zweiten, dritten Tag mindestens drei bis vier Darmentleerungen hat und ausreichend Urin ausscheidet. Eine Gewichtsabnahme von etwa sieben Prozent des Geburtsgewichtes innerhalb der ersten Tage ist normal, bis zehn Prozent sind bei einem ansonsten gesunden Kind tolerierbar. Spätestens mit drei Wochen sollte Ihr Baby sein Geburtsgewicht wieder erreicht haben. Wunden Brustwarzen und anderen Stillproblemen können Sie am besten dadurch vorbeugen, dass Sie sich informieren. Wunde Brustwarzen entstehen in über 80 % der Fälle durch falsches Anlegen oder Ansaugen. Es ist extrem wichtig, korrekt anzulegen, nicht nur um wunde Brustwarzen zu vermeiden, sondern auch, damit die Brust gut stimuliert und richtig entleert wird und so die Milchbildung gut in Gang kommt bzw. aufrecht erhalten wird. Ich wünsche Ihnen schöne restliche Schwangerschaftswochen, eine gute Geburt und diesmal eine problemlose und schöne Stillzeit. Bitte melden Sie sich doch noch einmal, wenn Ihr Baby da ist und berichten Sie mir, wie es klappt - ich würde mich freuen! LLLiebe Grüße Biggi Welter


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.