Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Heparin

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Heparin

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Hallo Herr Dr. Paulus, habe diese Frage gerade auch im Forum von Herrn Dr. Bluni gestellt, da ich jetzt erst Ihr Forum gesehen habe, was für meine Frage wahrscheinlich das Richtige ist: In der 30. SSW Woche hatte ich starke Schmerzem im linken Unterschenkel. Eine Doppleruntersuchung in der Klinik (Gefäßchirugie) konnte eine Thrombose nicht bestätigen, aber auch nicht endgültig ausschließen. Ich bekam Kompressionsstrümpfe verordnet und musste 2x am Tag Clexane 60 mg für 2 Wochen spritzen. Auf Anweisung meines Frauenarztes habe ich eine weitere Woche 2x am Tag gespritzt und spritze nun noch 1x täglich Clexane 60 mg. Bin inzwischen in der 36. SSW. Die Schmerzen im Unterschenkel sind geblieben. Folgende Frage: besteht hier Risiko für mein Kind? Ist diese Dosierung angemessen? Man liest immer mal wieder, dass Heparin eine vorzeitige Plazentaablösung auslösen kann. Ist das bei dieser Dosierung möglich? Vielen Dank für Ihre Hilfe!


Dr. Wolfgang Paulus

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Schwangere haben im Vergleich zu Nicht-Schwangeren gleichen Alters ein fünffaches Risiko für die Entwicklung einer tiefen Venenthrombose (Duplaga et al 2001). Eine antithrombotische Medikation wird in der Schwangerschaft zur Prophylaxe bzw. Therapie venöser Thromboembolien speziell bei nachgewiesenen Defekten des Gerinnungssystems (z. B. Faktor V Leiden – Mutation) oder sonstigen Zusatzrisiken (z. B. Lungenembolie und tiefe Beinvenenthrombose) angeraten. Nachdem die oralen Antikoagulanzien in der Schwangerschaft wegen fruchtschädigender Effekte ausscheiden, hat sich der Einsatz von unfraktioniertem wie auch niedermolekularem Heparin (z. B. Fraxiparin, Clexane, Fragmin P) zunehmend verbreitet. Mehrere Übersichtsarbeiten gehen inzwischen von einer sicheren und effektiven Behandlung mit niedermolekurem Heparin in der Schwangerschaft aus (Sanson et al 1999, Ensom et al 1999). Das Mukopolysaccharid Heparin ist bei einer Molekularmasse von ca. 15.000 nicht plazentagängig, so dass eine unmittelbare Beeinträchtigung der kindlichen Entwicklung nicht denkbar ist. Bei Überdosis sind Blutungskomplikationen im mütterlichen Kompartiment möglich, was z. B. mit einem retroplazentaren Hämatom oder einer vorzeitigen Plazentalösung einhergehen kann. Nur auf diesem indirekten Wege können Fehlgeburten oder ein Absterben der Schwangerschaft unter Heparintherapie ausgelöst werden. Bei einer Molekularmasse von ca. 5.000 passieren auch die niedermolekularen Heparine (z. B. Fragmin, Fraxiparin, Clexane) nicht die Plazenta. Da diese neuen Präparate eine längere Halbwertszeit aufweisen, genügt eine Injektion einmal täglich. Niedermolekulare Heparine haben das unfraktionierte Heparin in der Thrombosetherapie bzw. –prophylaxe während der Schwangerschaft weitgehend abgelöst. Nachdem Ihre Behandlung schon ca. 6 Wochen andauert, wäre evtl. eine Reduktion der Dosis auf 40 mg zu erwägen. Das sollte – auch in Abhängigkeit von Befund und Körpergewicht – mit den betreuenden Internisten diskutiert werden.


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