Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Zolpidem und Diphenhydramin in der Stillzeit

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Zolpidem und Diphenhydramin in der Stillzeit

Micro

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Sehr geehrter Dr. Paulus, mein Baby ist inzwischen 4,5 Monate alt und wird voll gestillt. Seit ca. 4 Wo. leide ich zunehmend unter Ein- und Durchschlafstörungen mit z.T. ganz durchwachten Nächten. Nachdem ich Vieles versucht habe, landete ich beim Diphenhydramin, welches ich insgesamt 3x einnahm. Nun bin ich in Behandlung beim Psychiater und bekam Zolpidem verschrieben, wovon ich die letzten beiden Nächte je eine halbe Tbl., also 5 mg einnahm. Angeraten wurde mir eine Einstellung auf Sertralin. Nach ausgiebiger Information (auch hier) glaube ich, mit allen 3 Med. in der Stillzeit ganz gut zu fahren. Ist jedoch zum Schlafen eines der beiden Med. zu bevorzugen? Ich favorisiere das Zolpidem, da es ja "nur" 5 mg sind... Vielen Dank!


Dr. Wolfgang Paulus

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Drei Stunden nach Gabe von 20 mg Zolpidem fanden sich in der Muttermilch nur 0,004 bis 0,019% der Dosis (Pons et al 1989). Bei Erwachsenen besitzt Zolpidem einen relativ kurze Halbwertszeit von 2,6 Stunden, so dass nicht mit einer Kumulation zu rechnen ist. Da selbst bei der doppelten humantherapeutischen Dosis nur geringe Mengen des Wirkstoffes in der Muttermilch anzutreffen sind, kann man davon ausgehen, dass Komplikationen wie Sedierung, Lethargie oder Verhaltensstörungen beim Säugling sehr unwahrscheinlich sind. Die American Academy of Pediatrics betrachtet daher Zolpidem als vereinbar mit dem Stillen (Committee on Drugs 1994). Ältere Antihistaminika wie Diphenhydramin und Doxylamin) werden wegen Ihrer sedierenden Eigenschaften in der Stillzeit mit großer Zurückhaltung betrachtet. Unter Anwendung von solchen Anthistaminika in der Stillzeit berichten 22,6% der Mütter von Symptomen der Säuglinge wie Reizbarkeit, Müdigkeit oder Schlafstörungen (Moretti et al 1995). Schwerwiegende Komplikationen wurden in dieser Studie bei den Säuglingen jedoch nicht festgestellt. In einer weiteren Untersuchung wurden nicht behandlungsbedürftige Symptome bei 9,4% der Säuglinge beobachtet (Ito et al 1993). Bei 6 von 8 auffälligen Kindern registrierte man eine verstärkte Reizbarkeit. Im Falle von Zittern oder Trink-schwäche unter mütterlicher Einnahme von Diphenhydramin oder verwandten Antihistaminika sollte man ein Absetzen der Medikation bzw. Abstillen erwägen. Unter den Serotonin-Reuptake-Hemmern liegen insbesondere Angaben zu Sertralin in der Stillzeit vor (Llewellyn & Stowe 1998). Bei insgesamt 15 Säuglingen fanden die Untersucher lediglich in 6 Fällen geringe Konzentrationen von Sertralin bzw. Desmethylsertralin im kindlichen Serum. Kindliche Komplikationen wurden nicht beobachtet. Eine Anwendung von Sertralin 100 mg pro Tag erscheint in der Stillzeit auf der Grundlage der aktuellen Daten durchaus vertretbar. Während Diphenhydramin und Zolpidem lediglich bei Schlafstörungen helfen, handelt es sich bei Sertralin um ein Antidepressivum mit breiterem Wirkspektrum.


LelaJune

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Hallo- ich habe auch akute schlafstörungen. füf welches medikament jast du dich entschieden? und wie war das resultat


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