Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Eiseneinnahme - vertrage ich nicht?

Dr. med. Vincenzo Bluni

Dr. med. Vincenzo Bluni
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Eiseneinnahme - vertrage ich nicht?

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Guten Tag Herr Dr. Bluni, lt. meines Gyn's muß ich nun Eisen nehmen (bin in der 33. SSW). Ich habe dieses Mal Tardyferon verordnet bekommen und das vertrage ich auch ganz gut - bis auf die argen Verstopfungen (Stuhl alle 3-4 Tage unter Schmerzen). ... Mein Hausarzt sagte mir, ich solle mal versuchen, Ferrum Verla zu nehmen- und zwar die Brausetabletten, da ich dann 1. noch mehr Flüssigkeit zu mir nehme und viele Patienten die Verla-Produkte sehr gut vertragen. Hab ich versucht - aber da bekomme ich nach 15 Minuten arge Magenschmerzen,... Was kann man tun? Denn es ist ja wichtig,d aß ich Eisen nehme,... Ich trinke täglich rund 3 l, esse ausgewogen, nasche gar nicht und von der Bewegung her ist derzeit nicht mehr ganz sooooo viel möglich, außer den normalen Alltag mit Kleinkind,... Danke für einen Tipp Puw


Dr. med. Vincenzo Bluni

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Hallo, 1. eine Eiseneinnahme wird bei Vorliegen einer Anämie empfohlen 2. es gibt von keiner Fachgesellschaft eine Empfehlung zu einer generellen Substitution in der Schwangerschaft, wenn dieses offensichtlich auf geübte Praxis ist 3. sofern größere Nebenwirkungen eintreten, sollte die Verordnung umso strenger indiziert werden 4. in der Schwangerschaft steht durch Ernährungsdefizite eine Eisenmangelanämie im Vordergrund, die sich nach der Geburt durch größere Blutverluste und auch fehlende Prävention und Therapie dieser Blutverluste bei Geburt verstärken kann. Die WHO definiert eine Anämie beim Vorliegen eines Hämoglobinwertes unter 11 g/dl in der Schwangerschaft und unter 10 g/dl in der Wochenbett-Periode. Niedrige Hämoglobinwerte in der Schwangerschaft und im Wochenbett - insbesondere Werte unter 9 g/dl –können negative Auswirkungen auf den Schwangerschaftsverlauf und die kindliche Entwicklung haben. Als negative Auswirkungen einer ausgeprägten Anämie stehen bei der Mutter gehäufte Infektionen und Frühgeburtlichkeit im Vordergrund. Beim Ungeborenen stehen die Wachstumsminderung mit Mangelentwicklung und Frühgeburtlichkeit im Vordergrund. Als Prophylaxe ist zunächst der Genuss eisenreicher Nahrung zu empfehlen: Der größte Eisenlieferant ist Fleisch, vor allem Rindfleisch. Das tierische Eisen ist für unseren Organismus besser zu verarbeiten als das pflanzliche. Darüber sollten reichlich Vollkornprodukte und dunkles Gemüse verzehrt werden. Kaffee und Tee hemmen die Eisenaufnahme; Vitamin C erleichtert sie. Wer also zum Essen Orangensaft trinkt oder in die Salatsoße etwas Zitronensaft gibt, verbessert damit seine Eisenbilanz. Bei Vorliegen einer Anämie ist in jedem Fall die Verabreichung eines Eisenpräparates zu empfehlen. Das Eisenpräparat kann bei Nebenwirkungen ausnahmsweise auch mal nicht auf nüchternen Magen und vielleicht am Abend eingenommen werden, da dann die Nebenwirkungen überschlafen werden. Ansonsten sollte es eben besser auf nüchternen Magen und morgens eingenommen werden. Die intravenöse Gabe wird heute meist gar nicht mehr durchgeführt wegen erheblichen Nebenwirkungen. Bitte sprechen Sie sich aus diesem Grund zum weiteren Vorgehen mit Ihrer behandelnden Frauenärztin/Frauenarzt ab. VB


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