Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Vitamine in der Schwangerschaft

Dr. med. Vincenzo Bluni

Dr. med. Vincenzo Bluni
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Vitamine in der Schwangerschaft

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Hallo Dr. Bluni, können sie mir Vitaminepräperate ab der 13. Schwangerschaftswoche empfehlen. Ganz unabhängig von den werbenden Firmen. Welche Firma kann man mit guten Gewissen nehmen und wie wichtig sind Präperate mit DHA? Ebertz


Dr. med. Vincenzo Bluni

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Hallo, 1. was die Frage nach einer Substitution von Nahrungsergänzungsstoffen & Vitaminen bei Kinderwunsch und in der Schwangerschaft angeht, so ist dieses für die sich normal ernährende und gesunde Mitteleuropäerin und Nordamerikanerin auf Folsäure und Jodid beschränkt. Eine darüber hinausgehende Vitaminsubstitution ist nach bisheriger Datenlage nicht zwingend notwendig, auch, wenn es für einige Substanzen einen gewissen Nachholbedarf gibt. Eine sinnvolle Substitution betrifft vor allem Folsäure, Jodid, Magnesium und/oder Eisen (bei nachgewiesenem Eisenmangel). Für alle Frauen ohne Risiko (Patientin mit Epilepsiemedikamenten, Kindern mit einer Spina bifida oder ähnlicher Fehlbildung) werden am besten schon 4 Wochen vor der Schwangerschaft und in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft 0,4 mg Folsäure/Tag empfohlen, ansonsten 5 mg/Tag. Bezüglich eine Substitution mit Jodid sprechen sich die neuesten Empfehlungen dafür aus, dass die Frau (sofern keine Schilddrüsenerkrankung vorliegt) schon mit Kinderwunsch und natürlich während der Schwangerschaft und Stillzeit täglich etwa 100 (–150) μg Jod pro Tag in Tablettenform für die Schwangerschaft und Stillzeit zusätzlich substituiert, unabhängig von der Ernährung oder Einnahme von jodiertem Salz. Bei Verdacht auf eine bestehende Überfunktion bzw. Unterfunktion der Schilddrüse sollte vor jeder Form der Jodsupplementierung eine weiterführende Diagnostik erfolgen. Für den Fall, dass schon Medikamente wegen einer Schilddrüsenerkrankung eingenommen werden, ist es in jedem Fall ratsam, die Jodidsubstitution vorher mit der behandelnden Ärztin/Arzt abzusprechen, denn hier kann es schon mal sein, dass kein zusätzliches Jodid eingenommen werden darf. 2. es ist richtig: es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass Schwangere, die diese langkettigen Fettsäuren konsumieren: als Fisch oder in Pillenform, zu einer besseren neurologischen Entwicklung der Kinder beitragen können. Hierzu und zu der Frage, ob eine Substitution mit diesen langkettigen Fettsäuren (DHA) in der Schwangerschaft sinnvoll ist, gibt es mittlerweile viele Studien, wobei eine Studiengruppe aus München hier immer wieder in Erscheinung tritt: „The roles of long-chain polyunsaturated fatty acids in pregnancy, lactation and infancy: review of current knowledge and consensus recommendations” (Koletzko et al, Journal of Perinatal Medicine , Volume: 36, Issue: 1, January 2008 Page(s):5-14). Diese Untersucher empfehlen eine Substitution und verweisen dabei auch auf die mittlerweile vorliegenden Empfehlungen diverser Fachgesellschaften. Wenn man jedoch diese Untersuchungen kritisch durchsieht und prüft, was denn letztlich der Benefit für die Kinder sein soll, dann ist es sicher berechtigt, hier auch eine andere Meinung zu vertreten. VB


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