Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Johanniskraut in der Schwangerschaft?

Dr. med. Vincenzo Bluni

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Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Johanniskraut in der Schwangerschaft?

Mitglied inaktiv

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Hallo, ich bin in der 9.SSW. Seit ich von der Schwangerschaft weiß, häufen sich die Probleme (finanziell, Partnerschaft). Ich war wegen Depressionen schon oft in Behandlung (auch stationär). Ich habe viele Jahre Fluctin und Noveril genommmen, allerdings vor 2 Jahren abgesetzt, weil es besser wurde. Danach nur noch Johanniskraut. Psychoanalyse habe ich 5 Jahre gemacht. Seit 2 Wochen ziehe ich mich von meinem Mann immer mehr zurück, weine tagsüber, bin verzweifelt und habe Angst, und kann den Tag kaum bewältigen. Ich habe keine Freundinnen oder andere Kontakte außer meinem Mann. Ich fühle mich total einsam und eingesperrt. Und ich hatte mich so auf eine Schwangerschaft gefreut. Ich bestehe nur noch aus Schuldgefühlen! Ich muss wissen, ob ich Fluctin oder Johanniskraut nehmen kann oder irgendetwas Homöopathisches. Vielen Dank für die Antwort. Laurence


Dr. med. Vincenzo Bluni

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hallo Laurence, bei Vorliegen von Depressionen sollte sollte die Frau sich sich in jedem Fall hier mit dem behandelnden Neurologen absprechen, denn im Falle einer behandlungsbedürftigen Depression sollte die Therapie während der Schwangerschaft fortgesetzt werden und die Frau sollte sich hier auch mit dem Neurologen über mögliche Verlaufskontrollen absprechen. Uur medikamentösen Behandlung der Depression in der Schwangerschaft kann man folgendes ausführen: Zu Johanniskraut gibt es bisher keine ausreichenden Studien zu seiner Unbedenklichkeit in der Schwangerschaft. Es können eine Reihe von Substanzen eingesetzt werden. Jedoch sollte die medikamentöse Behandlung zeitlich begrenzt werden, um teratogene und toxische Effekte zu vermeiden. Wenn möglich, sollten aber Antidepressiva in der Schwangerschaft und besonders im ersten Trimenon, also während der Organentwicklung, nur bei schweren Erkrankungen verordnet werden. Besonders empfehlenswert sind die nebenwirkungsärmeren Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (Citalopram, Fluvoxamin, Fluoxetin, Paroxetin, Sertralin). Die sogenannten MAO-Hemmer sind nach wie vor kontraindiziert. Was Neuroleptika anbelangt, so dürfen Butyrophenone während der Schwangerschaft verabreicht werden, ebenso sind Phenothiazine kaum teratogen. Bei Benzodiazepinen besteht eine relative Kontraindikation. Schlafmittel und Tranquilizer vom Benzodiazepin-Typ sollten während des ersten Trimenons gemieden werden und sollten zwei bis drei Wochen vor dem errechneten Entbindungstermin nicht mehr verabreicht werden. Generell sollten in der Schwangerschaft nur bewährte und gut untersuchte Substanzen zur Behandlung der Depression eingesetzt werden. Dieses sollte dann mit dem behandelnden Arzt vor Ort besprochen werden. VB


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