Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Annika Thies:

Reizhusten - ist das noch normal?

Annika Thies

 Annika Thies
Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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🔒️ Frage: Reizhusten - ist das noch normal?

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PeppiPopcorn

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Hallo Frau Thies, ich starte gerade in die 38. SSW und leide seit etwa 8 Wochen unter starkem Reizhusten. Nachts und vormittags ist es einigermaßen erträglich, ab mittag habe ich idR. keine Stimme mehr (ganz aufs Sprechen zu verzichten ist wegen meinem 3-jährigen nicht möglich) und muss mich auch beinahe täglich durch den starken Husten übergeben.  Der Husten war von Beginn an unproduktiv, meine Hausärztin meinte zunächst, ich sollte einen Hustenlöser nehmen. Ambroxol und Prospan (je eine Woche angewendet) brachten leider keinerlei Besserung. Beim letzten Termin hat sie dann aber auch gesagt, die Lungen wären frei.  Nun haben wir es mit Hustenstiller probiert. Auch hier haben Phytohustil und das Weleda Hustenelexier (auch je 1 Woche) wirklich keinerlei Linderung gebracht.  Natürlich habe ich davor und in der Zwischenzeit auch diverse Hausmittel genommen. Tee, Bonbons, Inhalieren, verschiedene Brustwickel. Nichts scheint zu helfen. Ich laufe seit Wochen zwischen Hausärztin, Frauenärztin und Hebamme hin und her. Niemand weiß so recht weiter bzw. sagt, es wäre halt ein Husten und würde schon weggehen. So kurz vor der Geburt bin ich nun wirklich verzweifelt. Ich kann nicht einen tiefen Atemzug nehmen, ohne einen Hustenanfall zu bekommen. Wie soll ich so Wehen veratmen? Beim Vorgespräch im Kreißsaal hat der dortige Oberarzt nun geraten, über drei Tage einen Hustensaft mit Codein einzunehmen. Ich habe aber ehrlich gesagt Angst vor der Wirkung, besonders jetzt in der Schwangerschaft. Nach einem Besuch auf Embryotox sind mir die Silomat DMP Lutschpastillen aufgefallen. Die sollen in der Schwangerschaft notfalls auch vertretbar sein und können scheinbar auch gut dosiert werden. Wäre das evtl. eine verträglichere Variante zum Codein? Was kann ich sonst machen? Kann Ihrer Meinung nach vielleicht ein HNO Arzt helfen? Kann es auch etwas anderes sein als ein "einfacher" Husten? Ist sowas ggf. Schwangerschaftsbedingt? Unter starkem Sodbrennen leide ich auch. Das behandle ich aber sehr effektiv mit Gaviscon Dual Kautabletten. Entschuldigen Sie die langen Ausführungen. Ich hoffe, Sie wissen einen Rat.   Liebe Grüße  Laura  Deine Schwangerschaftswoche: 38


Annika Thies

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Guten Abend, es tut mir Leid, dass Sie von einem so hartnäckigen Husten geplagt werden. Oftmals hängt der Husten nach einem bronchopulmonalen Infekt noch eine Weile hinterher (postinfektiöser Reizhusten), manchmal kann man dann auch von einem hyperreagiblen Bronchialsystem sprechen. In der späteren Schwangerschaft ist die Lungenkapazität durch den wachsenden Bauch zusätzlich eingeschränkt, was es nicht leichter macht. Gefährliche Ursachen für den andauernden Husten gilt es natürlich auszuschließen (z.B. eine bakterielle Infektion / Pneumonie, selten Thrombose/Lungenarterienembolie). Zusätzliche Symptome wie Fieber, Luftnot und Herzrasen sollten ärztlich abgeklärt werden. Bei hyperreagiblen Bronchien ist eine ausreichende Befeuchtung der Atemwege wichtig (ausreichende Trinkmenge, regelmäßige Inhalation mit NaCl), darüber hinaus können Hustenstiller bei starken Anfällen angewendet werden. Diese wirken dabei rein symptomatisch, die Ursache wird also nicht behoben. Codeintropfen sind sehr wirksam und dürfen auch in der Schwangerschaft vorübergehend und in geringer Dosierung angewendet werden. Es sollte ja aktuell auch noch ein ausreichender Abstand zur Geburt bestehen (mögliche Atemdepression oder Trinkschwäche beim Neugeborenen bei Anwendung kurz vor der Geburt). Mit Silomat habe ich persönlich bisher wenig Erfahrung, aber es scheint in der Wirkung dem Codein sehr ähnlich zu sein. Probieren Sie es gerne stattdessen aus, wenn Sie sich damit sicherer fühlen. Bzgl. der genannten Hyperreaktivität könnte sonst noch Salbutamol nach Rücksprache mit Ihren Ärzten versucht werden. Salbutamol erweitert die Bronchien und ist in der Anwendung in der Schwangerschaft sicher. Ob Ihnen ein HNO-Arzt in dieser Situation weiterhelfen kann, ist fraglich. Oft sind andere Fachrichtungen mit Therapievorschlägen bei Schwangeren eher zurückhaltend. Wahrscheinlich brauchen Sie aktuell noch etwas Geduld, damit sich Ihr Bronchialsystem erholen kann. Sollte sich der Husten trotz der genannten Maßnahmen nicht bessern, kann man weitere Untersuchungen wie eine HNO-ärztliche Vorstellung (Lungenfunktionsprüfung) und / oder eine Bildgebung der Lunge nach der Geburt überlegen (z.B. Röntgen Thorax). Ich wünsche Ihnen eine gute Besserung. Annika Thies


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