KugelJo
Sehr geehrter Herr Dr. Bluni, mein Kind liegt schon von Anfang an in der BEL. Ich bin zwar erst in der 28. SSW, mache mir aber schon Gedanken über die Konsequenzen für die Geburt, da ich einen KS unbedingt vermeiden will. Daher meine Fragen: 1. Welche Möglichkeiten gibt es, das Kind vor der Geburt zum Drehen zu bewegen? 2. Wie groß ist das Risiko für Komplikationen bei z.B. einer äußeren Wendung im Gegensatz zu einer spontanen Geburt mit BEL?
Hallo, die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Kind aus Beckenendlage bis zur Geburt wieder in Schädellage dreht, liegt in der 30. SSW bei über 70%. Danach sinkt diese Wahrscheinlichkeit mit jeder weiteren Schwangerschaftswoche. Und so sinkt diese Chance auf eine spontane Wendung auf unter 15% nach der 36.SSW. Sofern das Kind sich in der 32. SSW also noch in Beckenendlage befindet, ist es sinnvoll, dass die Eltern mit der behandelnden Frauenärztin/Frauenarzt über die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten und die Art der Entbindung sprechen. Welche Möglichkeiten bieten sich? 1.Indische Brücke 2.Moxibustion (33.-36.SSW) 3.Äußere Wendung Bei der Indischen Brücke nimmt die Schwangere, deren Kind in Beckenendlage liegt, selbst eine bestimmte Körperposition ein, bei der sich das Baby in ihrem Leib "unbequem" fühlt und es deshalb seine Position ändert. Hierbei wird versucht, dem Kind ausreichend Raum für eine Drehung zu schaffen. Die Schwangere liegt auf dem Rücken - Bauch und Becken werden für 10 Minuten hoch gelagert. Unter Moxibustion wird die Erwärmung von Akupunkturpunkten durch das Abbrennen von getrocknetem Beifußkraut in Form von glühenden Zigarren verstanden. Zur Anwendung kommt das Verfahren am Akupunkturpunkt Blase 67 (Bl67), der sich am kleinen Zeh befindet und laut einer aktuellen Studie (Vas J et al.) um 30% besser als Lagerungsmanöver als reines Zuwarten geeignet ist, das Kind von der Beckenendlage in die Schädellage zu bringen. Diese Metaanalyse der amerikanischen Fachzeitung kommt dabei zu einem positiveren Ergebnis als eine Cochrane-Analyse aus dem Jahr 2004. Bei Schwangeren in westlichen Kulturen konnte mit der Moxibustion in 50-60% der Fälle eine Drehung erreicht werden. Die schwangere Frau muss sich dabei im sog. Vierfüßlerstand befinden. Das Verfahren stammt aus der traditionellen chinesischen Medizin und wird von Hebammen vor Ort und in ausgewählten Kliniken, die auch die Akupunktur anwenden, durchgeführt. Sofern die ersten beiden Methoden nicht zum gewünschten Erfolg führen, kann mit der Entbindungsklinik über den Versuch einer äußeren Wendung nach der vollendeten 36. SSW gesprochen werden. Jedoch bieten dieses nicht alle Kliniken an. Wo es in Ihrer Nähe eine solche Klinik gibt, sollte Ihre Frauenärztin/Frauenarzt Ihnen sagen können. Für den Versuch einer äußeren Wendung müssen allerdings bestimmte Rahmenbedingungen beim Kind vorliegen. Der Versuch wird erfahrungsgemäß in Kaiserschnittbereitschaft in der Klinik durchgeführt. Das bedeutet, dass ein Operationsteam bereit steht für die Situation, dass es dem Kind akut schlecht geht oder Komplikationen an der Plazenta auftreten. Es gibt viele renommierte Fachvertreter die die Wendung aus Beckenendlage befürworten; es gibt jedoch mindestens genauso viele, die wegen möglicher Komplikationen diese Methode ablehnen. Wichtig ist, dass die Schwangere/das Paar über die Erfolgsaussichten (Die Angaben in der Literatur zum Wendungserfolg reichen von unter 40 % bis über 80 %: Flock E. et al. (1998), Ben Arie A. et al. (1995)) und die möglichen Risiken (vorzeitige Lösung des Mutterkuchens, Blutungen, vorzeitige Wehen, akute Zustandsverschlechterung des Kindes mit der Notwendigkeit zum eiligen Kaiserschnitt, aber auch das Versterben des Kindes) informiert werden. Diese Komplikationen sind zum Glück selten, aber sie können vorkommen. In der internationalen Literatur variieren die Häufigkeitsangaben zu einer vorzeitigen Plazentalösung. Sie liegen bei unter 1 % (Calhoun (1995). Veränderungen im CTG werden als Komplikation nach Wendung wiederholt beschrieben. (Vetter,1998, Phelan, 1984). Nach Studienlage muss in 1-2,9% der Fälle mit einem eiligen Kaiserschnitt wegen CTG-Auffälligkeiten (Flamm, 1991, Hellstroem 1990, Kainer 1994) und in 1-2 von 1.000 Fällen mit dem Versterben des Kindes noch in der Gebärmutter nach dem Wendungsversuch gerechnet werden. Zu letzterem Ereignis ist aber anzumerken, dass bereits das Hintergrundrisiko ohne Wendungsversuch für das Versterben des Kindes noch in der Gebärmutter nach der 37.SSW bei 0,6 – 1,7 pro tausend liegt. Auch nach erfolgreicher Wendung werden spontane Rückdrehungen der Feten wieder in Beckenendlage in 4 bis ca. 6 % angegeben. (Flamm, 1991, Pluta, 1981) Zusammenfassend kommt der ausführlichen Aufklärung über das Verfahren der äußeren Wendung mit seinen Vorteilen, aber auch seinen Risiken eine große Bedeutung zu. Wenn den Eltern die Spontangeburt sehr wichtig ist und sich der Erfolgsaussichten und möglichen Risiken bewusst sind, ist es sinnvoll, über eine äußere Wendung nachzudenken und sich dafür die passende Klinik auszusuchen. VB Quellen Ben-Arie A, Kogan S, Schachter M, Hagay ZJ, Insler V: The impact of external cephalic version on the rate of vaginal and caesarean breech deliveries: a 3-year cumulative experience. Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol 63 (1995) 125-129 Boos R., Hendrik H.J., Schmidt W., Das fetale Lageverhalten in der zweiten. Schwangerschaftshälfte bei Geburten aus Beckenendlage und Schädellage, Geburtsh Frauenheilk 1987; 47:341-345 Bung, P., Huch, R. und Huch, A. , Ist die Indische Wendung eine erfolgreiche Methode zur Senkung der Beckenendlagenfrequenz?, Archives of Gynecology and Obstetrics Volume 242, Numbers 1-4, 694 Calhoun BC, Edgeworth D, Brehm W. External cephalic version at a military teaching hospital: Predictors of success. Aust J Obstet Gynaecol 35 1995: 277-279 Coyle ME, et al.: Cephalic version by moxibustion for breech presentation. Cochrane Database Syst Rev. 2005; 18(2):CD003928 Flamm BL, Fried MW, Lonky NM, Saurenman Giles Wendy: External cephalic version after previous cesarean section. Am J Obstet Gynecol 165 (1991): 370-372 Flock F, Stoz F, Paulus W, Scheuerle B, Kreienberg R: Äußere Wendung aus Beckenendlage in Schädellage: Einflußfaktoren, Nutzen und Risiken. Zentralbl Gynäkol 120 (1998): 60-65 Göttlicher S., Madjaric J., Die Lage der menschlichen Frucht im Verlauf der Schwangerschaft und die Wahrscheinlichkeit einer spontanen Drehung in die Kopflage bei Erst - und Mehrgebährenden. Geburtsh-Frauenheilk 1985;45:534-538 Hellstroem AC, Nilsson B, Strange L, Nylund L: When does external cephalic version succeed? Acta Obstet Gynecol Scand 69 (1990): 281-285 Hofmeyr GJ, Kulier R. External cephalic version for breech presentation at term. Cochrane Database of Systematic Reviews 1996, Issue 1. Art. No.: CD000083. DOI: 10.1002/14651858.CD000083 Hughey, M. J., Fetal position during pregnancy. Am J Obstet Gynecol 153 (1985), pp. 885-886 Kainer F, Pertl B, Netzbandt P, Fast C: Der Einfluss der Ultraschalluntersuchung bei der äußeren Wendung der Beckenendlage. Geburtshilfe Frauenheilkd 54 (1994): 108-110 Phelan JP, Stine LE, Mueller E, McCart D, Yeh S: Observations of fetal heart rate characteristics related to external cephalic version and tocolysis. Am J Obstet Gynecol 149 (1984): 658-661 Pluta M, Schmidt S., Giffei JM, Saling E.:Die äußere Wendung des Feten aus Beckenendlage in Schädellage in Terminnähe unter Tokolyse. Z Geburtshilfe Perinatol 185 (1981): 207-215 Schüngel, Petra, Die äußere Wendung bei Beckenendlage - eine differenzierte Auswertung von 1026 Fällen auf dem Hintergrund von 2026 Schwangerschaften, Dissertation Medizinische Fakultät Charité – Universitätsmedizin Berlin, 2007 Vas J et al, Correction of nonvertex presentation with moxibustion: a systematic review and metaanalysis, Am J Obstet gynecol 2009, 201:241 Vetter K., Nierhaus M.: Die äußere Wendung des Kindes in Schädellage. In: Feige /Krause (Hrsg), Urban und Schwarzenberg, Kapitel 7 (1998)
blauerVogel
Hallo, dein Kind hat doch noch Wochen Zeit sich zu drehen. Und wenn es sich jetzt "richtig" herum dreht, liegt es Morgen vielleicht quer. Woher weißt du auch so genau wie rum es liegt? Vielleicht liegt es nur bei der Vorsorge zufällig falsch herum. Mach dir doch nicht so viele Gedanken, sag lieber dem Baby dass es sich doch bitte drehen soll. Gruß