Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

3 Jahre Stillen - Unangenehmes Gefühl

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Frage: 3 Jahre Stillen - Unangenehmes Gefühl

Mitglied inaktiv

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Liebe Frau Heindel, seit fast 3 Jahren stille ich meinen Sohn und bin auch immer noch eine absolut überzeugte Stillerin. In der Theorie. In der Praxis sieht es leider so aus, dass ich seit längerem das Gefühl des Stillens an den Brustwarzen nicht mehr mag. Ruben war schon immer ein eher sanftes Stillkind. Schmerzen hatte ich nie sehr stark. Aber sein leichtes Nuckeln ist mittlerweile sehr unangenehm für mich. Ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll. Aber es ist als würde man mit einer Feder gekitzelt. Und das endlos. Es geht mir durch und durch. Ich spüre es nicht nur bis in die Eierstöcke wie man so oft hört, sondern bis in die Füße und Arme. Von Anfang an habe ich so stark darauf reagiert. Stören tut es mich seit ein paar Monaten. Um es auszusprechen: Natürlich habe ich auch schon von erotischen Gefühlen gehört, die manche Frauen anscheinend haben, und die man genießen soll. Das wäre ja vielleicht gar nicht übel. Aber ich kann Ihnen sagen, es ist überhaupt nicht erotisch. Manchmal ertrage ich es kaum. Ich habe die Stillzeiten meistens schon eingeschränkt, da ich es manchmal nicht aushalte. Vorallem nachts. Aber eigentlich finde ich es nicht gut, ihn da so zu reglementieren. Er stillt noch häufig und gerne lange. Und eigentlich ist das gut so, denn er ist ein kleiner Denker und kommt zwischendurch und zum Einschlafen nur an der Brust zur Ruhe. Prinzipiell würde ich ihn sehr gerne noch weiter stillen. Mein Wunsch war es immer, zu erleben, wie er sich selber abstillt. Außerdem glaube ich, dass er es wirklich noch braucht. Im Moment habe ich aber Bedenken, dass es ihm eher schaden könnte, wenn ich ihn mit so negativen Gefühlen stille und auch oft von der Brust abnehme bevor er selbst eigentlich fertig ist. Was halten Sie davon und haben Sie vielleicht einen Tipp für mich? Herzlichen Dank! Raphaela


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Liebe Raphaela, einer der Grundsätze der La Leche Liga besagt "Im Idealfall wird die Stillbeziehung fortgesetzt, bis das Kind ihr entwachsen ist". Aber zu einer glücklichen Stillbeziehung gehören ZWEI Partner und wenn einer davon nicht mehr glücklich ist, ist es vielleicht an der Zeit, ans Abstillen zu denken. Nun kannst Du versuchen den Abstillprozess allmählich und viel Liebe und Geduld zu beschleunigen. Wie Ruben auf Deine Abstillbemühungen reagieren wird, hängt auch von Dir ab. Wenn Du (vielleicht unbewusst) nicht völlig davon überzeugt bis, wirklich abzustillen zu wollen, wird Dein Kind dies spüren. Ich möchte Dir nun ein paar nicht so drastische Methoden ein Kind abzustillen beschreiben. Vielleicht findest Du etwas, was Dir zusagt. Eine Methode, die sich beim allmählichen Abstillen bewährt hat heißt "biete nicht an, lehne nicht ab". Das bedeutet, dass Du Deinem Kind die Brust nicht von Dir aus anbietest, aber auch nicht ablehnst, wenn es danach verlangt. Viele Kinder wurden auf diese Weise abgestillt. Eine weitere Möglichkeit heißt Ablenkung. Durch Ablenkung abzustillen bedeutet, Deine Gewohnheiten von Tag zu Tag erheblich zu verändern. Du musst die vertrauten Stillsituationen vermeiden und neue Betätigungsfelder schaffen. Für das eine Kind kann das bedeuten, dass Ihr viel häufiger Ausflüge zu Orten unternehmt, die Deinem Kind gefallen und wo es viele Menschen und viel Trubel gibt. Für ein anderes Kind bedeutet dies vielleicht, das Leben erheblich ruhiger zu gestalten, um Situationen, die es als bedrohlich empfindet, zu verringern. Es kann auch ablenkend wirken, wenn Du Dein übliches Verhalten in bestimmten Situationen veränderst. Wenn Du zum Beispiel sitzen bleibst anstatt Dich hinzulegen, wenn Du Dein Kind zum einschlafen bringst. Andere Möglichkeiten sind Vorlesen, Singen oder vielleicht ein neues Spielzeug. Manchmal bringt es Dich auch weiter, wenn du das Stillen immer dann, wenn Dein Kind diesen Aufschub verkraften kann, für eine Weile verschiebst. Das kannst Du flexibler handhaben als den Vorsatz eine bestimmte Stillmahlzeit ausfallen zu lassen. Du kannst auch versuchen die Stillzeiten zu verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Du kannst Deinen Sohn eine kleine Weile anlegen und ihn dann ablenken oder ihm etwas zu essen anbieten. Womöglich wäre auch "punktuelles Abstillen" eine Lösung für Dich. Es ist eine Alternative zum vollständigen Abstillen. Damit meine ich, dass Du zu bestimmten Zeiten nicht mehr stillst oder versuchst Dein Kind davon zu überzeugen, nach einer ausreichend langen Zeit an der Brust, etwas anderes zu tun. Mit gut zwei Jahren kann ein Kind schon sehr viel verstehen und Abmachungen treffen. Ich denke, dass der erste Schritt für euch sein sollte, dass Du mit Ruben darüber sprichst, wie es dir geht und was Du nicht mehr möchtest. Dann könnt ihr als Eltern eine Art Plan machen, wie ihr vorgehen wollt, um das Stillen etwas einzuschränken. Stillen nach Bedarf ist bei einem Kind über einem Jahr nicht mehr ein so eng gefasster Begriff wie bei einem kleinen Baby und liebevoller Konsequenz lassen sich auch bei einem Kind in diesem Alter in einem gewissen Rahmen Regeln aufstellen. Selbstverständlich wird sich nicht von heute auf morgen eine plötzliche Änderung ergeben, das geschieht in kleinen Schritten und selbstverständlich wirst Du mit Rückschritten rechnen müssen, doch mit viel Liebe und Beharrlichkeit, könnt ihr einen Weg zum allmählichen Abstillen finden. Du kannst als Übergangslösung mit deinem Kind vereinbaren, dass sie in bestimmten, klar erklärten und für das Kind erkennbaren Situationen nur ganz kurz trinken darf und so einen allmählichen Übergang schaffen. Wichtig ist, dass dein Kind weiterhin deine Liebe und Zuneigung spürt und Du nicht gleich die Geduld verlierst, wenn es nicht so schnell klappt mit dem Abstillen. Viele Frauen glauben, dass sie sich beim Abstillen vom Kind distanzieren müssen, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Deshalb halte ich auch nicht viel von der Lösung, dass die Mutter einige Tage alleine verreist. Diese plötzliche Trennung kann das Kind in tiefe Trauer und Verzweiflung stürzen und vor allem: Was macht die Mutter, wenn das Kind nach der Rückkehr doch wieder an die Brust will? Außerdem möchte ich dir das Buch `Wir stillen noch über das Leben mit gestillten KleinkindernA von Norma J. Bumgarner empfehlen, das bei La Leche Liga und jeder La Leche Liga Stillberaterin (also auch bei uns) und im Buchhandel erhältlich ist. Herzlichen Gruß, Kristina


Mitglied inaktiv

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Hallo ! Ich bin sehr gespannt auf die Antwort, denn Du bist damit nicht alleine. Ich stille auch meine Tochter (2 1/2) immernoch und manchmal ist es unerträglich. Bei uns kommt noch hinzu, dass unsere Tochter unbedingt mit der anderen Brustwarze spielen will. Ohne trinkt sie gar nicht. Besonders, wenn sie zahnt oder sonst was ist, kann das ewig dauern..... Ich habe damals, als sie das angefangen hat, nicht rechzeitig reagiert um ihr das abzugewöhnen. Auf jeden Fall verstehe ich dich gut. Liebe Grüße Dany


Mitglied inaktiv

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Hallo Raphaela, hier sende ich Dir mal die Adresse eines Langzeit-Stillforums. Vielleicht kannst Du dort mal Deine Probleme schildern. Sind total nette Frauen drin und die haben seehr viel Erfahrung und immer super Tipps und manchmal tut es auch einfach nur mal gut, sich dort mitzuteilen oder auszuheulen! http://de.groups.yahoo.com/group/langzeitstillen/ Liebe Grüße Petra mit Felix (08/03 der noch ein bischen gestillt wird!)


Mitglied inaktiv

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Hallo zusammen, vielen Dank für Eure Antworten. Ihr habt mir sehr geholfen. In das Stillforum, Petra, werde ich mal reinschauen. Danke. Besonderen Dank an Sie, Frau Heindel. Ja, vielleicht muss ich mich wirklich mit dem Abstillen anfreunden. Das Buch von Norma J. Bumgarner habe ich schon und habe es ein paarmal mit Gewinn gelesen. Es beruhigt so schön und man hat wieder mehr Freude am Stillen. Ich werde es gleich wieder aus dem Regal holen und lesen. Diesmal ziehe ich dabei den Aspekt des Abstillens mal in Betracht (wenngleich ich hoffe, dass es mich noch ein Weilchen zum Weiterstillen animiert). Vielen Dank nochmals! Raphaela


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:-) Kristina


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