Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Abpumpen, der richtige Zeitpunkt

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Abpumpen, der richtige Zeitpunkt

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Hallo Biggi, Mein Kind ist gerade 9 Wochen alt geworden, und so weit klappt es sehr gut mit dem Stillen, obgleich sich noch kein geregeltes Rhythmus eingestellt hat. Tagsüber kommt er etwa alle 2-3 Stunden, manchmal auch stündlich, ich vermute aber, dass es an solchen Tagen es sich eher um Durst handelt, denn es ist meistens an haißen Tagen. Nachts hält er schon pausen von 5-7 Stunden aus, und irgendwie kann ich mir nicht erklären, wie das "Essverhalten" doch so unterschiedlichlich sein kann, denn wenn er Tagsüber Hunger hat und nicht sofort gestillt wird weint und schreit er herzzerreizend!??? Desweiteren, seit etwa 10 Tage haben wir angefangen ihm abgepumpte Milch aus der Flasche zum Abendessen zu geben. Dies soll mir die Möglichkeit bitten zur Rückbildungsgymnastik zu gehen und eben mal eine "längere Pause" zwischen zwei Mahlzeiten ermöglichen. Mein Problem liegt darin, dass es sich Tagsüber für mich als unmöglich darstellt Milch abzupumpen. Noah schläft zwar "durch" aber ich muss Mitte in der Nacht aufstehen um die prall vollen Busen abzupumpen, da kriege ich etwa 80-150 ml. zusammen. Nun in einem Beitrag aus dem Forum las ich es sei ratsam etwa 50ml. abzupumpen. Mache ich da was falsch? Muß ich mich damit abfinden, immer nur Nachts abpumpen zu können? Aus der Flasche putzt Noah etwa 150 ml. wie nichts herunter, gestern sogar 2 Flaschen mit einem Abstand von "nur" 2 Std. Bei bester Willen kann ich mir nicht vorstellen, dass meine Brust dies Tagsüber wegen den kurzen Abständen schaft! Liegt es vielleicht daran, dass er andauernd dran möchte? Gibt es nicht irgend eine Methode doch etwas mehr "Ordnung" herbei zu schaffen? Manchmal fühle ich mich wie eine wandernde Brust, und dies ist ein sehr frustierendes Gefühl. Außerdem, ist es wahr, dass eine Mutter all ihre Sorgen, Probleme und Unruhe mit der Milch ans Kind weiter gibt? Ich Danke für deine Hilfe Valenka


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Liebe Valenka, ein Baby spürt es sicherlich, wenn die Mutter beunruhigt ist, aber die Milch ist deswegen nicht anders und auch nicht gestillte Kinder spüren das! Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einig, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am Besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs (dein Kind ist im klassischen Alter dafür) Stunde an die Brust möchte. Muttermilch ist nach 90 Minuten komplett verdaut! Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extermfall kann das "Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Wird in dieser Situation zugefüttert, so wird in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage eingegriffen und das kann der Beginn des unfreiwilligen, vorzeitigen Abstillens sein. Du kannst nach dem Stillen auch noch jedesmal eine kleine Menge abpumpen. Die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stilmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern. Je öfter dein Kleiner an der Brust trinkt, um so mehr Milch wird gebildet! DEN idealen Zeitpunkt für das Abpumpen für jede Frau gibt es nicht. Du musst einfach ausprobieren, wann es bei dir am besten geht. Manche Frauen pumpen unmittelbar nach dem Stillen noch etwas ab, andere etwa in der Mitte zwischen zwei Stillzeiten oder aber auch während des Stillens an der anderen Seite. Der Schlüssel zum erfolgreichen Abpumpen ist das Auslösen des Milchspendereflexes. Um den Milchspendereflex anzuregen hilft es, wenn die Frau sich in eine angenehme Umgebung zurückziehen kann, in der sie so wenig wie möglich gestört wird und sich entspannen kann. Das Einhalten eines Rituals beim Abpumpen und Konzentration auf das Baby (vor einem Foto des Babys oder neben dem Kind abpumpen) tragen dazu bei, den Milchspendereflex auszulösen. Wärmeanwendungen und Massage der Brust stimulieren den Milchspendereflex ebenfalls. Es hat sich bewährt, nach dem Schema 7 Minuten pumpen unterbrechen zum Massieren der Brust 5 Minuten pumpen massieren der Brust 3 Minuten pumpen, vorzugehen. Eine Brustmassage kann auch dazu beitragen den Fettgehalt der abgepumpten Milch erhöhen. Nach Möglichkeit solltest Du keine zu großen Mengen auf einmal abpumpen, um nicht zu sehr in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage einzugreifen. Mengen zwischen 30 und 50 ml zwei oder drei Mal täglich ergeben recht rasch einen stattlichen Vorrat. Muttermilch, die über einen Zeitraum von 24 Stunden abgepumpt wird, kann gesammelt und dann zusammen eingefroren werden, vorausgesetzt die einzelnen Portionen wurden bei Temperaturen zwischen 0 und 15 °C aufbewahrt. Du musst auch keine Sorge haben, dass Du deinem Kind durch das Pumpen etwas wegnimmst.Deine Brust wird entsprechend mehr Milch bilden. Ich würde dir gerne empfehlen, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen oder zumindest einmal mit einer Stillberaterin in ihrer Nähe ein direktes Gespräch (auch am Telefon) zu führen. Viele Unsicherheiten lassen sich im direkten Gespräch sehr viel besser ausräumen und der Austausch mit anderen stillenden Müttern kann sehr ermutigend sein und vor allem wirst Du sehen und erleben, dass sich andere Babys genau so verhalten wie dein kleines Menschlein. Wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich dir gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. LLLiebe Grüße Biggi


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

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