Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Schwangerschaftsdiabetes schon bei 1 erhöhten Wert

Frage: Schwangerschaftsdiabetes schon bei 1 erhöhten Wert

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo Hr.Dr. Bluni, bei mir wurde der dreistufige Zuckertest in der SS durchgeführt und der erste Wert (nüchtern) war zu hoch, die beiden anderen gerade an der Grenze. Auf tel. Anraten des Arztes soll ich nun Süßes und alle leicht aufspaltbaren Kohlehydrate meiden. Um etwas mehr Ernährungstips zu bekommen, habe ich im Internet gesurft und dabei gelesen, daß bereits bei einem erhöhten Wert das Risiko für das Kind sehr groß sei. Stimmt das? Und ich frage mich, ob ich, um den Nüchtern-Wert zu reduzieren nicht am besten noch vor dem Schlafen eine Kleinigkeit esse, was ich bisher nie getan habe. Kann das auch helfen? Vielen Dank für Ihre Antwort


Dr. med. Vincenzo Bluni

Dr. med. Vincenzo Bluni

Beitrag melden

hallo, 1. nach den offiziellen Vorgaben " Diagnostik und Therapie des Gestationsdiabetes" liegt nach einer Belastung mit 75 Gramm Glucose ein Gestationsdiabetes in der Schwangerschaft (GDM) vor, wenn mindestens zwei der folgenden drei Grenzwerte erreicht oder überschritten werden (Werte aus dem kapillären Vollblut) nüchtern: größer/gleich 90 mg/dl nach 1 Std: größer/gleich 180 mg/dl nach 2 Std :größer/gleich 155 mg/dl Erreicht oder überschreitet nur ein Wert die oben angegebenen Grenzen, so liegt definitionsgemäß eine eingeschränkte Glucosetoleranz (IGT) vor, diese wird, bezogen auf die Behandlungsbedürftigkeit, wie ein diagnostizierter GDM gewertet. 2. 2. eine Diabetikerin kann heute eine Schwangerschaft in aller Regel "normal" austragen und ein gesundes Kind zur Welt bringen. Es ist aber zu fordern, daß sie sich schon bei der Planung, spätestens sofort nach Feststellung der Schwangerschaft, von einem diabetologisch erfahrenen Internisten und einem mit diabetologischen Problemen vertrauten Gynäkologen gemeinsam betreuen lässt. Wichtigstes Ziel der Prophylaxe und Behandlung ist eine normoglykämische (normale Zuckerwerte) Diabeteseinstellung. Dieses Ziel ist erreicht, wenn die Blutglukosewerte vor den Mahlzeiten unter 90 mg/dl, eine Stunde nach dem Essen unter 140 mg/dl, zwei Stunden danach unter 120 mg/dl liegen. In der ersten Schwangerschaftshälfte soll das HbA1c im oberen Normbereich, später im unteren Normbereich stoffwechselgesunder Schwangerer liegen (Normbereich mit 4,8 bis 6,0 %). Insbesondere bei nicht diagnostiziertem Gestationsdiabetes in der Schwangerschaft bzw. einer nicht entdeckten Glukosetoleranzstörung ist es die diabetische Fetopathie, die in ihrer Prognose auch heute noch nicht endgültig zu beurteilen ist. Das Atemnotsyndrom wird bei 1 - 2 % aller reifen Neugeborenen diabetischer Mütter beobachtet. Die Mutterschaftsvorsorge bei Diabetikerinnen ist während der ganzen Schwangerschaft intensiver als bei stoffwechselgesunden Frauen. Die Zusammenarbeit mit einem Perinatalzentrum, das in der Betreuung diabetischer Schwangerer Erfahrung hat, ist zumindest geboten. Neben dem Frühultraschall zur genauen Berechnung des SS-Alters sollte in der 20.-22.SSW eine eingehende US-Untersuchung zum Ausschluss von Organfehlbildungen durchgeführt werden. Das zunächst vierwöchentliche Intervall von US-Untersuchungen sollte in der Spätschwangerschaft durch zweiwöchige Intervalle ersetzt werden. Hier sollte neben dem Gewicht des Kindes auch die Fruchtwassermenge beurteilt werden. Ab der 28. SSW wird eine intensivierte fetale Zustandsdiagnostik mit Kontrolle der fetalen Bewegungen, einem CTG (Cardiotokogramm) und eine Doppler-Untersuchung empfohlen. Die Häufigkeit sollte individuelle festgelegt werden. Das CTG sollte ab der 32.-33. SSW 2x/Woche und ab der 35. SSW 3x/Woche durchgeführt werden. Bei problemlosem Verlauf ist eine vaginale Entbindung am Termin anzustreben. Ein Austragen über den Termin hinaus sollte nach Möglichkeit vermieden werden. Die letzten Empfehlungen stammen von der Arbeitsgemeinschaft Diabetes und Schwangerschaft bei der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. 3. Frauen, die einen Schwangerschaftsdiabetes hatten, haben im Verlauf der folgenden 10 Jahre ein bis zu 30%iges Risiko, einen Diabetes zu entwickeln. Deshalb sollten die Betroffenen mit ihrem Diabetologen vor Ort über ihr Risiko und die sinnvollsten Kontrollen sprechen. Regelmäßige Nachkontrollen sind hier also extrem wichtig. Von einigen Fachvertretern wird deshalb für diese Frauen gefordert, jährlich einen oralen Glucosetoleranztest zu wiederholen. 4.Auf den Internetseiten der Deutschen Diabetes-Klinik an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf http://www.diabetes.uni-duesseldorf.de/download/DDFI_Broschuere_Schwangerschaft.pdf können Sie dazu eine sehr informative Broschüre für Betroffene downloaden. VB


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Guten Tag Herr Dr. med. Karle, ich hatte mich bereits vor ca. 2 Wochen an sie gewand, da bei mir in der 31. Woche zu viel Fruchtwasser vermutet wurde. Nun hat sich dies in der aktuell 33. Wochen bestätigt. Der Fruchtwasserindex lag gestern bei 28.63. Einzeln waren die Messungen 10.5, 7.6, 5.2 und 5.3. Mein großer Blutzuckertest in der 24 SSW. w ...

Guten Morgen Herr Dr Karle,  in der 28 SSW war der große Zuckertest ok. Jetzt in der 34 SSW und habe ich manchmal das Gefühl zu unterzuckern und meine Hausärztin, die auch Diabetologin ist, hat mir ein Blutzuckermessgerät mitgegeben. Jetzt ist sie im Urlaub. Gestern habe ich 1,5 Stunden nach einem Schokoriegel 153 gemessen. Nüchtern ist der Wer ...

  Guten Morgen Herr Dr Karle,    in der 28 SSW war der große Zuckertest ok. Jetzt in der 34 SSW und habe ich manchmal das Gefühl zu unterzuckern und meine Hausärztin, die auch Diabetologin ist, hat mir ein Blutzuckermessgerät mitgegeben. Jetzt ist sie im Urlaub. Gestern habe ich 1,5 Stunden nach einem Schokoriegel 153 gemessen. Nüchtern i ...

Sehr geehrter Herr Dr. Karle,  Mein Zuckertest war leider auffällig.  Meine Werte waren: 88 181 123  Nun war ich beim Diabetologen, mein Langzeitzucker ist vollkommen normal alle selbst gemessen Werte nüchtern sowie 1 Stunde nach dem Essen ebenfalls. Ist es möglich, dass der Zuckertest falsch positiv ausfällt?    Gleichzeit ...

Hallo, ich bin jetzt bei 24+0 und habe Schwangerschaftsdiabetes diagnostiziert bekommen. Habe Insulin bekommen da mein nüchternwert das Problem ist. Das Baby ist bisher nicht zu groß gemessen, aber mein Fruchtwasser ist wohl relativ viel. Wie genau geht es da weiter? Baut sich das mit der Zeit mehr ab wenn ich gut mit Insulin eingestellt bin? Oder ...

Hallo,  bei mir wurde Schwangerschaftsdiabetes diagnostiziert und ich befinde mich bereits seit vier Wochen in diabetologischer Behandlung, mittlerweile auch mit einer geringen Dosis Basalinsulin (3 Einheiten) am Abend. Allerdings bin ich sehr verunsichert von dem Vorgehen meines behandelnden Diabetologen. Konkret interessiert sich mein behande ...

Einen schönen Abend, bei mir wurde eine Schwangerschaftsdiabetes festgestellt und ich musste mit Insulinspritzen anfangen da die Nüchternwerte in der früh leicht erhöht waren.  Spritze 3 Einheiten immer abends. Bin aktuell in der 29. SSW und das Baby ist bis jetzt gut entwickelt, keine Auffälligkeiten. Mich interessiert nur die Frage, wenn jetz ...

Guten Abend. vor 1,5 Wochen wurde bei mir Schwangerschaftsdiabetes festgestellt, seit dem soll ich 4xd messen (Nüchtern und jeweils eine Stunde nach den Mahlzeiten) meine Werte 1h nach dem Essen sind bisher im Normbereich, bzw. Eins, zweimal Richtung Grenze allerdings messe ich ab und zu auch mal 1,5 oder 2h nach dem Essen und da sind meine Wer ...

Guten Tag, bei mir wurde vor 2 Wochen Schwangwrschaftsdiabetes festgestellt, davor hatte ich das Organscreening, da war alles ok. Leider bin ich noch nicht richtig eingestellt, da die diabetologin im Urlaub war. Nun spritze ich nachts und vor dem Frühstück und Abendessen. Nüchtern ist der Wert leider noch immer bei 104. Meine Ärztin stellte ...

Ich hatte in der 26. Ssw einen erhöhten kleinen Blutzuckertest von 163. In der 27. Ssw beim grossen oGTT mit 75mg Zucker waren die Werte dann 85, 136, 126 - also unauffällig. Da ich im Geburtshaus entbinden wollte und nach dem Essen von Kohlenhydraten auch immer wieder mal sehr müde wurde, habe ich mir dann ein Finger-Mess-Gerät gekauft, um ...