Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Zytomegalie

Dr. med. Vincenzo Bluni

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Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Zytomegalie

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Hallo, ich habe eine kurze Frage, ich arbeite in einem Kindergarten mit 2 - 6-jährigen Kindern. Mir und meinem Arbeitgeber ist durch eine Blutuntersuchung durch unsere Betriebsärztin bekannt, dass ich keine Antikörper gegen die Zytomegalie habe. Da ich gerne schwanger werden würde stellt sich mir nun die Frage: Muss ich mich impfen lassen um ein evtl. Beschäftigungsverbot zu umgehen? Wer muss die Impfung zahlen und wie teuer ist sie? Ich bedanke mich schon mal Melanie van Zoggel


Dr. med. Vincenzo Bluni

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Liebe Melanie, es gibt gegen die Zytomegalie keine Impfung. Wenn Sie keine Immunität haben, dann gilt folgendes: für Mitarbeiterinnen von Kindergärten, Kinderhorten, Grundschullehrerinnen oder Mitarbeiterinnen mit anderer Ausrichtung in solchen Einrichtungen gelten für die Schwangerschaft praktisch ähnliche Empfehlungen und Vorschriften. Allgemein sind sie im Mutterschutzgesetz niedergeschrieben: http://bundesrecht.juris.de/muschg/index.html (letzter Abruf: 15.12.2010) Regelungen zum Schutz werdender und stillender Mütter sind darüber hinaus in der Verordnung zum Schutze der Mütter am Arbeitsplatz - MuSchRiV http://www.verdi-bub.de/fileadmin/Dokumente/Gesetze/muschriv.pdf (letzter Abruf: 15.12.2010) getroffen. Prinzipiell gelten diese Regelungen in Kindertagesstätten für alle werdenden und stillenden Mütter, also neben Erzieherinnen auch für andere Berufsgruppen wie Küchenmitarbeiterinnen und Reinigungskräfte. Für die werdende Mutter von Bedeutung sind hier vor allem die folgenden Infektionskrankheiten: •Röteln •Zytomegalie •Ringelröteln •Windpocken Sprechen Sie mit Ihrem Arbeitgeber darüber, der/die sicher weiß, wie hier im Interesse der werdenden Mutter und ihres Kindes zu verfahren ist. Auf den Seiten des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW http://www.arbeitsschutz.nrw.de/pdf/themenfelder/mutterschutz_kinder.pdf finden Sie darüber hinaus weiterführende Informationen. „Für alle Beschäftigte in der vorschulischen Kinderbetreuung mit direktem und regelmäßigem Kontakt zu Kindern muss der Arbeitgeber nach Biostoffverordnung (http://lasi.osha.de/docs/lv23.pdf ) (letzter Abruf: 15.12.2010) eine arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchung veranlassen. Diese Vorsorgeuntersuchung umfasst eine Beratung, die Feststellung der Immunitätslage sowie das Angebot von fehlenden Impfungen gegen folgende Krankheiten: - Keuchhusten - Masern - Mumps - Röteln - Windpocken Zur Frage der Zytomegalie schreibt das as Amt für Arbeitsschutz in NRW dazu in seinen Informationen folgendes: "Schwangere Erzieherinnen, Kindergärtnerinnen ohne Antikörperschutz sollen keinen beruflichen Umgang mit (Kleinst-)Kindern bis zum dritten Geburtstag (d. h. dem vollendeten dritten Lebensjahr) bzw. keinen Umgang mit bekanntem CMV-Ausscheider haben. Eine Beschäftigung mit älteren Kindern ist möglich nach einer intensiven Beratung/Unterweisung durch den Betriebsarzt/Arbeitsmediziner und konsequenter Expositionsprophylaxe . Das heißt, keine Begleitung der Kinder beim Toilettengang o.ä., keine Hilfe bei der Nahrungsaufnahme. Enge und häufige Körperkontakte (z.B. Küssen) sollen gemieden werden. Nachzulesen unter http://komnet.nrw.de/callcenter/prg/details_dr.xp?GA0%26C99854598348976%26CALLCENTER%26NRW%26DR%264671%26%26;;%26ARB%26 (letzter Abruf: 15.12.2010) Theoretisch kann hier auch, wenn keine Vorsichtsmaßnahmen möglich sind, ein Beschäftigungsverbot ausgestellt werden. Für die Angestellte in einer Kinderarztpraxis wird man wohl entsprechend verfahren. VB


Dr. med. Vincenzo Bluni

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Hallo, als Nachtrag möchte ich noch einmal genauer auf die Vorsichtsmaßnahme eingehen, die für Frauen mit Kleinkindern, aber entsprechend beschäftigte Frauen umso mehr gelten: Übertragungsweg: Überwiegend Schmierinfektion über CMV-ausscheidende Kleinkinder (Urin und Speichel). Bei Frauen zwischen 14-20 Jahren auch über Sexualkontakt. Präventionsmaßnahmen für Risikogruppen In diversen Publikationen und Untersuchungen haben sich die prophylaktischen Maßnahmen für risikogefährdete Schwangere als sehr effektiv erwiesen, die Infektionshäufigkeiten der seronegativen Mütter und damit etwaige Folge bei den Kindern zu verhindern. Um hier aber gerade für die schwangeren Frauen, die selbst Säuglinge und Kleinkinder (jünger als drei Jahre) im Haushalt haben, die Verhältnismäßigkeit zu wahren, kann man sich an die Empfehlungen von Frau Professor Gisela Enders aus dem Labor Enders in Stuttgart sehr gut orientieren: Für seronegative Schwangere, die in Einrichtungen wie Kindertagesstätten, Kindergärten, Grundschulen oder im Gesundheitswesen (z.B. Kinderarztpraxis, Kinderstation, etc.) überwiegend mit Kleinkindern/ Säuglingen unter drei Jahren beschäftigt sind, gelten besondere gesetzliche Vorgaben, die auch eine eventuelle Freistellung für die gesamte Schwangerschaftsdauer beinhalten kann, da bei diesen Frauen die Infektionsinzidenz relativ hoch ist. Wichtigste Maßnahme ist danach das Waschen der Hände mit Seife für etwa eine halbe Minute mit warmem Wasser. Dieses gerade nach dem Wechsel von Windeln oder der Hilfe beim Toilettengang der Kinder. Gleiches sollte erfolgen beim oder nach dem Umgang mit Gegenständen, die speichelbesetzt sein könnten, dem Putzen der Nase, der Tränen oder Speichel, Verabreichung von Nahrung oder Baden des Kindes. Alternativ können z.B. beim Windelwechseln oder der Hilfe zum Toilettengang Einmalhandschuhe getragen werden. Schwangere Mütter sollten in engem Kontakt zu den Kleinkindern das Berühren des eigenen Mundes, der Nase oder der Augen mit ungewaschenen Händen vermeiden. Sie sollten direkte Küsse auf den Mund und die gemeinsame Benutzung von Besteck/Trinkgefäßen vermeiden und keine Essensreste der Kinder zu sich nehmen. Ebenfalls nicht gemeinsam benutzt werden sollten Zahnbürsten, Waschlappen und Handtücher. Quellen: Adler SP. Cytomegalovirus and child day-care: risk factors for l maternal infection. Pediatr Infect Dis J 1991;10:590-4. Adler SP, Starr SE, Plotkin SA, et al. Immunity induced by primary human cytomegalovirus infection protects against r secondary infection among women of childbearing age, J, Infect Dis 1995;171:26-32 Adler S, Finney J, Manganello A, Best RN and AL. Prevention of child-to-mother transmission of cytomegalovirus by changing behaviors: a randomized controlled trial. Pediatr Infect Dis J. 1996;15:240-6 Adler S, Finney J, Manganello A, Best RN and AL. Prevention of child-to-mother transmission of cytomegalovirus among pregnant women. The Journal of Pediatrics. 2004; 145:485-91 Ahlfors K, Ivarsson SA, Harris S. Report on a long-term study of maternal and congenital cytomegalovirus infection in Sweden. Review of prospective studies available in the literature. Scan J Infect Dis 1999; 31:443-457. Boppana SB, Fowler KB, Britt WJ, Stagno S, Pass RF. Symptomatic congenital cytomegalovirus infection in infants born to mothers with preexisting immunity to cytomegalovirus. Pediatrics 1999; 104:55-60. Cannon M.J. & Davis K.F. 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Info-Nr.: 11d Dez. 2010: „Zum Infektionsrisiko mit Cytomegalovirus (CMV) für seronegative Frauen kurz vor bzw. in Schwangerschaft und Möglichkeiten der Prophylaxe“, LABOR ENDERS:Prof. Gisela Enders & Partner, Partnerschaftsgesellschaft, Rosenbergstraße 85, 70193 Stuttgart, www.labor-enders.de Morris DJ, Sims D, Chiswick M, Das VK, Newton VE. Symptomatic congenital cytomegalovirus infection after maternal recurrent infection. Pediatr Infect Dis J 1994; 13:61-64. Varga, M.; Remport, Á.; et,al., Comparing cytomegalovirus prophylaxis in renal transplantation: single center experience, Transplant Infectious Disease, Volume 7, Issue 2, pages 63–67, June 2005 Vauloup-Fellous C, Picone O, Cordier AG, Parent-du-Chätelet l, Senat MV, Frydman R, Grangeot-Keros L.: Does hygiene counseling have an impact on the rate of CMV primary infection during pregnancy? Results of a 3-year prospective study in a French hospital. J Clin Virol. 2009; Oct 5.


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