Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Infektionskrankheiten in der SS

Dr. med. Vincenzo Bluni

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Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Infektionskrankheiten in der SS

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Guten Tag, ich bin derzeit in der 21. Schwangerschaftswoche und habe heute Blut für die Titer-Bestimmung für Toxoplasmose, Ringelröteln und Cytomegalie abgenommen bekommen. Ich habe bereits eine fast 16 Monate alte Tochter und in der ersten SS würde ich nur auf Toxoplasmose getestet. Leider hatte ich da keinen Schutz. Nun habe ich 3 Fragen: 1. Wird bei der Titer-Bestimmung auch eine evetuelle akute Infektion festgestellt? Habe nämlich seit Tagen hartnäckig Schnupfen und Halsweh und die Schwangerschaftshormone machen einen da leider manchmal sehr unsicher. ;-) 2. Wie hoch ist die Gefahr bei einer möglichen Infektion für das ungeborene Kind? 3. Wie schnell müsste bei einer Infektion gehandelt werden, damit daß ungeborene Kind"Hilfe" bekommt und die auch wirken kann? Vielen Dank für Ihre Antwort im voraus! Sonja


Dr. med. Vincenzo Bluni

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Liebe Sonja, 1. ja, hier wird normalerweise immer auch nach einer frischen Infektion geschaut. 2. Über eine eventuelle, fiktiv-hypothetische Situation in der Zukunft zu spekulieren, von der man eben noch nicht einmal weiss, ob sie für einen persönlich je eintreten wird, halte ich grundsätzlich für falsch und sehe nicht nur in diesem Forum von derartigen Stellungnahmen ab ("was kann alles passieren wenn und was hätte es für Folgen"). Dieses führt letztlich nur dazu, dass die Schwangeren noch mehr verunsichert und verängstigt sind. Mein Anliegen ist es, aber gerade nicht über all die schlimmen Dinge zu spekulieren, wenn noch nicht mal klar ist, dass eine bestimmte Situation eingetreten ist. Und hier kann man eben nur immer wieder stoisch sich wiederholend sagen: nicht verunsichern lassen und offen mit Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt über die Ängste sprechen. 3. Die Zahlen der der während der Schwangerschaft erworbenen Erstinfektion mit Toxoplasmose liegen bei 0,5 bis 0,6 Prozent liegt. Etwa 50 Prozent aller Erstinfektionen führen während der Schwangerschaft zu einer angeborenen Infektion des Kindes. Die Häufigkeit pränataler (vorgeburtlicher) Infektionen mit Toxoplasma gondii liegt weltweit zwischen 0,12 und 2 Promille. Je weiter die Schwangerschaft fortschreitet, desto wahrscheinlicher wird eine Infektion des Kindes, aber desto harmloser sind ihre Folgen: Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung des Kindes im zweiten Drittel ca. 30% im dritten Drittel ca. 70% Wahrscheinlichkeit, dass die Ansteckung schwere Folgen hinterlässt im zweiten Drittel ca.20% im dritten Drittel ca.1% 4. der Erreger der Ringelröteln ist das Parvovirus Typ 19.Nicht zu verwechseln mit dem Rötelnvirus, das die Röteln verursacht. Fetale Komplikationen treten hauptsächlich bei mütterlicher Infektion gegen Ende des 1. Trimenons und im 2. Trimenon auf. Hierzu gehören Wassereinlagerung (in ca. 10-15% der akut infizierten Schwangeren) und in seltenen Fällen eine Fehlgeburt. Im letzten Teil der Schwangerschaft sind kaum mehr Folgen für das Kind zu erwarten. Das Intervall zwischen mütterlicher Infektion und der der kindlichen Komplikation kann zwischen 2 bis 17 Wochen variieren, beträgt aber in 80% zwei bis vier Wochen. Wichtig: es sind keine eigentlichen Fehlbildungen, wie bei der Rötelninfektion, die hervorgerufen werden, sondern .es kann beim Kind infolge der Ringelrötelninfektion zu extremer Blutarmut kommen. Dieses kann dazu führen, dass Blutübertragungen beim Ungeborenen notwendig werden. Im Fall einer Infektion sind über mehrere Wochen engmaschige Ultraschallkontrollen durch einen entsprechend erfahrenen Pränataldiagnostiker sinnvoll, um zu sehen, ob es zu Wassereinlagerungen beim Kind kommt. Eine Impfung gibt es in diesem Fall nicht. Hat die Schwangere nachgewiesenermaßen Immunität dann hält diese erfahrungsgemäß zeitlebens an. 5. Nach einer Erstinfektion mit Zytomegalie der Schwangeren muss in etwa 40 % und nach wiederholter Infektion in unter 5 % mit einer transplazentaren (über die Plazenta) Infektion des Fetus gerechnet werden. 6. therapieren lässt sich eigentlich nur die Toxoplasmose. Bei der Zytomegaie gibt es nur eine experimentelle Therapie. VB


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