Mitglied inaktiv
Hallo Dr. Bluni, wie ist ihre Meinung zu der aufkommenden Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs u. ä.? Sollte man noch abwarten, wie die Verträglichkeit getestet wird? Macht das auch Ende 20 noch Sinn? Wird die Gefahr erhöht, je älter man ist und je öfter man schon Geschlechtsverkehr hatte oder nur mit häufigerem Partnerwechsel. Sprich, würde eine Impfung für mich, da es erst 2 Männer in meinem Leben gab/gibt, mit 28 Jahren auch noch Sinn machen? Kann man vorher testen, ob man bereits infiziert ist? Und wie hoch belaufen sich derzeit die Kosten? Danke im voraus, Angel
Hallo, ja, es ist richtig, dass es eine solche Impfung neuerdings gibt. Dieses ist aus medizinischer Sicht auch zu begrüßen. Es handelt es sich dabei nicht um eine eigentliche Impfung gegen Krebs, wie es aktuell auch über die Laienpresse immer wieder verbreitet wird, sondern um eine Impfung, die zu einer Antikörperbildung gegen bestimmte Humane Papillomviren (HPV) führt. Sie scheint nach bisheriger Datenlage gegen ganz bestimmte Typen des humanen Papillomvirus ("Hochrisikotypen) über etwa 5 Jahre Schutz zu bieten. Diese Hochrisikotypen werden gehäuft im Zusammenhang mit einem Gebärmutterhalskrebs gefunden. Die Impfung schützt vor den Virustypen 6,11,16 und 18. Sie verursachen rund 70 Prozent aller Fälle von Gebärmutterhalskrebs. 30 Prozent werden aber von anderen Hochrisiko-Virustypen ausgelöst. Allerdings verschwinden die meisten dieser symptomlosen Infektionen (60-90%) im Verlaufe von 18 Monaten spontan. Durch das Immunsystem werden die Erreger erfolgreich aus dem Körper verdrängt. Wichtig in dem Zusammenhang ist auch die Tatsache, dass durch weitere Faktoren wie, Rauchen zusätzliche Infektionen, genetische Zufallsprozesse, Langzeiteinnahme einer Pille und eine hohe Geburtenzahl die Besiedelung mit diesen Viren gelegentlich begünstigt und anhaltend sein kann. Nach aktuellem Wissensstand ist davon auszugehen, dass nur 2 bis 3 % aller HPV Infektionen zum Gebärmutterhalskrebs führen werden. Die gewonnenen Erkenntnisse beziehen sich auf Impfserien von Frauen zwischen 16 und 26 Jahren. Die Datenlage für Mädchen und Jungen zwischen 9 und 15 Jahren ist noch sehr gering. Eine Aussage über Mädchen in sehr jungen Jahren oder für Frauen nach dem 26.Lebensjahr kann bisher nicht gemacht werden. Der Impfstoff Gardasil® von Sanofi Pasteur & MSD/Merck & Co ist inzwischen in Deutschland für junge Frauen zwischen 16 und 26 Jahren sowie Kinder und Jugendliche beiderlei Geschlechts von 9 bis 15 Jahren zugelassen. Diese Altersgruppe wurde festgelegt, offensichtlich ältere Personen davon nicht mehr profitieren. Im Moment gibt es von der Ständigen Impfkommission (STIKO) aber noch keine Empfehlung zu dieser Impfung. Diese Einrichtung ist praktisch die zentrale Einrichtung der Bundesregierung auf dem Gebiet der Krankheitsüberwachung und Vorbeugung. Wir erwarten hier allerdings in den nächsten Wochen eine entsprechende Empfehlung zu einer Impfung, wobei davon auszugehen ist, dass diese Empfehlung nicht mit der Zulassung des Impfstoffes konform geht. Das bedeutet, dass sehr wahrscheinlich eine Empfehlung für die Altersgruppe der etwa 12-18jährigen Mädchen zu erwarten sein wird. Die vorliegenden Studienerkenntnisse zeigen, dass nur Frauen, welche nicht mit den im Impfstoff enthaltenen HPV-Typen infiziert sind, von der HPV-lmpfung profitieren. Aus diesem Grund scheint die Wirksamkeit bei Mädchen und Frauen am größten, die bislang keine sexuellen Kontakte hatten. Sollte bei Ihnen aber eines dieser Viren nachgewiesen sein, brauchen Sie sich zunächst nicht zu sorgen. Sprechen Sie bei Nachweis von Hochrisiko-HPV-Typen, wie z.B. Typ 16/18 mit Ihrer Ärztin/Arzt über eine entsprechende Kontrolle. Deshalb ist Frauen, die schon Geschlechtsverkehr hatten, und die eine solche Impfung in Anspruch nehmen möchten, zu empfehlen, hier vorher eine Testung mit einem HPV-Test durchführen zu lassen. Ganz besonders wichtig ist in dem Zusammenhang, dass diese Impfung in keinem Fall die reguläre Krebsfrüherkennungsuntersuchung ab dem 20. Lebensjahr ersetzt. Diese sollten die Frauen in jedem Fall einmal pro Jahr wahrnehmen. Denn bekanntermaßen ist davon auszugehen, dass ein großer Teil der Frauen, die einen Gebärmutterhalskrebs entwickeln genau diese Früherkennung nicht oder nicht regelmäßig wahrnehmen. Erst wenn von der STIKO eine Empfehlung ausgesprochen wird, kann es sein, dass die Gesetzlichen Krankenkassen für die Kosten der Impfung aufkommen werden. Aktuell bieten wohl einige gesetzliche Krankenkassen eine Kostenübernahme für die Impfung von 9-18jährigen Frauen an. Die meisten gesetzlichen und privaten Krankenkassen sind hier aber noch sehr zurückhaltend. Dieses aber auch aus gutem Grund, denn wenn es im Rahmen einer offiziell empfohlenen Impfung, wir z.B. der gegen Polio, zu einem Impfschaden kommt, wird immer der Bund (meist vertreten durch das Versorgungsamt) für die Folgekosten aufkommen. Genau dieses ist im Moment eben nicht der Fall. Wie hoch sind die Kosten, wenn all dieses selbst übernommen wird? Diese Kosten liegen für den Impfstoff bei 155,00 Euro pro Impfampulle (drei werden insgesamt benötigt) plus die Kosten für die Beratung und das Impfen selbst. Sodass Sie davon ausgehen können, dass mit Kosten von insgesamt 3 x ca. 180,00 Euro zu rechnen sein wird. Hinzukommen die Kosten für eine eventuelle Testung auf HPV, die bei etwa 80-100 Euro liegen. Somit kommen Sie hier auch insgesamt etwa 600-650 Euro! Weitere sehr interessante Informationen zu diesem Thema finden Sie auf den Internetseiten der ProFamilia. VB