Schlumpfi11
Liebes Ernährungsteam, ich habe seit einiger Zeit ein Problem mit meinem bald 15 Monate alten Sohn beim Abendessen. Ich muss ein bißchen ausholen... Er hat vor vielen Wochen abends angefangen, statt des Milch-Getreide-Breis Käsebrot zu essen. Allerdings hat er dann plötzlich den Käse immer vom Brot gefummelt, das Brot weggeworfen und nur noch den Käse gegessen. Von so viel Käse (bis zum Sattwerden dauert es ja dann ohne Brot) hat er aber Verstopfung gekriegt. Und wenn er den Käse nicht bekam (hab halt mal Butterbrot probiert), bekam er schreckliche Wutanfälle. Also dachte ich: "Dann zurück auf Anfang, gibt es abends erst mal wieder nur Brei!" Das hat zunächst eine ganze Zeit lang gut geklappt, bis er den Brei abends verweigert hat und nur noch Wurst (kennt er inzwischen halt auch, esse ich manchmal) und Käse akzeptiert hat - wieder ohne Brot... Dann hat er an einem Abend, als ich ihn halt so habe essen lassen, so viel Wurst (milde, fettarme Putenbrust...) gegessen, dass sie ihm nachts auf dem Magen lag, er furchtbaren Durst hatte und beim Aufstossen total nach der Wurst roch. Die Nacht war schlimm... Also hab ich, da er ja den Milchbrei nimmer wollte, einen Getreide-Obst-Brei (auf Wasserbasis) gemacht und etwas Joghurt reingerührt. Joghurt liebt er und isst ihn immer gerne. Zwei Abende lang hat das geklappt, er hat ihn begeistert selbst gelöffelt, bis er wieder gestreikt hat. Er sagt dann "Käse" (meint damit aber Wurst plus Käse) und verweigert den Brei. Heute abend habe ich ihm dann Käse und Wurst gegeben und ihm dazu den Joghurtbrei gefüttert. Irgendwie bin ich damit aber nicht glücklich - habe das Gefühl, ihn zum Brei eher zu zwingen.... Aber ich finde es halt einfach nicht gut, wenn er nur Käse und Wurst isst. Dann findet er auch selbst kein Ende, und ich habe es eigentlich auch immer so gehalten, dass ich halt entscheide, was es gibt, er aber so viel essen darf, wie er mag... Aber so viel Wurst... Er isst auch mittags begeistert Fleisch, und irgendwann reicht es ja mal mit tierischem Fett und Eiweiß, oder? Er ist allgemein ein guter Esser - gut, Gemüse mag er nur püriert, aber dann isst er es, da mache ich mir keinen Kopf. Er ist auch nicht dick, aber schon propper, wiegt bei ca. 80 cm ca. 10,3 kg. Ich hoffe auf einen kleinen Tipp, wie das Abendessen wieder etwas gesünder und stressfreier ablaufen kann. Bislang bin ich nach dem Motto verfahren, dass das alles Phasen sind und sich so eine "Lebensmittel-Liebe" auch wieder gibt und alles wieder ausgewogener wird. Aber es wird halt eher immer extremer, und bisher ging es auch eher um Bananen und so, es war nie so drastisch und ging tatsächlich immer flott rum... Herzliche Grüße und vielen Dank vorab!
Doris Plath
Liebe „Schlumpfi11“, schön, dass Sie sich wieder an uns wenden. Alles was Sie beschreiben, ist eine ganz klassische Erfahrung, die viele Eltern mit Ihnen teilen werden. Und Sie bringen schon genau die richtige Einstellung mit. Nehmen Sie es gelassen. Ihr Junge ist nun in einem Alter in dem er sein eigenes Köpfchen entwickelt und mit seinem Verhalten testen will wie weit er gehen darf. Sie als Mama haben natürlich hohe Ansprüche und möchten, dass die Ernährung gesund und abwechslungsreich „klappt“. Und genau da machen uns die Kleinen einen Strich durch die Rechnung. Sie entwickeln einen eigenen Kopf mit ganz speziellen Vorlieben. Die Natur hat all diese Phasen schon mit eingeplant, die Kinder gedeihen auch so bestens, wenn es mal nicht so ausgewogen ist. Stellen Sie das Abendessen bzw. sein Verhalten nicht zu sehr in den Mittelpunkt, machen Sie gar keine "große Sache" daraus. Die Erfahrung zeigt, je weniger Sie dem Verhalten Ihres Kindes Bedeutung beimessen und je weniger Sie erzwingen, umso schneller wird diese Phase vorbei gehen. Sonst lernt Ihr Sohn nur, dass er mit einer ablehnenden oder wählerischen Verhaltensweise viel Aufmerksamkeit bekommt. Und das gefällt den Kleinen besonders: Mama tut alles, damit ich gesund esse. „Das ist so toll, dass sie sich mir so intensiv zuwendet. Dass Wurst und Käse bei den meisten Kinder besser ankommt als Brot, das ist „normal“. Der Belag schmeckt und rutscht besser. Reichen Sie immer wieder zwanglos ein paar Häppchen Brot, auf die Ihr Junge selbst zugreifen kann und vespern Sie gemeinsam das Abendbrot. Bestimmt weckt das früher oder später wieder seine Neugierde auf eine richtige „Brotzeit“. Haben Sie es schon mit verschiedenen Brotsorten probiert? Vielleicht ist etwas dabei, das er gerne isst. Bei der Wurst und dem Käse geben Sie die Mengen vor. Richten Sie eine hübsche Auswahl her, Brot, Käse, Wurst, (gedünstete) Gemüsesticks… Mehr gibt’s dann nicht. Dann geht er halt mal hungrig ins Bett. Das ist doch nicht so schlimm. Also ruhig ab und zu mal den Hunger zum Gehilfen machen Lassen Sie sich einfach nicht entmutigen. Ihr Sohn wird noch auf den Brotgeschmack kommen. Da bin ich mir sicher. Sehen Sie das Essen weniger als „Kampf“ oder Schwierigkeit, sondern mehr als Freude und Genuss. Hilfreich ist es, wenn auch Sie beim Abendbrot mitessen, in angenehmer Atmosphäre. Kinder lernen bevorzugt durch Nachahmen. Und da sind Sie ein großes Vorbild. Diese Phasen unserer Kleinen kosten Nerven, aber Sie sind „normal“ und Gott sei Dank, sie gehen früher oder später auch vorbei. Bis dahin wünsche ich Ihnen weiterhin viel Geduld und Gelassenheit! Herzlicher Gruß Doris Plath