Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Abendliche Scheiattacken

Frage: Abendliche Scheiattacken

Melian

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Guten Abend, Unsere 9 Wochen alte Tochter hat abends oft Schreiattacken die sich manchmal über Stunden hinziehen. D.h. sie schreit nicht am Stück sondern schreit, dann kriegen wir sie beruhigt so dass sie einschläft, sobald sie aufwacht schreit sie wieder...was mir allerdings aufgefallen ist, ist dass sie immer die Brust sucht. Wenn ich sie dann anlegen will schreit sie weiter auch während sie versucht zu trinken. Dadurch schluckt sie extrem viel Luft mit und schreit dann erneut wie verrückt...so zieht sich das dann hin. Ich glaub sie will auch nur zur Beruhigung an die Brust womit ich gar kein Problrm hab, nur leider beruhigt die sich nicht sondern trinkt/nuckelt sich regelrecht in Rage! Sie spannt sich dabei auch extrem an, d.h. sie verkrampft den gesamten Körper, zieht Arme und Beine an und will dann auch an den Fingern nuckeln (beruhigt sich aber auch dadurch nicht...). Ich hab auch schon versucht ihr einen Schnuller zu geben (was ich eigentlich nicht tun wollte aber wenn es sie beruhigt hätte wär es für mich das mindere Übel gewesen) aber den lehnt sie vehement ab. Sonst klappt dss Stillen richtig gut, ich weiss mir keinen Rat was ihr abends solche Probleme bereitet... Ich danke im voraus für jeden nützlichen Rat!


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Melian, Babys in diesem Alter haben oft eine geradezu „klassische“ Unruhephase am Abend. Nicht immer ist Stillen dann die Lösung. Diese unruhige Zeit ist so verbreitet, dass es im englischen Sprachraum sogar einen Ausdruck dafür gibt: Omastunde , d.h. dass jetzt eine liebevolle Großmutter gebraucht wird, die nichts Dringenderes vorhat, als das Baby zu wiegen und im Arm zu halten, bis seine Unruhe vorbei ist. Leider ist so eine Großmutter nicht immer verfügbar und der Vater des Babys ist auch nicht unbedingt zu diesen Zeiten zuhause. Doch es kann für Sie und das Baby eine große Erleichterung bedeuten, wenn jemand anderes dann einspringt. Der Wechsel in andere liebevolle Arme und eine andere liebevolle Stimme bewirken oft, dass sich ein aufgebrachtes Baby beruhigt. Vielleicht können Sie dann in Ruhe unter die Dusche gehen, einen kleinen Spaziergang an der frischen Luft machen oder sonst etwas für sich tun. Bei den meisten Babys legt sich dieses Verhalten Gott sei Dank, wenn sie etwa drei Monate alt sind. So schwer es auch fällt, es ist wichtig, in dieser Situation nicht in Hektik und Aufregung zu verfallen. Je mehr Sie versuchen um das Kind zu beruhigen und je hektischer Sie werden, um so aufgedrehter kann auch das Baby werden und dann ist man schnell in einem Kreislauf, der nur mehr schwer zu durchbrechen ist. Weniger ist hier oft mehr. Der Punkt ist, dass der Fokus vom Kind genommen wird, dass sich nicht mehr alle Anspannung auf das Kind konzentriert und es so die Gelegenheit bekommt, sich wieder zu entspannen und zu beruhigen. Der Teufelskreis der Anspannung, die sich auch bei den Eltern aufbaut und so das Kind immer unruhiger werden lässt, muss durchbrochen werden. Das kann manchmal auch dadurch erfolgen, dass das Baby auf eine Decke gelegt wird und die Mutter oder der Vater es durch unaufgeregtes, leises Sprechen und sanftes Streicheln beruhigt. Manche Eltern setzen sich in dieser Situation sogar mit ihrem Kind ins Auto und fahren ein paar Kilometer :-). Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Kind saugen möchte, aber keine Milch mehr mag, können Sie entweder über einen längeren Zeitraum immer die gleiche Brust anbieten (aus der die Milch dann nicht so stark fließen wird) oder aber Sie bieten ihm einen Finger (das muss nicht unbedingt dein Finger sein, Väter haben auch Finger und können Babys tragen) zum Saugen an. Sollten Sie Zeit zum Lesen haben, so möchte ich Ihnen das Buch „Das 24-Stunden-Baby“ von Dr. William Sears empfehlen. Dr. Sears gibt viele Anregungen wie Eltern mit ihrem besonders anstrengenden Baby (er nennt sie Babys mit erhöhten Bedürfnissen ) umgehen können. LLLiebe Grüße Biggi


qwertz89

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Hallo Melian, ich hoffe, es ist ok, wenn ich auch antworte. Du hast schon eine super Antwort erhalten. Ich möchte auch aus Erfahrung sprechen. Mein Baby (mittlerweile 5 Monate alt) hatte genau das, was du beschreibst. Jeden Nachmittag /Abend Schreiattacken. Das zog sich 5 Wochen lang hin. Anfangs waren wir angespannt und in Stress. Danach haben wir, dank einer erfahrenen Kursleiterin, erfahren, dass das Baby so alle Eindrücke verarbeitet. Plötzlich können Babys weiter und schärfer sehen, alles prasselt auf sie ein (Stimmen, Autos, andere Geräusche und Objekte). Sie können sich noch nicht selber regulieren und brauchen uns, damit wir Ihnen dabei helfen. Mir hat es geholfen das Schreien nicht als Schreien, sondern als Erzählen zu verstehen. Mein Baby musste uns mitteilen, dass sie vollkommen überfordert ist mit den Veränderungen. Es sind Gefühle, die raus müssen. Wir haben sie ganz eng in den Arm genommen (so, dass sie auch nicht Rudern konnte) und haben sie fest im Arm geschuckelt. Dabei haben wir uns manchmal abgewechselt, je nachdem wie lang es ging. Ab und zu haben wir ihr dann auch einen Schnuller angeboten, damit sie sich nicht einschreit. Die Betonung liegt auf anbieten, nicht in den Mund schieben, d. H. langsam über die Lippen damit gehen und schauen, ob das Baby danach greift. Oder eben einen Finger. Es ist eine harte Zeit, die an die Substanz geht. Das ist klar. Manche Babys haben solche Schreiattacken nicht, andere schon. Ich glaube, mein Baby ist ein sensibles Baby und braucht etwas mehr Nähe als andere Babys. Vielleicht ist es bei euch auch so? Was uns auch geholfen hat, war sie in der Trage zum schlafen zu haben. Generell haben wir sie fast nur in der Trage gehabt, wenn wir unterwegs waren. Wichtig ist auch natürlich drauf zu achten, dass die Babys tagsüber genug schlafen.. So kleine Babys wie deins können z. B. nicht länger als 1 Stunde am Stück wach bleiben. Liebe Grüße und viel Kraft!!


Melian

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Danke für die lieben und sehr hilfreichen Antworten! Ich glaube auch, dass sie sehr nähebedürftig ist. Wir hatten keine so einfache Geburt (im Kanal festgeklemmt und nach 2 Stunden Presswehen mit der Zangen genommen) und auch die Zeit danach war nicht einfach (aufgrund einer Infektion musste sie nach 1 Tag von mir getrennt werden und 1 Woche in der Neonatologie im Brutkasten verbringen). Ich hab sie auch da voll gestillt und bin Tag und Nacht hin um sie zu stillen um die Bindung aufzubauen. Ich glaube, dass das Schreien auch noch immer damit zusammenhängt... Wir tragen sie auch nur, den (Gott sei Dank gebraucht gekauften) Kinderwagen verkaufen wir jetzt weil wir ihn gar nicht brauchen . LG und danke


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