Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Wehen

Dr. med. Vincenzo Bluni

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Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Wehen

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Hallo Herr Dr.Bluni, ich bin bei 23+4 und habe immer wieder einen harten Bauch. Ich bin zu meinem Frauenarzt gegangen, und hatte leichte Wehen im TG (20%), CL 3,8 cm, Abstrich oB, kein Trichter. Daraufhin wurde ich eine Woche krank geschrieben. Ich habe mich geschont und Magnesium zu mir genommen, jedoch habe ich weiterhin Beschwerden gehabt. Gestern war ich ein weiteres Mal beim Frauenarzt, dieses Mal wurde kein TG gemacht, jedoch hat mich der Arzt untersucht. MuMu war zu und CL lag bei 4,3 cm, Mein Arzt verschrieb mir Nitroderm Pflaster 5mg und meinte, ich solle das den Tag über kleben und nachts weglassen. Was halten Sie von diesem Medikament? Liebe Grüße, Liliana


Dr. med. Vincenzo Bluni

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Hallo Liliana, 1. physiologischerweise verkürzt sich der Gebärmutterhals gegen Ende der Schwangerschaft immer, was ein Zeichen dafür ist, dass sich die Gebärmutter auf die Geburt vorbereitet. Kommt es jedoch früh zu einer Verkürzung deutlich vor der 34. SSW, dann bedeutet dieses, je nach Ausprägung eine Risikoerhöhung für eine Frühgeburt. Diese Verkürzung wird durch eine vorzeitige Wehentätigkeit hervorgerufen, wobei die genauen Entstehungsmechanismen bis heute nicht eindeutig geklärt sind. Eine bakterielle Besiedlung ist sicher nur eine Erklärung. Die Länge alleine lässt keine Rückschlüsse zu, außer, dass man sagen kann, dass eine Länge von weniger als 2,5 cm mit einem erhöhten Risiko der Frühgeburt einhergeht und deshalb entsprechende Empfehlungen und Maßnahmen ausgesprochen werden. Wichtig ist es, hier immer den Gesamtzusammenhang zu sehen: Sehr hilfreich ist es, wenn bekannt ist, ob Beschwerden, wie Kontraktionen oder vorzeitige Wehen vorliegen oder es Hinweise für eine Entzündung im Bereich der Scheide gibt. Eine solche Entzündung mit Bakterien kann hier der Auslöser sein. Besonders bedeutsam ist, inwiefern sich im vaginalen Ultraschall Hinweise auf eine bedeutende Verkürzung des Gebärmutterhalses, ggf. verbunden mit einer Trichterbildung finden. In einigen Fällen hilft die körperliche Schonung mit Verzicht auf Sport und Verkehr und die prophylaktische Einnahme von Magnesium. Dieses beruhigt die Gebärmutter. In anderen Fällen reichen diese Maßnahmen alleine aber nicht aus. Manchmal ist dann auch eine stationäre Behandlung notwendig. Wie hier für Ihre persönliche Situation das sinnvollste Vorgehen aussehen sollte, kann sicher Ihre behandelnde Frauenärztin/Frauenarzt im Rahmen der Untersuchung beurteilen. Gegebenenfalls wird hier zur Entscheidungsfindung auch die Klinik mit einbezogen. 2. so genannte Wehehemmer können bekanntermaßen zu unangenehmen Nebenwirkungen, wie innere Unruhe mit Herzrasen führen („shaky woman syndrome“, Zitat Prof. K. Nikolaides, London). Für das Kind schädlich sind sie nach bisheriger Datenlage nicht. Was hier für Ihre persönliche Situation das beste Vorgehen ist, kann am besten mit Frauenärztin/Frauenarzt oder der Entbindungsklinik besprochen werden. Aber, die orale Gabe von Wehenhemmern hat nicht nur die bekannten Nebenwirkungen, wie Herzrasen und Unruhe und nicht nur deshalb, wird die orale Wehenhemmung und hier insbesondere von weniger gut erprobten Mitteln, von vielen Fachvertretern, wenn überhaupt, sehr streng indiziert. Von vielen wird nur noch die intravenöse Gabe in der Akutsituation für sinnvoll erachtet und die orale Wehenhemmung als obsolet angesehen. VB


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