Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Schwangerschafts Diabetis

Dr. med. Vincenzo Bluni

Dr. med. Vincenzo Bluni
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Schwangerschafts Diabetis

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Herr Dr. Bluni, Ich bin diagnostiziert worden mit der Schwangerschaft diabetis mich wuerde es interessieren was Sie als Vorsorge machen wuerden. Momentan mache ich eine spezielle Diet und messe den Blutzuckerwert 4 xmal taeglich. Vor Fruehstueck danach, und dann nach jeder hauptmahlzeit 2 std. spaeter. Die werte sind meistens im normalbereich, 80 - 120. Selten, besonders wenn ich im restaurant esse, habe ich hoehere werte also ueber 150. Ebenso gehe ich zum Arzt zweimal die woche und es wird eine art Herz messung (aktivitaet) des Baby's gemacht ( ca. 20 min.) Das Baby bewegt sich ''regelmaessig'', leider da dies meine erste Schwangerschaft ist habe ich keinen vergleich was normal ist. Ich wollte eine Wassergeburt machen und hab natuerlich Angst dass ein Kaiserschnitt notwendig ist falls das Baby zu gross wird ( bin jetzt in der 33. Woche). Und natuerlich hoffe ich dass ich nicht zum Langzeit Diabetiker werde. Ich bin nicht uebergewichtig. Koennen Sie mir sagen was ich oder mein Arzt noch machen koennen? Wie effetive sind diese Diaeten und was sind die Chancen dass die Geburt normal verlaeuft. soll man doch insulin nehmen waehrend der schwangerschaft? danke yasmin


Dr. med. Vincenzo Bluni

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Liebe Yasmin, 1. eine Diabetikerin kann heute eine Schwangerschaft in aller Regel "normal" austragen und ein gesundes Kind zur Welt bringen. Es ist aber zu fordern, dass sie sich schon bei der Planung, spätestens sofort nach Feststellung der Schwangerschaft, von einem diabetologisch erfahrenen Internisten und einem mit diabetologischen Problemen vertrauten Gynäkologen gemeinsam betreuen lässt. Wichtigstes Ziel der Prophylaxe und Behandlung ist eine normoglykämische (normale Zuckerwerte) Diabeteseinstellung. Dieses Ziel ist erreicht, wenn die Blutglukosewerte vor den Mahlzeiten unter 90 mg/dl, eine Stunde nach dem Essen unter 140 mg/dl, zwei Stunden danach unter 120 mg/dl liegen. In der ersten Schwangerschaftshälfte soll das HbA1c im oberen Normbereich, später im unteren Normbereich stoffwechselgesunder Schwangerer liegen (Normbereich mit 4,8 bis 6,0 %). Das Therapiekonzept des Gestationsdiabetes sieh als erste Stufe eine Ernährungsberatung vor. In 90% der Fälle genügt diese Ernährungsumstellung (bei der übrigens kaum eine Patientin Hungergefühl hat), um das Therapieziel zu erreichen. Gleichzeitig sollte eine ausreichende Bewegung der Schwangeren sichergestellt sein. Bereits ein halbstündiger Spaziergang nach dem Essen kann die Blutzuckerwerte deutlich senken. Nur bei Schwangeren, die auch dann noch ein pathologisches Blutzuckertagesprofil (wie oben angegeben) aufweisen, ist zusätzlich eine Insulingabe notwendig. Zur Ernährungsumstellung ist folgendes zu sagen: Empfohlen wird eine Ernährung, die eine für die Bedürfnisse der Schwangerschaft adäquate Kalorienmenge und Zusammensetzung enthält. Der Kalorienbedarf für eine Schwangere im 2. und 3. Schwangerschaftsdrittel (Trimenon) beträgt ca. 30 kcal/kg Körpergewicht. Bei Frauen mit einem Body-Mass-Index von größer 27 kg/ Quadratmeter Körperoberfläche am Beginn der Schwangerschaft sollte die Kalorienmenge auf 25 kcal/ kg Körpergewicht reduziert werden. Die Kostverordnung soll von einer ausgebildeten Fachkraft nach Kohlenhydrat-Einheiten (KE) quantifiziert werden. Weiteres besprechen Sie bitte mit den Experten vor Ort. Auf den Internetseiten der Deutschen Diabetes-Klinik an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf http://www.diabetes.uni-duesseldorf.de/download/DDFI_Broschuere_Schwangerschaft.pdf können Sie dazu eine sehr informative Broschüre für Betroffene downloaden. 2. Verglichen mit Frauen, die in der Schwangerschaft einen normalen Zuckerstoffwechsel hatten, haben Frauen mit einem Schwangerschaftsdiabetes ein bis zu 7,5fach höheres Risiko, in ihrem späteren Leben einen Diabetes Typ 2 zu entwickeln ( Quelle: Bellamy L, et al "Type 2 diabetes mellitus after gestational diabetes: a systematic review and meta-analysis" Lancet 2009; 373: 1773-1779) Aus diesem Grund ist es für betroffene Frauen sinnvoll, mit ihrem Diabetologen vor Ort über ihr Risiko und die sinnvollsten Kontrollen sprechen. Von einigen Fachvertretern wird deshalb für diese Frauen gefordert, jährlich einen oralen Glucosetoleranztest zu wiederholen. 3. die Mutterschaftsvorsorge bei Diabetikerinnen ist während der ganzen Schwangerschaft intensiver als bei stoffwechselgesunden Frauen. Die Zusammenarbeit mit einem Perinatalzentrum, das in der Betreuung diabetischer Schwangerer Erfahrung hat, ist zumindest geboten. Neben dem Frühultraschall zur genauen Berechnung des Schwangerschaftsalters sollte in der 20.-22.SSW eine eingehende Ultraschalluntersuchung zum Ausschluss von Organfehlbildungen durchgeführt werden. Das zunächst vierwöchentliche Intervall von Ultraschalluntersuchungen sollte in der Spätschwangerschaft durch zweiwöchige Intervalle ersetzt werden. Hier sollte neben dem Gewicht des Kindes auch die Fruchtwassermenge beurteilt werden. Ab der 28. SSW wird eine intensivierte fetale Zustandsdiagnostik mit Kontrolle der fetalen Bewegungen, einem CTG (Cardiotokogramm) und eine Doppler-Untersuchung empfohlen. Die Häufigkeit wird am besten individuell festgelegt. Das CTG sollte ab der 32.-33. SSW 2x/Woche und ab der 35. SSW 3x/Woche durchgeführt werden. Bei problemlosem Verlauf ist eine vaginale Entbindung am Termin anzustreben. Ein Austragen über den Termin hinaus sollte nach Möglichkeit vermieden werden. Die letzten Empfehlungen stammen von der Arbeitsgemeinschaft Diabetes und Schwangerschaft bei der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. 4. sofern das Kind nicht zu schwer ist, wird meist auch eine normale Geburt möglich sein und dazu zählt auch eine Wassergeburt. Das kann dann aber immer nur individuell während der Aufnahme zur Geburt entschieden werden. VB


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