Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Schwangerschaft und MRSA

Dr. med. Vincenzo Bluni

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Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Schwangerschaft und MRSA

Mitglied inaktiv

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Hallo Dr. Bluni, ich habe eine dringende Frage. Ich habe diese Woche eine neue Stelle als Psychologin in der Rehabilitation/Neuropsychologie begonnen.Kurz nach Zusage für diese Stelle habe ich erfahren, dass ich schwanger bin - aktuell 7.Woche.Wir haben auf der Frühreha einige Patienten, die MRSA haben und die ich unter Umständen zwecks kognitiver Funktionen begutachten muss. Meine Frage ist, ob dies meinem Baby und dessen Entwicklung schaden könnte. Da ich die Stelle erst angetreten habe, würde ich ungern jetzt schon über die Schwangerschaft den Arbeitgeber informieren, so dass ich natürlich auch die Behandlung dieser Patienten nicht so einfach ablehnen kann. Ich muss dazu sagen, dass ich diese Patienten nicht anfassen muss und Isolationszimmer natürlich nur mit Kittel und Mundschutz betreten würde. Reicht das aus? Vielen Dank für eine kurze Antwort. Susi


Dr. med. Vincenzo Bluni

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liebe Susi, 1.bei MRSA handelt es sich um Bakterien der Art Staphylococcus aureus. Diese können bei Mensch und Tier als Bestandteil der Hautflora vorkommen. Sie sind bezeichnenderweise gegen viele Antibiotika resistent, was sie besonders gefährlich macht. Für die gesunde Schwangere besteht kein erhöhtes Infektionsrisiko. Die Staphylokokken sind in der Schwangerschaft aber dann gefürchtet, wenn sie sich im Geburtskanal befinden oder wenn eine systemische Infektion oder auch sonstige schwere Lokalinfektionen mit ihnen vorliegen. Zum Glück werden die MRSA-Stämme werden sehr selten aus dem Genitalbereich isoliert. Das Hauptreservoir dieser Stämme ist der Nasen-Rachenraum. Da diese Keime schwer zu therapieren sind, sollt vor der Entbindung eine Sanierung des Nasen-Rachenraumes durchgeführt werden. Eine Behandlung dieser Keime in der Scheide kann mit lokal desinfizierenden Zäpfchen erfolgen. Werden diese Keime bei der Schwangeren nachgewiesen, empfiehlt sich eine Sanierung auf jeden Fall vor der Entbindung, damit es nicht zur Besiedlung des Kindes kommt. Gerade während des Stillens erfolgt ein inniger Hand- und Hautkontakt zwischen Mutter und Kind, worüber eine Übertragung stattfinden kann. Auch in Einrichtungen, wie Rehakliniken, Altenheimen etc. kommt aber das Mutterschutzgesetz zur Anwendung. Dieses sieht vor, dass Schwangere nicht in Gefährdeten Bereichen arbeiten dürfen. Diese Keime müssen zwar für das Ungeborene und die schwangere Mitarbeiterin selbst keine Auswirkung haben, aber sie können hier zur Überträgerin werden. Die Berufsgenossenschaft schreibt hierzu: "Ein erhöhtes Risiko trägt auch das Altenpflegepersonal. In den Heimen sind die strengen Vorsichts- und Isolierungsmaßnahmen von Kliniken nicht realisierbar. Da Staphylokokken durch einfachen Körperkontakt, zum Beispiel Händedruck, übertragen werden, können Altenpfleger leicht zu Trägern von MRSA werden, ohne es zu bemerken." Gleiches gilt selbstverständlich für eine REha-Einrichtung. Theoretisch würde dieses bedeuten, dass ein Beschäftigungsverbot ausgesprochen werden müsste, da hier eine Gefährdungssituation für die Schwangere besteht. Demzufolge ist es aber notwendig, die Schwangerschaft auch bekannt zu machen. 2. auf den offiziellen Seiten des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW können Sie dazu folgendes nachlesen: a. "Schwangere dürfen wegen der hohen Infektionsgefährdung und begrenzten Therapiemöglichkeiten keine MRSA-Patienten versorgen. Eine Beschäftigung außerhalb der Isolierstationen ist bei strikter Einhaltung differenzierter Hygienemaßnahmen erlaubt." b. "Nicht kolonisierte Schwangere sollten MRSA Patienten (Träger oder mit manifesten Erkrankungen) nicht behandeln, pflegen bzw. engen körperlichen Kontakt mit ihnen meiden. Beim Umgang mit MRSA – Trägern (Arbeitskollegen, aber auch Familienmitglieder..) sind die Grundregeln der persönlichen Hygiene, sowie die Empfehlungen vom Robert-Koch-Institut zur Prävention und Kontrolle von MRSA im Krankenhaus ( http://www.rki.de/GESUND/HYGIENE/HYGIENE.HTM ) zu beachten. Die Empfehlungen für die Beschäftigten in Alten- und Pflegeheimen in der ambulanter Pflege sind unter http://www.nlga.niedersachsen.de/mrsa/mrsa_ho.htm zu finden. Da MRSA ziemlich umweltresistent ist, kann bis 18 Stunden auf kontaminierten Gegenständen, Geräten und Instrumenten, Oberflächen oder gebunden im Staubpartikeln (beim Bettenmachen) überleben. Daher ist eine arbeitstägliche Umgebungsdesinfektion (nicht nur Patientenzimmer) durchzuführen." 3.In dieser Frage wird sicher auch unsere Rechtsanwältin bei Rund-ums-baby.de, Frau Nicola Bader, weiterhelfen können. Hierzu bitte mal auf den link http://www.rund-ums-baby.de/recht/mebboard.php3?forum=115 klicken. VB


Mitglied inaktiv

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Hallo! Ich bin selber Krankenschwester in der Onko - da haben wir immer wieder auch mit MRSA zu tun. Wenn Du die allgemeinen Schutzmassnahmen einhältst ( auch HAndschuhe ! Händedesinfektion vor verlassen des Zimmers ! Keine Unterlagen mit ins Zimmer nehmen ausser auf einem Sauberen Klemmbrett o.ä. etc.) kann Dir bzw. Deinem Kind denke ich nichts passieren. generell gilt aber, dass du die Möglichkeit hast - nach einem "Outing" dem AG gegenüber, solche Patienten zu meiden- soweit ich weiss. Ein MRSA macht ja per se auch noch keine Probleme. Sei aber auf alle Fälle sehr gründlich was die Hygienerichtlinien angeht, aber das sollte bei MRSA Patienten keine Frage für ALLE Behandelnden sein... Grüße A.


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