Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Friseurbesuch & Schwangerschaftsvitamine

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Friseurbesuch & Schwangerschaftsvitamine

GG91

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Sehr geehrter Herr Dr. Paulus,  ich bin aktuell Anfang der 6. SSW und habe nächste Woche einen Friseurtermin, wo auch Färben geplant wäre. Ist das in diesem Schwangerschaftsstadium bedenklich oder kann ich das machen lassen? Auserdem habe ich schon seit meiner Jugend eine Schilddrüsenunterfunktion, mir wurde auch der Großteil meiner Schilddrüse entnommen und ich bin gut mit Euthyrox eingestellt. Dzt nehme ich nur Folsäure ein, da mein Hausarzt meinte, ich solle kein Jod zu mir nehmen. Wie würden Sie das sehen? Soll ich Schwangerschaftsvitamine zusätzlich zur Folsäure einnehmen, und wenn ja, mit oder ohne jod?  Danke schon mal im Voraus! LG


Dr. Wolfgang Paulus

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Die Schilddrüse benötigt Jodid zur Produktion der Hormone. Ab der ca. 12.SSW braucht auch die kindliche Schilddrüse Jodid für die Eigenproduktion von Schilddrüsenhormonen. Da man meist zu wenig Jodid über die Nahrung aufnimmt, könnte sich eine Schilddrüsenunterfunktion beim Ungeborenem einstellen. Ungünstig auch für die Entwicklung des kindlichen Nervensystems! Um die Funktion der kindlichen Schilddrüse zu unterstützen, wird eine tägliche Supplementierung mit 100 bis 150 µg Jodid in der Schwangerschaft empfohlen. Wenn Sie Schilddrüsenhormone (z. B. Euthyrox) einnehmen, wäre dies kein Grund auf eine Jodsupplementierung für das Ungeborene zu verzichten, da Schilddrüsenhormone nur mäßig plazentagängig sind. Sofern keine Aufnahme der Inhaltsstoffe in großem Umfang stattfindet, ist eine kindliche Schädigung durch Haarfärbemittel in der Schwangerschaft nicht zu befürchten. Ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko lässt sich aus den aktuellen Daten beim Menschen nicht ableiten. Da jedoch für zahlreiche Wirkstoffe keine ausreichenden Untersuchungen beim Menschen existieren, sollte die Anwendung im ersten Schwangerschaftsdrittel mit Zurückhaltung erfolgen. Bei Strähnchen ist der Hautkontakt der Färbemittel z. B. geringer. Beim Blondieren stehen Oxidationsprozesse im Vordergrund. Dabei wird vor allem Wasserstoffperoxid eingesetzt, das zu Wasser und Sauerstoff abgebaut wird. Diese Endprodukte sind für das Ungeborene unproblematisch. Damit wäre das Blondieren auch in der Frühschwangerschaft vertretbar.  


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