Frage im Expertenforum Milch und Beikost - Ernährung von Babys und Kleinkindern an Doris Plath:

Warum ißt meine Tochter auf einmal so wenig?

Doris Plath

 Doris Plath
Ernährungsberaterin
Frage: Warum ißt meine Tochter auf einmal so wenig?

Mummy85

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Hallo, Meine Tochter (14 Monate) isst zur Zeit sehr schlecht. Sie isst bei uns schon vollständig mit, ihre (letzte) Flasche früh morgens mag sie seit Dezember nicht mehr, aber das nur nebenbei und ist auch ok so. Seit einiger Zeit haben mein Mann und ich das Problem, dass wir nicht mehr wissen, was wir zum Essen anbieten sollen. Zum Frühstück mocht sie noch bis vor einer Woche sehr gerne Bio-Joghurt in verschiedenen Geschmacksrichtungen, ein anderes Mal lieber Toast mit Butter und Marmelade und Obst (Apfel, Birne, Banane), ist auch ok so, aber momentan verweigert sie früh das Essen oder isst nur so viel, dass sie unmöglich satt sein kann (vielleicht 1/2 halber Joghurt ca 70 kal. bzw. 1/3 Toast mit Aufstrich). Mittags isst sie nur Spätzle/Schupfnudeln mit Bratensoße (ja ich weiß nicht die beste Wahl) oder Nudeln mit diversen Soßen. Wir bieten ihr dazu immer Gemüse und/oder Fleisch (verschiedene Sorten) an, aber wenn sie Gemüse oder Fleisch nur sieht, probiert sie teilweise nicht mal, obwohl sie den Geschmack ja von den Gläschen kennt und mit stückigen Produkten keine Probleme hat (Penne Nudeln isst sie teilweise unhalbiert ohne Probleme). Wenn wir mit sanftem Druck nachhelfen wollen oder sie nur nett auffordern, ihr Essen zu essen, dann schreit sie solange, bis sie kaum noch Luft hat. Ihre Nudeln/Spätzle etc isst sie aber dann in großen Mengen. Kartoffeln lehnt sie sogar als Kartoffelbrei ab, ob selber gemacht oder fertig aus der Packung. Nachmittags hatte sie immer Obst, aus dem Becher oder als Fingerfood und einen Vollkornkeks/Reiswaffel etc. Abends das selbe Theater, bis vor einer kurzen Zeit hat sie noch Toast/Brot mit Frischkäse oder nur mit Käsebelag gegessen, jetzt möchte sie, wenn überhaupt, nur noch Gelbwurst oder ein bisschen Wiener, ab und an lässt sie sich ein bisschen Putenschinken reinmogeln. Aber Brot etc lässt sie stehen und leckt nur den Belag ab. Ab und zu isst sie abends eine Hipp Tomatensuppe (mochte sie total gern) vor dem "richtigen" Essen mit uns, das Verlangen danach lässt aber auch täglich nach. Nicht mal ihre geliebten Vollkornkekse oder Lieblingsapfel mag sie mehr. Sie spielt auch hauptsächlich nur mit dem Essen und lässt sich durch alles ablenken, zeigt ständig mit dem Finger auf irgendwas anderes im Raum (Bilder an der Wand die sie kennt, unser Kater...) Wenn man sie weiter animieren will, wird sie wütend. Und wenn wir weiteressen, wenn sie schon wieder fertig ist, dann schreit sie auch los, so dass es uns auch vergeht :-( . Ist das ein normales Verhalten?? Hat sie auf einmal viiiel weniger Hunger als sonst oder testet sie ihre Grenzen? Wenn wir sie zum Essen rufen, kommt sie zwar angelaufen, aber sobald sie merkt, dass sie sich in ihren Hochstuhl setzen soll, läuft sie weg und schreit. Mein Mann und ich sind total verzweifelt, weil wir nicht wissen, was los ist und wie wir auf das nervenzerreißende Verhalten reagieren sollen. Unterbinden und in Bezug auf die gesunden Lebensmittel mehr Druck machen, auch wenn sie dann schreit oder uns weiter mit Geschrei "erpressen" (wir empfinden so) lassen und wenig abwechslungsreiche (ständig Nudeln etc.) Sachen geben, die sie wenigstens isst? Ich habe total Angst davor, dass sie kein normales und gesundes Essverhalten entwickelt, deswegen bin ich auch so ausführlich. Ich hoffe, Sie können uns weiterhelfen! Vielen lieben Dank!


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Liebe „Mummy85“, da brauchen Sie keine Angst zu haben. Ihre Kleine ist jetzt in dem Alter, in dem Sie ihre Grenzen austestet. Das kommt häufig vor, viele Eltern kennen diese Phasen und können ein Lied davon singen. Diese Phasen der Ablehnung beim Essen kommen und gehen. Sie sind in der Entwicklung normal und in der Regel auch kein Grund zur Sorge. Die Kinder sind dennoch gut versorgt. Das hat die Natur schon mit eingerechnet. Sie als Mama haben natürlich hohe Ansprüche und möchten, dass die Ernährung gesund und abwechslungsreich „klappt“. Und genau da machen uns die Kleinen einen Strich durch die Rechnung. Sie entwickeln einen eigenen Kopf mit ganz speziellen Vorlieben. Das liebevoll selbst gekochte, abwechslungsreiche Essen wird nicht so geschätzt wie es sollte. Aber ich weiß aus Erfahrung, das wird besser werden. Auch wenn Eltern bis dahin fast verzweifeln, wenn Kinder ihre Nahrungsvielfalt über so lange Zeit so sehr begrenzen. Besonders gerne auf „nackte´“ Nudeln, Spätzle… Ich rate Ihnen wie immer in diesen Fällen das Essen einfach gelassen zu sehen. Geben Sie Ihrer Tochter das, was sie momentan möchte. Versteifen Sie sich nicht so sehr auf die Mahlzeiten, freuen Sie sich vielmehr darüber, dass es Ihrem Mädchen gut geht, dass es sie gibt. Irgendwann platzt immer der Knoten. Auch Ihre Kleine wird ihren Speiseplan erweitern. Bis dahin ist sie eben mit so wenig zufrieden. Ich bin mir da ganz sicher, die Speisenauswahl wird umfangreicher werden. Am besten ist es wohl, wenn man keine allzu „große Sache“ daraus macht. Sonst lernt Ihre Tochter nur, dass sie mit einer ablehnenden Verhaltensweise viel Aufmerksamkeit bekommt. Und das gefällt den Kleinen besonders: Mama tut alles, damit ich mehr und gesund esse. „Das ist so toll, dass sich mir alle so intensiv zuwenden.“ Versuchen Sie es auch einmal damit: Stellen Sie das Essen nicht zu sehr in den Mittelpunkt, machen Sie keine "große Sache" daraus, ob Ihre Kleine etwas isst oder nicht. Ruhig ab und zu mal den Hunger zum Gehilfen machen. Denken Sie an das Sprichwort "Hunger ist der beste Koch". Sie wird nicht gleich verhungern. Bieten Sie also auch mal die „unbeliebten“ Sachen an. Versuchen Sie es aber nicht mit „allen Tricks“ und „Ablenkungskünsten“. Das Essen ist keine Zirkusvorstellung. Sagen Sie ihr mit ruhiger Stimme, dass es jetzt Essen gibt. Bieten Sie was an und warten Sie erst einmal etwas ab. Verweigert Ihre Kleine das Essen oder mag sie nicht mehr weiter essen, sagen Sie ihr ganz ruhig, dass das Essen jetzt für sie beendet ist. Nehmen Sie Ihr Mädchen aus ihrem Stuhl und gehen Sie zur üblichen Tagesordnung über. Dann gibt es auch keine beliebten (meist süßen) Zwischensnacks, sondern bis zur nächsten Mahlzeit gar nichts. Es kann gut sein, je weniger Sie dem Verhalten Ihres Kindes Bedeutung beimessen und je weniger Sie erzwingen, umso mehr wird sich Ihr Mädchen am Essen interessieren. Sehen Sie das Essen weniger als Kampf oder Schwierigkeit, sondern mehr als Freude und Genuss. Das alles braucht bestimmt einige Zeit, aber ich bin mir sicher Sie werden bald mit Freuden zusammen am Tisch das Essen genießen. Natürlich ist es hilfreich wenn auch Sie selbst bzw. die Familie mit am Tisch sitzen, mit Freuden zugreifen und gemeinsam essen. Kinder lernen bevorzugt durch Nachahmen. Und da sind Sie ein großes Vorbild. Diese Phasen unserer Kleinen kosten Nerven, aber Sie sind „normal“ und Gott sei Dank, sie gehen früher oder später auch vorbei. Bis dahin wünsche ich Ihnen weiterhin viel Geduld und Gelassenheit! Ales Gute wünsche ich! Doris Plath


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