Mitglied inaktiv
Sehr geehrter Herr Dr. Bluni, ich bin in der 14. SSW und nehm seit dem Eisprung Utrogest zweimal täglich vaginal. In diesen Tagen werde ich das Medikament absetzen dürfen. seit einiger Zeit habe ich aber ein Brennen in der Scheidengegend. Lokal würde ich sagen im äußeren Bereich an den Schamlippen und am Scheideneingang. Durch wiederholte Abstriche konnte mein FA schon eine Bakterieninfektion ausschließen. Jedoch keine Pilzinfektion, weil durch Utrogest die Pilzsporen verdeckt würden. prohylaktisch hat er mir eine Pilzsalbe verordnet, die aber eigentlich nicht in der Schwangerschaft anzuwenden ist. Nun meine Fragen. Ich fühle mich unwohl diese Salbe zu verwenden, ohne dass überhaupt feststeht, dass ich einen Pilz habe. 1. wäre eine Pilzinfektion gefährlich in der Schwangerschaft, wenn ich erstmal nichts unternehmen würde ? 2. ich teste alle zwei Tage meinen Scheiden-PH-Wert mit dem Testhandschuh. Dieser liegt immer im optimalen Bereich bei 4,0. Kann trotzdem eine Infektion vorliegen, auch wenn der Handschuh Entwarnung gibt ? 3. Mein Arzt meinte, dass das Brennen auch von der Utrogesteinnahme kommen könnte. Ist das möglich ? P.S.eine Harnwegsinfektion konnte ebenfalls ausgeschlossen werden. mit freundlichen Grüßen
hallo, 1. ja, Ihr Frauenarzt hat recht, dass auch die Verabreichung des Utrogest zu einer Irritation führen kann. 2.anders als ein bakterieller Infekt stellt ein Scheidenpilz während der Schwangerschaft kein großes Risiko dar. Bei einer Infektion kurz vor der Geburt sollte der Geburtshelfer informiert sein. Die Neugeborenen können in den ersten Lebenswochen einen Pilzbefall im Mund- oder Windelbereich bekommen. Auf der Kopfhaut des Neugeborenen kann es zu einem schuppigen Belag kommen. Liegt eine solche Pilzinfektion in der Schwangerschaft vor, sollte man halt die zur Verfügung stehenden Maßnahmen ergreifen; selbst bei Beschwerdefreiheit der Frau. 3. Beim Pilz ist es aber erfahrungsgemäß so, dass das Säuremilieu nicht verändert ist; der ph-Wert ist hier also normal! 4.sofern eine Infektion im Scheidenbereich vorliegt, sollte diese entsprechend behanelt werden: mit einem Antibiotikum, oder, wenn es ein Pilz ist, mit einem Pilzmittel. Eine bakterielle Besiedlung der Vagina in der Schwangerschaft (z.B. bakterielle Vaginose) steht im Verdacht, insbesondere nach Ende des ersten Schwangerschaftsdrittels, für Fehlgeburten, vorzeitige Wehen, vorzeitigen Blasensprung und Frühgeburtlichkeit verantwortlich zu sein. Eine solche Besiedlung kann neben der Beurteilung des Scheidensekretes im Mikroskop durch Anfärbung beim behandelnden Frauenarzt oder Frauenärztin und mit einer ph-Wert-Bestimmung ausgeschlossen werden. Neben Teststreifen gibt es mittlerweile im Handel auch Handschuhe zu kaufen, mit denen die Frau eine ph-Wert-Bestimmung eigenständig durchführen kann Aus dieser Erkenntnis heraus resultiert die Empfehlung, insbesondere bei Frauen mit einem Risiko, in der Schwangerschaft den ph-Wert regelmäßig zu kontrollieren, bzw. rechtzeitig eine so genannte bakterielle Vaginose auszuschließen und ggf. zu therapieren. Man sollte sich aber darüber im klaren sein, dass dieses nur eine Ursache neben diversen anderen zum Teil noch unbekannten Faktoren ist, die man für die Problematik der Frühgeburtlichkeit verantwortlich machen kann. Die bakterielle Besiedlung ist somit alleine sicher nicht der Weisheit letzter Schluss und das Problem ist viel komplexer. Dieses hat Herr Prof. Petersen einer der großen Experten auf dem Gebiet der gynäkologischen Infektionen von der Universitätsfrauenklinik Freiburg in einem Kommentar des Deutschen Ärzteblattes zu einem Artikel von Dorothee Hahne in Heft 12/2001: mit dem Titel „Frühgeburt durch pH-Selbstkontrolle“ geschrieben. Dieses kann nachgelesen werden unter www.aerzteblatt.de. Insofern sollte jede Schwangere mit Ihrem behandelnden Frauenarzt oder Frauenärztin über die für sie individuell sinnvollste Diagnostik und die Risiken für oben genannte Probleme sprechen. VB