Frage im Expertenforum Milch & Fläschchen an Veronika Klinkenberg:

Schlechte Essgewohnheiten seit einiger Zeit

Frage: Schlechte Essgewohnheiten seit einiger Zeit

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Guten Tag Frau Klinkenberg, unsere Tochter (14,5 Monate) hat immer sehr gut gegessen und auch alles probiert. Seit einiger Zeit will Sie ihr Müsli am Morgen nicht mehr ebenfalls den Apfel zwischendurch. Vom gemeinsamen Mittagessen (wechselnde warme Gerichte) brauchen wir gar nicht sprechen und vom Abendessen (belegte Brote oder ähnliches) auch nicht. Hin und wieder geben wir ihr dann gegen ihren willen was vom Mittagessen und bei der Hälfte der Versuche reisst Sie danach den Schnabel auf und will mehr. Es sind aber alles Dinge, die Sie eigentlich schon kennt und auch schon gegessen hat. Experimente mit neuen Sachen machen wir gerade nicht mehr. Aber auch beim Abendessen ist ihr am liebsten, wenn Sie trocken Brot und eventuell eine Scheibe Wurst bekommt. Mehr nicht. Ihre geliebten Tomaten aus dem Garten oder Bananen muss man ihr gerade nur hinhalten und schon geht das geschrei los. Mit Fleisch (ausser eben die Wurstscheibe) oder Fisch brauchen wir ihr gar nicht kommen. Wir wissen, dass es solche Phasen gibt und es wird auch immer wieder geschrieben, dass die Kinder in Wachstumsphasen schlecht essen, aber Vitamine und Fleisch "muss" sie doch essen, oder? Über Tipps wären wir sehr Dankbar. Gruß Torsten Mailänder


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Hallo Herr Mailänder, es freut mich Sie als Vater in unserem Forum begrüßen zu dürfen. Immer wieder liest man von schwierigen Phasen in der Entwicklung von Kindern, die mit einem sehr eigenen Essverhalten verbunden sind. Plötzlich ist man damit konfrontiert. Ihre kleine Tochter verhält sich sehr typisch für ihr Alter. Um den 15.Lebensmonat herum fängt ein sehr spannender Abschnitt in der Entwicklung eines Kindes an: es entdeckt seinen eigenen Willen. Und was noch viel interessanter ist, es entdeckt, dass es Macht und Einfluss hat. In diesem Alter wollen Kinder ihre Kräfte mit den Eltern messen. Sehr schnell entwickeln sie ein Gespür für die „Schwachstellen“ der Eltern. Die Mahlzeiten eignen sich besonders gut für kleine Kämpfe, denn hier haben Eltern ihre besondere Schwachstelle. Um Ihrer Kleinen wieder zu ihrem gesunden Essverhalten zu verhelfen, ist es ganz wichtig, dass Sie das Thema möglichst ruhig und gelassen angehen. Es gibt kein „Muss“, ein Kleinkind „verhungert nicht vor vollem Teller“ und auch ausgefallene Vorlieben (meist zeitlich begrenzt) führen nicht sofort zu Mangelerscheinungen. Nehmen Sie die Mahlzeiten möglichst immer gemeinsam in entspannter Atmosphäre ein, denn in der Gesellschaft schmeckt es besser und Kinder übernehmen ganz selbstverständlich über kurz oder lang die Ernährungsweise, die ihnen vorgelebt wird. Sie machen es richtig, indem Sie eine gesunde Auswahl an Essen anbieten. Ihre Kleine darf von dem Angebot auswählen, was sie davon essen möchte. Bei jeder Mahlzeit sollte immer etwas dabei sein, was Ihr Töchterchen kennt. Die Aversion von Kindern gegen das Probieren neuer Lebensmittel oder Speisen nennt man Neophobie. Im Kleinkindalter ist dieses Verhalten sehr ausgeprägt. Lassen Sie sich nicht entmutigen. Essen Sie mit Genuss vor Ihrer Kleinen und geben sie ihr immer wieder Gelegenheit zu kosten. Zwingen Sie Ihr Töchterchen nie, von einer Speise zu essen, sondern loben Sie sie, wenn sie neues probiert. Manchmal brauchen Kinder sehr viele Anläufe, um auf den Geschmack zu kommen. Lassen Sie die Kleine weiterhin selbstständig essen und beziehen Sie sie so weit es geht beim Einkauf und auch bei der Zubereitung der Speisen mit ein. Sie werden sehen, wenn Sie gelassen an die Sache gehen und das Essverhalten Ihrer Tochter locker nehmen, wird sie irgendwann einmal dem Vorbild der restlichen Familie wieder folgen und in ihr gesundes Essverhalten finden. Das dauert natürlich etwas, aber solange Ihr Kind putzmunter ist und sich altersgerecht entwickelt, gibt es keinen Grund zu ernster Sorge. Ich wünsche Ihnen ausreichend Durchhaltevermögen und Gelassenheit Veronika Klinkenberg


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