kleinerFratz
Sehr geehrter Herr Dr. Bluni, folgende Frage beschäftigt mich: Verändert sich in der Schwangerschaft die Blutgerinnung bzw. die Zusammensetzung des Blutes durch Hormone oder ähnliches? Oder erhöht sich in der Schwangerschaft "nur" das statistische Risiko durch die veränderten Lebensbedingungen (mehr liegen und sitzten)? Wenn man also durch eine Gerinnungsstörung vorbelastet ist und ein bsp. 8fach erhöhtes Risiko für eine Thrombose hat und schwanger wird, ist die Gefahr da "nur" statistisch höher? Besten Dank für Ihre Antwort!
Hallo, es ist in der Schwangerschaft nicht nur ein rein statistisch erhöhtes Risiko für eine Thrombose oder Embolie, sondern dieses ist auch real gegeben und durch große Untersuchungen belegt. Bedingt ist dieses durch verschiedene Veränderungen, die die Schwangerschaft mit sich bringt: 1.insbesondere in den großen Venen kommt es zu einer Veränderung der Innenwandverhältnisse bedingt durch die Hormone der Schwangerschaft bei gleichzeitig vermehrtem Aufstau des Blutes in diesen Gefäßen. Dieser Aufstau ist wiederum bedingt durch anatomische Veränderungen, wie z.B. das Wachstum der Gebärmutter, aber auch Verdrängungserscheinungen der großen Beckenwandgefäße infolge anderer Verdrängungserscheinungen. 2.Veränderungen der Blutgerinnung in der Schwangerschaft, die eine verstärkte Gerinnungsneigung – unabhängig von schon vorhandenen persönlichen Risikofaktoren für eine Thromboembolie – bedingen. Für die Vorbereitung auf die Schwangerschaft ist eben eine verbesserte Blutstillung im Rahmen des Geburtstraumas vorgesehen. Die prozentualen Angaben über die Häufigkeit der Erkrankung schwanken wegen der sehr unterschiedlichen klinischen Symptomatik, vom Vollbild bis hin zur völligen asymptomatischen thrombotischen Verlegung auch großer Venen. Nach aktuellen epidemiologischen Erhebungen zur Inzidenz einer tiefen venösen Thrombose können wir folgende Zahlen benennen: Risiko 1-2 : 10.000 für Frauen im Reproduktionsalter Risiko 3-4 : 10.000 für Frauen unter Pilleneinnahme Risiko 5 : 10.000 Schwangerschaft Risiko 20 : 10.000 Wochenbett Im Vergleich mit nichtschwangeren Frauen besteht eine Steigerung um den Faktor 5, das heißt eine Thromboseinzidenz von 1:1000-2000 Schwangerschaften für Frauen bis 35 Jahre Bei Frauen über 35 Jahren ist dieses Risiko erhöht und liegt etwa bei 2,4:1000 Schwangerschaften. Dabei ist eine deutliche Bevorzugung des dritten Trimesters und der postpartalen Phase (Wochenbett) zu verzeichnen. Haben Sie nun auch noch eine angeborene Gerinnungsstörung, dann werden die o.g. Risiken entsprechend nach oben zu korrigieren sein. Aus diesem Grund wenden Sie sich bitte zusammen mit Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt an eine Gerinnungsambulanz mit der Frage von prophylaktischen Maßnahmen, wie Kompressionsstrümpfen und einer Blutverdünnung mit einem niedermolekularen Heparin, aber auch der Frage, der optimalen Schwangerschaftsbegleitung -und Kontrolle! Liebe Grüße VB Quellen http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/003-001_S3_AWMF-Leitlinie_Prophylaxe_der_venoesen_Thromboembolie__VTE__Kurz_04-2009_12-2013.pdf (AWMF-S3-Leitlinie „Prophylaxe der venösen Thromboembolie (VTE)“, Version vom 18. März 2009 mit eingearbeitetem Addendum vom 08. Mai 2010, letzter Abruf:28.9.2011) Frauenarzt, 51 (2010) Nr 6, „Thromboembolieprophylaxe in Schwangerschaft und Wochenbett“, A.G. Puhl, K. Heidner, C. Skala, H. Schinzel, S. 570-583 Blann AD, Lip GY; Venous thromboembolism. BMJ. 2006 Jan 28;332(7535):215-9 Lockshin MD, Venous thromboembolism during pregnancy. N Engl J Med. 1996 Dec 12;335(24):1847. Reducing the Risk of Thrombosis and Embolism during Pregnancy and the Puerperium, Royal College of Obstetricians and Gynaecologists (November 2009) Sellman JS, Holman RL; Synopsium: thromboembolism during pregnancy - risks, challenges and recommendations. J Postgrad Med (online), 2000; 108 (4). Thromboembolic Disease in Pregnancy and the Puerperium: Acute Management, Royal College of Obstetricians and Gynaecologists (2007)
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