Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Ich kann nicht mehr

Dr. med. Vincenzo Bluni

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Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Ich kann nicht mehr

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Lieber Herr Dr. Bluni, Meine Schwangerschaft neigt sich dem Ende zu ich bin jetzt am Ende der 37. SSW. und habe am 18.11. (Bei 39+0) einen Termin zum Kaiserschnitt. Allerdings bin ich mir nicht sicher ob ich es bis dahin schaffe. Ich habe heftige Ischias Probleme, der Nerv ist nicht nur eingklemmt sondern auch entzündet, ich kann nicht mehr gehen oder stehen ohne extremen Schmerz. Dazu muss ich aber ein kleines Kind betreuen welches von mir Mobilität abverlangt. Bestünde die Möglichkeit den Kaiserschnitt-Termin wenigstens um eine Woche vor zu verlegen? Wäre das überhaupt ratsam? Andere Möglichkeit wäre wenn mein voll berufstätiger Mann zu Hause bleiben könnte wenigstens die letzten beiden Wochen - mit normalem Urlaub ist dies nicht machbar, da er kaum noch Urlaubstage zur Verfügung hat, gibt es da eine Möglichkeit mich so krank zu schreiben, dass eine Haushaltshilfe nötig wird? Bitte verstehen Sie mich nicht falsch ich bin an sich kein Jammerlappen aber diese Schmerzen bringen mich an meine Grenzen. Vielen Dank und Liebe Grüße


Dr. med. Vincenzo Bluni

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Hallo, 1. Ihre Beschwerden kann ich sehr gut verstehen ,aber ich denke, dass es für Sie das beste ist, wenn Sie sich dazu mit der Entbindungsklinik abstimmen. 2. die sich vergrößernde Gebärmutter und die sich verändernde Anatomie des kleinen Beckens bringt es mit sich, dass es in der Schwangerschaft mal "ziepen", ziehen, oder drücken kann - und dieses auch im Rücken - wobei man nicht generell sagen kann, woher es kommt, oder ob es noch normal ist. Hinzu kommt, dass die hormonelle Veränderung zu einer Auflockerung des Bandapparates, auch im Bereich des Beckens und der Wirbelsäule, führt und dass das Wachstum des Bauches eine zunehmende Verlagerung des Schwerpunktes nach vorne bewirkt, mit daraus resultierender Hohlkreuzbildung und entsprechenden Beschwerden. In der Schwangerschaft kann es darüber hinaus häufiger zur Beeinträchtigung des Sitzbeinnerves (Nervus ischiadicus) kommen, was entsprechende Beschwerden im Rücken und dem Gesäß verursachen kann. Der Sitzbeinnerv verläuft von der Wirbelsäule an der Rückseite des Gesäßes über den Oberschenkel und über die Wade bis in den Fuß. Erfahrungsgemäß treten die Beschwerden einseitig, entweder links oder rechts, auf. Die dabei entstehenden Schmerzen können über das Bein bis hin in die Kniekehle ausstrahlen. Rückenbeschwerden können sich hier bessern, wenn langes Stehen vermieden wird und auf eine gerade Sitzhaltung geachtet wird. Eine nicht zu hohe Gewichtszunahme in der Schwangerschaft kann Muskeln und Gelenke schonen. Schwimmen als körpergewichtsentlastende Sportart ist sicher sehr empfehlenswert. Es stärkt die Rückenmuskulatur und beugt damit nicht nur eventuellen Beschwerden vor, sondern lindert sie auch. Darüber hinaus kann ein gelegentliches Entspannungsbad eine deutlich entkrampfende Wirkung entfalten. Therapeutisch stehen neben der Massage und Fangopackungen auch die krankengymnastischen Übungen zur Auswahl. Dabei können unterstützend entkrampfende Medikamente eingesetzt werden. Ihr behandelnder Arzt kann mit einer schmerzstillenden und entzündungshemmenden Injektion Abhilfe leisten. Aber auch mit Verabreichung von B-Vitaminen oder mit schmerzstillenden Medikamenten kann Linderung herbeigeführt werden, wenn z.B. der Ischiasnerv betroffen ist. Dieses kann durch lokale Einreibungen, z.B. mit Johanniskrautöl, Kamillenöl oder Olivenöl im Lendenwirbel-Bereich abgerundet werden. Sprechen Sie bei anhaltenden Beschwerden grundsätzlich mit Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt, auch schon deshalb, um auszuschließen, ob für Ihre persönliche Situation die Beschwerden eine andere Ursache haben. Tipps zur Entlastung des Rückens sind •das Meiden von gebeugten Körperhaltungen (beim Sitzen oder beim Stehen) •Vermeiden Sie das Heben schwererer Gegenstände und gehen Sie beim Heben mit geradem Rücken in die Knie •Achten Sie bei den Schuhen auf weiche Sohlen und niedrige Absätze •Zum Schlafen können eine Gesundheitsmatratze und ein flaches Kissen sehr hilfreich sein •Beginnen Sie den Morgen nach dem Aufwachen mit einem Strecken und Lockerungsübungen neben dem Bett •Daheim und am Arbeitsplatz sollten Sie hier einen Stuhl haben, der den orthopädischen Anforderungen entspricht •Schwimmen und insbesondere Rückenschwimmen, wie auch Gymnastik stärkt die Rückenmuskulatur und entlastet den Rücken Schmerzmittel der Wahl ist Paracetamol. Weiterhin können ältere Wirkstoffe, wie Ibuprofen und Diclofenac in den ersten zwei Schwangerschaftsdritteln bei strenger Indikationsstellung eingesetzt werden. Nach bisheriger Datenlage sind sie unbedenklich. Jedoch sollten diese beiden Substanzen im letzten Schwangerschaftsdrittel wegen eines möglichen vorzeitigen Verschlusses des kindlichen Kreislaufs im Herzen (Ductus botalli) nicht eingesetzt werden. 2. ohne zwingende Gründe -der Ischias wird es wohl meist nicht sein -. wir der Termin für den geplanten Kaiserschnitt meist nicht deutlich vorverlegt, da die Kinder dann eher Anpassungsstörungen zeigen. 3. sicher ist hier die Einschätzung Ihres behandelnden Frauenarztes oder Frauenärztin wichtig: gibt es aus seiner/ihrer Sicht medizinische Gründe, die es begründen, eine Haushaltshilfe in Anspruch zu nehmen? Im Zweifel kann es notwendig sein, den Medizinischen Dienst der Krankenkassen einzuschalten. Unterer Berücksichtigung dieser Fakten wird man dann entscheiden, was zu tun ist. Und dieses ist immer eine Entscheidung eines Facharztes oder einer Fachärztin. Versicherte haben in der gesetzlichen Krankenversicherung während der Schwangerschaft sowie bei und nach Entbindung Anspruch auf ärztliche Betreuung und Hebammenhilfe. Dabei kann die Entbindung ambulant oder stationär erfolgen. Weiter besteht Anspruch auf Versorgung mit Arznei-, Verband- und Heilmitteln. Soweit es wegen der Schwangerschaft oder Entbindung erforderlich ist, hat die Versicherte Anspruch auf häusliche Pflege. Ob dieses in dem genannten Fall auch möglich ist, erfragen Sie am besten bei der Leistungsabteilung ihrer Krankenkasse vor Ort. In dieser Frage wird sicher unsere Rechtsanwältin bei Rund-ums-baby.de, Frau Nicola Bader, weiterhelfen können. Hierzu bitte mal auf den link http://www.rund-ums-baby.de/recht/mebboard.php3?forum=115 klicken. VB


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