Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

7 1/2 Monate - nur noch Quengelei - was ist nur los?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: 7 1/2 Monate - nur noch Quengelei - was ist nur los?

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Hallo Biggi, mein Sohn ist jetzt 7 1/2 Monate alt. Mit 6 Monaten fingen wir die Beikost an, inzwischen ist die Mittags- und Abendmahlzeit durch Glaskost (Mittagsmenue und Abendbrei) ersetzt worden. Anfangs war der Kleine davon so pappsatt, dass er nach dem Abendbrei nachts quasi durchschlief (6-8 Std.), was vorher nie vorkam. Nun mache ich mir aber seit 2-3 Wochen etwas Sorgen, was mit ihm los sein kann... Er ist übernervös, total zappelig und unruhig, und sehr quengelig. Außerdem habe ich das Gefühl, er ist unersättlich... So isst er inzwischen ein 220g-Glas mittags ruck-zuck leer, ist davon aber nur ca. 2-3 Stunden satt, und bis zum Abendbrei muss ich ihn dann oft noch 2-3x stillen. Und er ist sehr sehr quengelig, schläft auch nur noch sehr schlecht ein tagsüber, was sonst immer problemlos klappte, er ist zwar müde und reibt sich die Augen, aber wenn ich ihn ins Bett lege, schreit er und schreit und schreit, das kenne ich von ihm gar nicht... Manchmal schaffe ich es, ihn dann doch irgendwie zu beruhigen, aber oftmals muss ich ihn jetzt zum Einschlafen auf einmal stillen, weil man gar nicht zu ihm durchdringen kann vor lauter Schreierei. An der Brust schläft er dann sehr schnell ein. Nur das brauchten wir vorher wie gesagt nie. Ist das in dem Alter eine typische Phase, die er da gerade durchläuft oder was ist mit ihm los? Ich habe schon wieder Angst, alles falsch zu machen, weil mein Kind offensichtlich total unzufrieden ist. :o( Was kann/soll ich tun? LG Claudia


Biggi Welter

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Liebe Claudia, Ihr Kind verhält sich genau so, wie es von einem Baby zu erwarten ist und wie es auch von der Amerikanischen Akademie der Kinderärzte (AAP) und der WHO empfohlen wird: es sieht die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch. Gerade in der ersten Zeit der Beikostfütterung sollte der Begriff "BEI Kost" wörtlich genommen werden: es ist zusätzliche Nahrung, die nicht nstatt der Muttermilch sondern dazu gegeben wird. Das Kind bekommt altersgemäße Beikost und wird weiterhin nach Bedarf gestillt. Leider ist vor allem bei uns in Deutschland die Vorstellung fest in den Köpfen verwurzelt, dass mit dem Beginn der Beikost die Muttermilch durch die feste Nahrung verdrängt werden soll. Das mit dem Ersetzen der Mahlzeiten ist ohnehin eine recht fragwürdige Angelegenheit. Eine Still"mahlzeit" ist nun einmal nicht vergleichbar mit einer Flaschenmahlzeit. Zu Beginn des Zufütterns stellt Muttermilch immer noch den Hauptanteil im Speiseplan des Kindes und es ist ganz normal, dass es nach der Beikost noch gestillt werden möchte. Die Muttermilch zusätzlich zur Beikost hat auch viele Vorteile. So sorgt das in der Muttermilch vorhandene Laktoferrin zum Beispiel dafür, dass das Eisen besser aufgenommen werden kann, das Fett der Muttermilch verbessert die Aufnahme der fettlöslichen Vitamine in der Beikost. Vielleicht verträgt Ihr Kind das viele Essen noch nicht und hat deshalb Schmerzen und quengelt viel. Ein Abendbrei mit Milch muss in diesem Alter nicht sein, erst recht nicht, wenn Ihr Baby noch häufig gestillt wird. Nun zum Schlafen. Sehr viele Kinder wachen etwa in der Mitte des ersten Lebensjahres (wieder) häufiger in der Nacht auf. Dafür gibt es viele Gründe (einer kann die Einführung der Beikost sein). Meist ist der Grund für das Aufwachen auch gar nicht Hunger, sondern Zahnen, ein hektischer Tag oder überhaupt die Tatsache, dass das Leben für so ein kleines Menschenwesen sehr aufregend ist und es die Erlebnisse des Tages in der Nacht verarbeiten muss. Knapp acht Monate ist auch das typische Alter für die sogenannte Fremdelphase. Das heißt, das Kind beginnt ganz bewusst zwischen fremd und bekannt zu unterscheiden und lernt nun auch sehr deutlich, dass es ein eigener Mensch ist. Dies kann für das Kind sehr aufregend und verunsichernd sein und dann will es natürlich nicht alleine sein, schon gar nicht, wenn es sich in den Schlaf fallen lassen soll und damit ja auch das letzte bisschen Kontrolle abgeben muss, das es in seiner Welt hat. Stillen ist dann viel, viel mehr als reine Nahrungsaufnahme. Es ist Trost, Geborgenheit, sicherer Hafen und ein Weg zur Ruhe zu kommen, wenn die Wellen des Alltags so hoch geschlagen sind, dass das Kind keinen Weg mehr weiß, um mit sich selbst und der Umgebung ins Reine zu kommen. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens `Schlafen und Wachen ein Elternbuch für KindernächteA von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen können. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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