Hallo Herr Dr. Bluni,
ich bin in der 33. Woche schwanger und möchte gerne wissen, ob man irgendwie beeinflussen kann, dass sich der kindliche Kopf fest ins mütterliche Becken einstellt, z.B. durch viel Laufen o.ä.!?
Bei der Schwangerschaft mit meinem Sohn damals war der Kopf noch am Tag vor der Entbindung nicht fest im Becken und ich möchte einen Liegendtransport ins Krankenhaus wenn möglich vermeiden, falls meine Fruchtblase platzt und der Kopf nicht im Becken ist.
Vielen Dank.
von
Irina81
am 24.03.2011, 19:19
Antwort auf:
Köpfchen im fest im Beckeneingang?
Hallo Irina,
1. das können Sie nicht beeinflussen.
2. das hat zu diesem frühen Zeitpunkt überhaupt keine klinische Bedeutung.
3. die Schwangere braucht nach einem Blasensprung nicht generell zu liegen oder muss sich gar generell per Liegendtransport in die Klinik begeben. Es sei denn, der Frauenarzt oder Frauenärztin vor Ort würde hier eine entsprechende Empfehlung aussprechen. Jedoch sollte die Frau nicht erst 12 Stunden warten, bis sie sich in die Klinik begibt, sondern sollte sich unmittelbar nach Blasensprung dort melden.
Was die Frage nach einem generellen Liegendtransport bei Blasensprung angeht, kann ich dazu folgendes sagen:
es ist sicher ein wenig verwunderlich, von wem denn eine solche Empfehlung ausgesprochen wird. Von der überwiegenden Mehrzahl der Frauenärzte in Klinik und Praxis scheint dies nicht zu stammen.
Die allgemeine Empfehlung an die Schwangere, deren Fruchtblase zuhause springt, ist, sich kurzfristig in die Klinik zu begeben. Und dies geschieht in aller Regel per PKW, was auch sicher für die allermeisten Schwangeren ausreicht.
Die Statistiken besagen, dass ein Nabelschnurvorfall bei 0,3-07% der Schwangeren vorkommt= 3-7 Nabelschnurvorfälle pro 1000 Schwangere; bei Beckenendlage und Querlage etwas häufiger. (Pschyrembel: Praktische Geburtshilfe). Das würde bedeuten, dass man in ca. 990 Fällen einen Krankenwagen (Transportkosten ca. 300-500 Euro) bestellt, obwohl dieser gar nicht notwendig ist.
In Anbetracht dieser Zahlen und der nicht gegebenen ärztlichen Empfehlung, sich generell bei einem Blasensprung per Krankenwagen in die Entbindungsklinik zu begeben, würde ich eine solche Empfehlung nicht generell aussprechen.
Ich bin mir natürlich bewusst, was ein Nabelschnurvorfall bedeutet und was für Konsequenzen dies hat. Jedoch gibt es bis heute keine evidenzbasierten Studien, die belegen würden, dass der Liegendtransport das Risiko des sehr seltenen Nabelschurvorfalls reduzieren würde.
Aber: hier gibt es sicher Ausnahmen, die völlig berechtigt erscheinen, nach Blasensprung der Schwangeren einen Liegendtransport nahe zu legen. Das wären zum Beispiel eine Beckenendlage, Querlage, bekanntermaßen noch hoch liegendes Kind oder wenn der behandelnde Frauenarzt oder Frauenärztin dieses für die jeweilige Schwangere für ratsam hält.
VB
Quellen:
Oblasser, Claudia, „Hinlegen und Liegendtransport nach Blasensprung“, Die Hebamme 2006; 19:90-96
Nikolajsen IL, “Should pregnant women at term with supposed ruptured membranes and unengaged fetal head be transported to the delivery room lying down?” Ugeskr Laeger. 2003 Nov 17;165(47):4530-3
Pichler, A.(2003) Was sollte ich tun, wie kann ich mich schützen, Österreichische Hebammenzeitung 9 (4) Aug 7-9
Roberts, E.W., Martin R.W., Roach HH,(1997), “Are obstetrics interventions such as ripening, induction of labor, amnioinfusion, or amniotomy associated with umbilical cord prolapse ?” Am J Obstet Gynecol. 1997 Jun;176(6):1181-3
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 24.03.2011
Antwort auf:
Köpfchen im fest im Beckeneingang?
Das ist nicht beeinflußbar; bei Mehrgebärenden stellt sich der Kopf ohnehin meist erst mit Wehenbeginn ins Becken ein.
Ein Liegendtransport bei Blasensprung ist dennoch in der Regel überflüssig.
von
Andrea6
am 24.03.2011, 20:26