sophialaa
Hallo Herr Dr. Paulus, ich leide an extrem krankhaftem Schwitzen ( Hyperhidrose). An Händen,Füßen und Achseln. Seit 4 Jahren nehme ich dagegen das dafür zugelassene Medikament Vagantin. Ich habe vorher psychisch und sozial extrem unter meiner Krankheit gelitten. Mit diesem Medikament ist meine Lebensqualität stark gestiegen. Nun habe ich erfahren das ich Schwanger bin (5. SSW) und habe mich natürlich direkt im Beipackzettel des Medikaments über die Einnahme in der Schwangerschaft belesen. Leider ist dabei nur das rausgekommen: „Tierexperimente lassen nicht auf direkte oder indirekte schadliche Auswirkungen auf eine Schwangerschaft, die Entwicklung des Ungeborenen, die Geburt oder das Kind schließen. Es gibt jedoch keine hinreichenden Studien fur die Anwendung von Methanthelinium-Bromid bei Schwangeren. Ebenso ist nicht untersucht, ob der Wirkstoff das Kind im Mutterleib erreicht. Daher wird der Arzt den Wirkstoff in der Schwangerschaft nur in Ausnahmefällen anwenden.“ Da ich jeden Tag 3x täglich ( vorgeschriebene Dosierung) eine Tablette nehmen muss um dieses extreme Schwitzen zu mindern, habe ich jetzt extrem Angst meinem Baby während der Schwangerschaft mit der Einahme von Vagantin zu schädigen. Allerdings geht es mir ohne sehr schlecht, schon fast in Richtung Depressionen. Nun meine Frage: Gibt es jemanden mit Erfahrung bei Einnahme von Vagantin während der Schwangerschaft? Denn ich würde ungern darauf verzichten müssen. Ich bedanke mich jetzt schon im Vorfeld für jede helfende Antwort! Liebe Grüße Sophie
Methantheliniumbromid ist ein Anticholinergikum, das schon seit den 50er Jahren zur Therapie der Hyperhidrose eingesetzt wird. Tierexperimentelle Studien lassen nicht auf direkte oder indirekte schädliche Auswirkungen auf Schwangerschaft, embryonale/ fetale Entwicklung, Geburt oder postnatale Entwicklung schließen. Es liegen in der internationalen Fachliteratur keinerlei publizierte Daten zur Anwendung von Methantheliniumbromid bei Schwangeren vor. Ebenso ist nicht untersucht, ob der Wirkstoff über die Plazenta das Ungeborene erreicht. Untersuchungen an der Ratte über drei Generationen hinweg zeigten bei chronischer Gabe des Wirkstoffes bis auf eine Wachstumsretardierung nach hohen Dosen keinen Einfluss auf die Nachkommen (Fachinfo Vagantin 2021). Wegen dieser fehlenden Erfahrungen beim Menschen sollte Vagantin® während der Schwangerschaft mit großer Zurückhaltung angewendet werden. Das gilt natürlich insbesondere für die sensible Phase der Organdifferenzierung im ersten Schwangerschaftsdrittel. Aufgrund dieser Vorbehalte verfügt auch niemand über größere Erfahrungen mit dem Präparat in der Schwangerschaft. Haben andere Präparate gegen übermäßige Schweißproduktion (z. B. lokale Anwendung von Aluminiumverbindungen) keine Linderung gebracht?