Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Blasenentzündung und Bakterienkontrolle der Scheide

Frage: Blasenentzündung und Bakterienkontrolle der Scheide

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Sehr geehrter Herr Doktor Bluni! 1. anscheinend habe ich gerade eine Blasenentzündung, da ich häufig auf die Toilette muss und dann nur wenig Harn habe. Jedoch kann ich nicht über Schmerzen klagen, zudem verliere ich anscheinend tröpfchenweise Harn. (15SSW) 2. Ich habe von Routineuntersuchungen der Scheidenbereichs auf bestimmte Bakterien gelesen, da manche nicht bemerkbaren Bakterien zu einer Infektion des Babys im Rahmen der Geburt führen können. Mein Frauenarzt sagte er werde keine dieser Untersuchungen machen, solange es keine Symptome gibt. Wie sehen sie das, mich beunruhigt das etwas, vor allem von B-Streptokokken habe ich schon gehört und da ich früher oft eine Blasenentzündung hatte, könnte ich mir auch gut vorstellen, dass ich von irgendwelchen Keimen besiedelt bin. Vielen Dank


Dr. med. Vincenzo Bluni

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Hallo, 1. bei den Symptomen kann eine Urinuntersuchung schnell klären, ob dem eine Harnwegsinfektion zu Grunde liegt. Wenn diese ausgeschlossen ist, so finden wir eben in der Schwangerschaft häufig diese Symptome, die u.a. auch durch die Irritation der Harnblase, bedingt durch die veränderte Anatomie zu Stande kommen können. 2. bei Interesse können Sie in den online abrufbaren Mutterschaftsrichtlinien nachlesen, was Gegenstand der Untersuchungen in einer normal verlaufenden Schwangerschaft ist. Die Internetadresse ist http://www.g-ba.de/informationen/richtlinien/19/ (letzter Abruf:10.12.1010) Eine gynäkologische Untersuchung ist bei Beginn der Schwangerschaft vorgesehen. Dabei wird im Urin auch nach einer Chlamydieninfektion (virusähnliche Bakterien) geschaut. Gegebenenfalls kann Ihre Frauenärztin/Frauenarzt dann noch nach Bakterien & Pilzen schauen und den ph-Wert bestimmen. Auch sollte ein aktueller Krebsabstrich vorliegen. Eine regelmäßige Kontrolle des ph-Wertes ist in jedem Fall nicht vorgesehen. Ist der weitere Verlauf unauffällig und liegt kein Risiko vor (z.B. Zustand nach Frühgeburt oder sehr frühem Blasensprung)und es gibt keine vorzeitigen Wehen, sind weitere gynäkologische Tastuntersuchungen nicht vorgesehen, auch wenn dieses schon lange – aber eben nur in Deutschland - tägliche Praxis ist. 3. eine so genannte bakterielle Vaginose stellt in der Schwangerschaft eine krankhafte Veränderung des Scheidenmilieus durch eine verstärkte Besiedlung mit bestimmten Bakterien dar. Es liegen Hinweise dafür vor, dass die bakterielle Vaginose insbesondere nach Ende des ersten Schwangerschaftsdrittels für Fehlgeburten, vorzeitige Wehen, vorzeitigen Blasensprung und Frühgeburtlichkeit verantwortlich zu sein scheint. Die bakterielle Vaginose kann durch die Frauenärztin/Frauenarzt über die Beurteilung des Scheidensekretes im Mikroskop und/oder eine spezielle Anfärbung diagnostiziert werden. Nach den bisher vorliegenden Daten und Empfehlungen der deutschen und internationalen Fachgesellschaften wird kein generelles Screening auf solch bakterielle Infektionen bei allen Schwangeren empfohlen. Damit hat Ihr Frauenarzt also völlig Recht mit seiner Empfehlung. Quellen: http://www.dggg.de/fileadmin/public_docs/Leitlinien/1-4-3-vaginose-2010_01.pdf (AMWF-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) 015/028 (S1): Bakterielle Vaginose in Gynäkologie und Geburtshilfe (Stand: August 2010, letzter Abruf: 17.12.2010) Guise, Jeanne-Marie MD, MPH, Mahon, Susan, MPH, Aickin, Mikel, PhD, and Helfand, Mark, MD, MPH., Screening for Bacterial Vaginosis in Pregnancy, Systematic Evidence Reviews, No. 1, Oregon Health Sciences University Evidence-based Practice Center, Portland, Oregon, Rockville (MD): Agency for Healthcare Research and Quality (US); April 2001. http://www.sogc.org/guidelines/documents/gui211CPg0808.pdf (SOGC CLINICAL PRACTICE GUIDELINE: Screening and Management of Bacterial Vaginosis in Pregnancy, No. 211, August 2008. letzter Abruf: 17.12.2010) http://archive.ahrq.gov/clinic/ajpmsuppl/guis1.htm (Agency for Healthcare Research and Quality (U.S.Department of Health and Human Services:” Screening for Bacterial Vaginosis in Pregnancy”, letzter Abruf: 17.12.2010) http://www.uspreventiveservicestaskforce.org/uspstf/uspsbvag.htm (U.S. Preventive Services Task Force:” Screening for Bacterial Vaginosis in Pregnancy to Prevent Preterm Delivery ”, Stand: Februar 2008, letzter Abruf: 17.12.2010) Donders GGG, Van Bulk B, Caudron J, Londres L, Vereecken A, Spitz B. Relationship of bacterial vaginosis and mycoplasmas to the risk of spontaneous abortion. Am J Obstet Gynecol 2000; 183: 431-437 4.bei ß-hämolysierenden Streptokokken der Gruppe B (GBS) handelt es sich um Bakterien. Sie finden sich bei etwa 10-30% aller Schwangeren im Bereich von Scheide und Anus. Neuesten Studien zufolge wird in Deutschland die Besiedlungsrate mit durchschnittlich 16%. beziffert (Quelle: Brimil N, Barthell E, Heindrichs U, Kuhn M, Lütticken R, Spellerberg B. Epidemiology of Streptococcus agalactiae colonization in Germany. Int J Med Microb 2006;296:39-44). Es gibt keine Vorbeugung gegen diese Bakterien und eine klinische Bedeutung haben sie nur für das Neugeborene, nicht aber das ungeborene Kind. Und zwar nach einem Blasensprung oder während der Geburt. Sie können bei den Neugeborenen zur so genannten Neugeborenensepsis führen. Es ist in etwa bei 1-2 pro tausend Neugeboren damit zu rechnen. Vornehmlich sind es frühgeborene Kinder oder Kinder, die bei der Geburt unreif sind. In einer Leitlinie der Fachgesellschaften (AWMF-Leitlinie Nr. 024/020 „Prophylaxe der Neugeborensepsis - frühe Form - durch Streptokokken der Gruppe B“, Stand 7-2008 ) Internetadresse: http://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll/024-020.htm (letzter Abruf: 16.11.2010) wird für alle schwangeren Frauen 4-5 Wochen vor dem Geburtstermin zur rechtzeitigen Erkennung dieser Keime ein Abstrich von Vagina und Darmausgang empfohlen. Entnahme des Abstriches und Ergebnis sollten sinnvollerweise für die Entbindungsklinik im Mutterpass dokumentiert werden. Sofern diese Keime nachgewiesen werden, wird nach Leitlinien eine antibiotische Behandlung erst unter der Geburt empfohlen, um das Risiko beim Neugeborenen zu reduzieren. Anders bei Kindern, die vor der abgeschlossenen 37.SSW geboren werden. In dem Fall sollte auch dann eine antibiotische Therapie erfolgen, wenn das Ergebnis des Abstriches noch nicht vorliegt. Bei einer geplanten Kaiserschnittentbindung kann hingegen auf die Antibiotikagabe verzichtet werden, wenn diese Bakterien nachgewiesen wurden. Die vorliegenden Untersuchungen zeigen, dass mit diesem Vorgehen in einem hohen Prozentsatz eine Neugeborenensepsis durch die Streptokokken Gruppe B verhindert wird. Dieses Screening ist allerdings nicht Gegenstand der bisherigen Mutterschaftsrichtlinien und somit stellt es auch keine Leistung der Gesetzlichen Krankenversicherung dar. Die Kosten für diese Untersuchung werden von der gesetzlich versicherten Schwangeren selbst getragen werden müssen. Sie liegen in etwa in einer Höhe zwischen 15-30 Euro. Das für Sie sinnvollste Vorgehen stimmen Sie am besten mit Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt ab. VB


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