Wenn die Plazenta nicht kommt... Plazentaablösung?

Dr. med. Vincenzo Bluni Frage an Dr. med. Vincenzo Bluni Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Frage: Wenn die Plazenta nicht kommt... Plazentaablösung?

Hallo Dr. Bluni, es kommt ja hin und wieder vor, daß die Plazenta nicht "spontan geboren" wird... Wie verfährt man da? Ist eine Vollnarkose notwendig? Kann die Plazenta nicht auch ganz ohne Betäubung entfernt werden? Das war die 1. Frage. Nun noch eine 2.: Was sind die Anzeichen einer Plazentaablösung (während der Schwangerschaft)? Wie gefährlich ist diese? Danke!

Mitglied inaktiv - 20.10.2008, 12:20



Antwort auf: Wenn die Plazenta nicht kommt... Plazentaablösung?

Hallo, 1.wenn die Plazenta zunächst nicht spontan kommt, hat man bei ausbleibender Blutung auch mal eine Stunde Zeit. Ggf. kann etwas zur Entspannung gegeben werden, es kann das Einreiben mit bestimmten Ölen und insbesondere die Akupunktur helfen, die Plazenta zu lösen. Nur, wenn all dieses nicht klappt, wird eine manuelle Lösung unter Periduralanästhesie oder auch Vollnarkose notwendig. 2. die Häufigkeit der vorzeitigen Lösung der normal angelegten Plazenta(=Abruptio placentae) wird in der Literatur zwischen 0,3 bis 1% angegeben. In der bayerischen Perinatalerhebung von 1996 betrug sie 0,5%. Sie ist eine gefährliche Komplikation sowohl für die Mutter als auch für das Kind. Ihre Ursache besteht am häufigsten in Gefäßveränderungen im Bereich der Insertionsstelle der Plazenta (Mutterkuchen), die im Rahmen einer EPH-Gestose auftreten. Im Bereich der Spiralarterien kommt es zur Gefäßruptur mit Bildung eines retroplazentaren Hämatoms (Bluterguss hinter dem Mutterkuchen). Wichtig in dem Zusammenhang ist der schon in den 80iger Jahren beschriebene Zusammenhang, dass Raucherinnen ein höheres Risiko für eine nicht reguläre Anlage der Plazenta (Plazenta praevia) haben und wenn Frauen mit dem Rauchen aufhören, haben sie ein um 23% niedrigeres Risiko für eine vorzeitige Plazentalösung und ein um über 30% niedrigeres Risiko für eine Plazenta praevia. Das Wiederholungsrisiko wird in der Literatur mit Werten zwischen 4,4 % und 12 % angegeben. Als assoziierte Risikofaktoren werden ein vorzeitiger Blasensprung, intrauerine Wachstumsretardierung (Wachstumsminderung) und ein schwangerschaftsbedingter hoher Blutdruck gesehen. Symptome können Blutungen, aber auch mal Schmerzen sein: es sind also eher unspezifische Symptome, die nur durch den klinisch erfahrenen Arzt eingeschätzt werden können. VB

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 20.10.2008



Antwort auf: Wenn die Plazenta nicht kommt... Plazentaablösung?

In seltenen Fällen, wenn der Mutterkuchen an der Gebärmutterinnenwand angewachsen ist oder auch wenn der ausgestoßene Mutterkuchen unvollständig ist, wird er von der Gynäkologin durch die so genannte manuelle Plazentaablösung von der Gebärmutter gelöst und die Gebärmutter ausgeschabt. Dieser Eingriff findet unter Vollnarkose statt. Anschließend werden Wehenmittel verabreicht. In seltenen Fällen muss der Mutterkuchen durch eine Operation gelöst werden, weil er mit der Gebärmutter verwachsen ist. Bei der atonischen Nachblutung werden starke Wehen auslösende Medikamente verabreicht und die Gebärmutter massiert. Dabei wird die obere Kante der Gebärmutter von außen fest gehalten und zusammengedrückt. In der Regel sind diese Maßnahmen ausreichend, um die Blutung zum Stillstand zu bringen und es ist nur im äußersten Notfall eine operative Gebärmutterentfernung nötig. ---------------------------------------------------------- Die vorzeitige Plazentaablösung (medizinischer Begriff Ablatio/Abruptio placentae) ist eine sehr seltene Schwangerschaftskomplikation, bei der sich - meist in den letzten Monaten der Schwangerschaft oder in der Eröffnungsphase der Geburt - die Plazenta ganz oder teilweise ablöst. Ursache ist meist eine Schwangerschaftsvergiftung. Mögliche Symptome sind plötzlich auftretende Schmerzen im Unterbauch, Angstgefühl, Schwindel und Atemnot. Neben einer mangelnden Sauerstoffversorgung des Kindes kann die vorzeitige Plazentaablösung einen für die Mutter lebensbedrohlichen Blutverlust zur Folge haben. lG Kerstin

Mitglied inaktiv - 20.10.2008, 12:30



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