Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Doubletest

Dr. med. Vincenzo Bluni

Dr. med. Vincenzo Bluni
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

zur Vita

Frage: Doubletest

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo Herr Dr. Bluni, ich habe gleich drei Fragen auf einmal: 1) Mir wurde von meinem Frauenarzt ein Doubletest angeboten, den ich zum einen aus finanziellen Gründen nicht gemacht habe und zum anderen weiß ich nicht genau, was ich mit dem Ergebnis angefangen hätte, es ist ja nunmal nur eine Zahl, die am Ende rauskommt. Von meinen Freundinnen wußte ich, dass bei Ihnen die Nackenfalte gemessen wurde und habe mich nun darauf gestützt. Heute war ich zur Vorsorge und mein Arzt hat sich die Nackenfalte nicht angeschaut," weil ich ja schließlich den Doubletest auch nicht wollte". Jetzt bin ich wirklich ziemlich verunsichert. 2) In meinem Mutterpass sind Zucker und Eiweiß mit positiv angekreuzt, aber mein Arzt ist nicht näher darauf eingegangen. Muss ich mir Sorgen machen? 3) Bei mir fiel der Toxoplasmosetest positiv aus, darf ich jetzt eigentlich wieder medium Steaks und Tatar.... essen? Vielen lieben Dank für Ihre Antworten! Daniela


Dr. med. Vincenzo Bluni

Dr. med. Vincenzo Bluni

Beitrag melden

hallo, 1. es ist vollkommen richtig, dass die Frau oder das Paar, nach vorheriger Aufklärung entscheidet, ob und welche Diagnostik sie veranlasst haben möchte - insbesondere dann, wenn es sich um eine Privatleistung handelt! Der Double/TRIPLE-TEST beurteilt folgende Parameter: mütterliches Alter Serum-AFP (Alpha-Fetoprotein) Serum-HCG (Schwangerschaftshormon) Serum-Estriol Man muß immer dazu sagen, daß es falsch positive Befunde gibt. Ein unauffälliges Ergebnis bedeutet jedoch nicht den Ausschluß einer fetalen Chromosomenanomalie oder eines Neuralrohrdefektes. Deshalb sollte, bevor der Test durchgeführt wird, eine eingehende Beratung der Schwangeren erfolgen über Ergebnis und Konsequenzen. Danach kann sich die Schwangere auf die Möglichkeit eines auffälligen Testergebnisses besser einstellen und die Entscheidung für oder gegen eine weiterführende Diagnostik (Amniozentese, ggf. schnelle Analyse an Plazentagewebe) überdenken. Das Risiko einer 35jährigen für die Geburt eines Kindes mit Down-Syndrom beträgt 1:370. Die Rate an auffälligen Ergebnissen steigt jenseits des 30. Lebensjahres schnell auf mehr als 10% an und erreicht mit 35 Jahren bereits 16%, mit 38 Jahren 63% und mit 40 Jahren sogar 93%. Der Triple-Test wurde in den letzten Jahren zunehmend auch von älteren Schwangeren als eine Entscheidungshilfe für oder gegen die primär invasive Diagnostik gesehen (und hat so die Zahl der Amniozentesen gesenkt). Nach B. Eiben, Oberhausen liegt die Entdeckungsrate für eine Trisomie 21 (Down-Syndrom) zwischen 37,7 und 77,4%!! Nicht vergessen werden darf allerdings, daß der Triple-Test kein diagnostischer Test für eine Trisomie 21 ist, sondern eine Risikospezifizierung. Es erfolgt eine Risikopräzisierung in erster Linie für das Down-Syndrom, außerdem für das Turner-Syndrom, die Trisomie 18, die Triploidie und für Neuralrohr- und Bauchwanddefekte. Der Test sollte so früh wie möglich etwa ab der 14+0 SSW durchgeführt werden und Wiederholungsuntersuchungen bei auffälligem Befund sollten vermieden werden. Prof. Dr. Dietrich Berg hat mal sehr schön erklärt: Es sollte klar sein, dass man mit dem Triple-Test nur die Treffsicherheit des Verdachts, nicht aber die Treffsicherheit der Diagnose erhöht. All dies muß immer in einem sehr ausführlichen Gespräch mit dem behandelnden FA geklärt werden. Bitte vergessen nicht vergessen: Der sichere Ausschluss von Chromosomenstörungen ist nur durch eine Chorionzottenbiopsie oder Fruchtwasserpunktion möglich. Hinsichtlich des nichtinvasiven Verfahrens sollte man der Frau im übrigen heute viel eher die Nackentransparenzmessund und das Ersttrimesterscreening (bitte mal in der Suchfunktion schauen) anbieten; sofern überhaupt erwünscht. Dieses ist aber eine Wunschleistung und insofern wird hier nicht im RAhmen der regulären Untersuchung danach geschaut. 2. der Urinzucker ist hier sicher relativ wertlos, um rechtzeitig einen Diabetes der Schwangerschaft auszuschließen. Sofern eine reguläre Testung in der 24. SSW unauffällig war, ist sicher zu überlegen, dieses zu wiederholen, wenn sich wiederholt Zucker im Urin nachweisen lässt. Dieses dann am besten bei einem Diabetologen. Das ist das einfachste und sinnvollste Verfahren, um hier Klarheit zu bekommen. ein Eiweißgehalt unter 0,5g/l im 24-Stunden-Urin einer Schwangeren ist noch als physiologisch anzusehen. Darüber bedeutet dies eine erhöhte Durchlässigkeit der Kapillaren, z.B. auch im Rahmen einer Gestose. Eiweiss im Urin alleine in geringer Menge bedeutet aber nicht gleich Gestose. Hier legt der Arzt dann fest, was vorliegt und wann die Kontrolle zu erfolgen hat. Vorbeugende Maßnahmen, wenn die Frau sich an die Empfehlungen des FA hält, gibt es so nicht. Die Magnesiumeinnahme hat hier aber sicher prophylaktische Wirkungen. 3.wenn Immunität gegeben ist, sollte dennoch auf den Genuss rohen Fleisches in der Schwangerschaft verzichtet werden. VB


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.