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3 fragen: Stillabstand, zappeln beim Stillen, Bauchweh - lang!

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: 3 fragen: Stillabstand, zappeln beim Stillen, Bauchweh - lang!

Mitglied inaktiv

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Hallo, Ich hab gleich drei Fragen. Meine tochter ist 10 Wochen alt und ich stille sie voll. 1. frage: Stillabstand Schläft sie nachts zu lange und kann Schaden nehmen, weil sie in der zeit keine Milch bekommt - soll ich sie zum trinken wecken? - seit letzter Woche schläft sie nachts noch länger durch (schläft seit 1. Woche durch...), jetzt so 9 bis 11 Stunden. sie trinkt um 19.00 oder 20.00 das letzte Mal, ist dann noch ein bisschen wach und meldet sich erst morgens um 5.30 Uhr wieder. Tagsüber trinkt sie in großen Abständen, zwischen 3 und 5 Std immer. Neulich kam ich also nur auf 4mal stillen an dem Tag, das machte mir Sorgen. Ich weiß, dass mich mit 5 mal Stillen normalerweise schon aufpassen muss. Sie trinkt aber reichlich, fast immer beide Brüste, hat auch immer nasse Windeln, auch 2mal stuhl pro tag, der auch fast immer Krümel enthält. Soll ich sie nun gegen 22.00 oder so noch mal wecken zum trinken? 2. Frage: zappeln beim Stillen Ist das in ordnung, dass meine Tochter bei der 2. Brust so zappelig ist - muss ich was ändern, oder kann ich es ruhiger/angenehmer für sie machen? Eine Stillmahlzeit läuft bei uns so ab: sie trinkt ein Brust zügig leer - in 3-5 Minuten, meine Milch sprudelt ziemlich, dann lässt sie meine Brust los und ist erschöpft. Dann nehm ich sie zum Bäuerchen hoch. Dann spiele ich mit ihr/wickel sie und nach 20 - 30 Minuten biete ich ihr die 2. Brust an. Die will sie wohl gern trinken, windet sich aber und lässt die Brustwarze immer rechts und links rausflutschen, wird hektisch, strampelt, trinkt ein bisschen, manchmal schafft sie es, doch ein bisschen ruhiger zu werden und trinkt länger. dann lässt sie wieder los und ich muss sie wieder zum bäuerchen hochnehmen weil sie sich manchmal verschluckt etc. so verläuft fast jede Stillmahlzeit in den letzten 10 Tagen. 3. Frage: Bauchweh Ist das Bauchweh? Laß ich sie zu doll leiden? Stimmt es, dass es wohl in einigen Wochen damit vorbei ist, wenn der Darm richtig funktioniert? Fast regelmäßig krümmt und windet sich die Kleine nach dem Stillen. sie weint und drückt, strampelt und biegt sich nach außen - überstreckt sich und verdeht den Kopf. Wenn ich ihr aber den Schnuller gebe und sie auf dem Arm schaukele, entspannt sie sich sofort und schläft nach längerer Weile dann ein. meistens ist das bauchweh abends schlimmer als morgens. Und ich vermute, dass es eben beim Stillen an der 2. Brust schon anfängt und sie deshalb so zappelig ist. manchmal tut sie mir richtig leid, wenn sie sich so windet und ich hab ein schlechtes Gewissen, weil ich ihr nichts linderndes gebe. Höre von anderen immer, dass sie kümmelzäpfchen, Lefax oder andere Medikamente geben. Eigentlich bin ich aber eher dagegen, wenn es nicht sein muss. Danke schon mal im voraus! Grüße, Sonnine


Biggi Welter

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Liebe Sonnine, nur vier Mal Stillen innerhalb von 24 Stunden ist in der Tat recht ungewöhnlich für ein so kleines Baby. Wie sieht es denn mit den nassen Windeln, der Gewichtskurve, dem Längenwachstum und der Zunahme des Kopfumfanges bei Ihrer Tochter aus? Entwickelt sie sich altersgerecht und gedeiht sie gut? Wenn Ihr Kind mit so wenigen Stillmahlzeiten gut gedeiht, dann werden Sie nichts verändern müssen und Ihr Kind gehört zu den ganz wenigen Babys, die mit einer derartig geringen Zahl von Stillzeiten auskommt. Wenn Ihr Kind jedoch nicht genügend nasse Windeln hat und auch nur zögerlich zunimmt (nicht mindestens 120 g pro Woche im Schnitt, ausgehend vom niedrigsten Gewicht gerechnet), dann besteht ein Handlungsbedarf und Sie müssen öfter anlegen, eventuell sogar zumAnlegen wecken. Es gibt nämlich ruhige Kinder, die so ruhig sind, dass sie sich selbst bei Hunger nicht melden und diese "pflegeleichten" Babys können dann zu wenig Nahrung bekommen, nehmen nicht genügend zu usw. In einem solchen Fall, muss die Mutter regulierend eingreifen und das Kind zu häufigerem Stillen anregen. Wie gesagt, schauen Sie sich Ihr Baby an. Hier noch einmal die Kriterien für ein gut gedeihendes Baby: o mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass "nass" ist, können Sie sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). o in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) o eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 110 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht o eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, o Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs o ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Wenn Ihr Baby all diese Punkte erfüllt, dann dürfte alles in Ordnung sein und Sie müssen es nachts auch nicht wecken. Sie schreiben , dass Ihr Baby sehr unruhig ist und oft Blähungen hat. Es gibt zwei Hauptursachen für ein solches Verhalten: Saugverwirrung und übermäßig starker Milchspendereflex. Falls Ihr Kind einen Schnuller oder auch (gelegentlich) Flasche bekommt, sollten Sie diese künstlichen Sauger für eine Weile weglassen und schauen, ob sich das Verhalten bessert. Wenn die Saugverwirrung noch nicht zu stark ausgeprägt ist, kann das schon ausreichen, dass das Baby wieder lernt die Brust gut anzunehmen. Es kann gut sein, dass die Blähungen auch deshalb kommen, weil Ihr Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wegen dem Schnuller. Beobachten Sie in den nächsten Tagen die Stillzeiten einmal ganz genau. Können Sie sehen, wie Ihre Milch in einem kräftigen Strahl aus Ihrer Brust herauskommt? Verschluckt sich Ihr Baby? Läuft Milch aus seinem Mundwinkel? Möglicherweise haben Sie einen sehr starken Milchspendereflex, mit dem Ihr Baby nicht zurecht kommt und es protestiert deshalb so. Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (legen Sie sich eine Windel zum Auffangen der Milch hin) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das "Berg auf Stillen". Dazu halten Sie Ihr Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als Ihre Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnen Sie sich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützen Sie Ihr Baby von unten mit zwei Kissen in Ihrem Schoß und lehnen sich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Weitere Möglichkeiten bei einem starken Milchspendereflex sind: erhöhen Sie die Häufigkeit der Stillmahlzeiten. Dadurch verringert sich die Menge der gestauten Milch in den Milchseen und damit die Milchmenge, die während des Milchspendereflexes freigegeben wird. Wenn Sie die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten vergrößern, verschlimmert sich das Problem noch weiter. bieten Sie nur eine Brust pro Mahlzeit an. Dieser Vorschlag passt nicht zu dem, was üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn Ihr Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass Sie ihm mehrere Male diesselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden anbieten, bevor Sie die Seite wechseln Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, sollten Sie gerade soviel Milch ausstreichen, dass Sie sich wohlfühlen, um die Milchproduktion nicht zu sehr anzuregen. stillen Sie Ihr Baby wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt, ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark. versuchen Sie verschiedene Stillpositionen (auch das Berg auf Stillen, dazu halten Sie Ihr Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als Ihre Brustwarze. Beim Stillen im Rückengriff lehnen Sie sich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützen Sie Ihr Baby von unten mit zwei Kissen in ihrem Schoß und lehnen sich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Eventuell kann Ihr Baby auch schon an ihrer Brust trinken während es auf Ihrem Bauch liegt. So könnten Sie im Liegen stillen und das Baby anschließend auf Ihrem Bauch einschlafen lassen.) lassen Sie das Baby oft aufstoßen. vermeiden sie den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnuller. Mit dem Schnuller lässt sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird. Falls Ihr Baby eine Flasche oder einen Schnuller bekommt, kann es auch sein, dass es mit dem Wechsel zwischen den beiden Saugtechniken nicht zurecht kommt und nun deshalb an der Brust frustriert reagiert. In jedem Fall ist es empfehlenswert, dass Sie sich mit einer Stillberaterin in Ihrer Nähe in Verbindung setzen und sich beim Stillen zuschauen lassen. Aus dem, was die Kollegin sieht, kann sie Rückschlüsse ziehen und Ihnen dann gezielte Tipps geben. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

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danke! ich werde die stilltipps mal umsetzen. Ich denke, es liegt an der vielen Milch, die herausschießt. meine Postleitzahl ist 38106 in braunschweig. noch zum Bauchweh - ist das Beschriebene normal oder muss ich etwas machen? und noch zum Stillen: die langen abstände kommen daher, weil ich immer gewartet habe, bis die kleine sich von selbst meldet. Einer deiner tipps war, die Stillabstände zu verkürzen, damit meine brüste nicht so voll sind. Also soll ich nun den Rhythmus vorgeben und sie wecken, richtig? Ich werd´s probieren... Grüße, sonnine


Biggi Welter

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Liebe Sonnine, es kann sein , dass kürzere Stillabstände deinem Kind tatsächlich gut tun und das Bauchweh schon dadurch besser wird. Wende dich auch an Frau BURCKHARDT Catherine, Tel.: 0531 71901, sie kann dich und dein Kind beim Stillen SEHEN und so viel gezielter beraten. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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Liebe Frau Welter, die Tipps sind toll, einige habe ich von verschiedenen Stillberaterinnen schon vor einigen Monaten gehört. Meine Tochter ist jetzt schon 8 Monate alt und hat inzwischen gelernt mit meinem übermäßig starken Milchfluss umzugehen, sie schluckt die Milch tapfer weg. Aber gibt es denn eigentlich nichts, was man gegen den starken Milchspendereflex direkt machen kann, eine Behandlung oder Therapie oder so? Ich habe nämlich jetzt schon Angst, wenn ich noch ein Kind bekomme, dass das auch so leiden muss wie Kaija. Sich monatelang verschluckt, heult, Blähungen hat und so. Freundliche Grüße aus Stuttgart Christin


Biggi Welter

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Liebe Christin, nein, es gibt keine Therapie, aber beim nächsten Kind können Sie die Tipps gleich von Beginn anwenden und es wird besser klappen :-). LLLiebe Grüße Biggi


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