Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Dreimonatsspritze in der SSW

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Dreimonatsspritze in der SSW

hanan

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Hallo, ich bin in der 24. Woche mit Zwillingen schwanger. Ausser manchmal einem harten Bauch verlaeuft meine SSW unauffaellig. Mein FA hier in Palaestina scheint allerdings uebervorsichtig. Um auf jeden Fall eine fruehe Geburt zu vermeiden, will er mir von nun an woechentlich eine Progesteron-Spritze geben. Als ich diese zuhause googelte, stellte sie sich als die Dreimonatsspritze heraus! Das fand ich dann doch reichlich heftig. Kennen Sie dieses Vorgehen? Ist es irgendwie verstaendlich? Ich nehme eh schon 100 mg Progesteronzaepfchen vaginal jeden Abend. Vielen Dank! Hanan


Dr. Wolfgang Paulus

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Das Risiko für eine Frühgeburt kann durch eine Progesteronsubstitution um mehr als 30 % sowohl bei Frauen mit belasteter Vorgeschichte als auch bei aktueller Zervixverkürzung gesenkt werden (Romero et al 2012). Der Nutzen ist bei Zwillingsschwangerschaften allerdings bislang nicht bewiesen. Prinzipiell wird die Gabe von Progesteron bis zur vollendeten 34. SSW empfohlen. Das konkrete Vorgehen kann natürlich in Abhängigkeit von der gemessenen Zervixlänge variieren. Als bedenklich gilt eine Zervixlänge von weniger als 25 mm vor der 24. SSW. Der mütterliche Organismus produziert in der Schwangerschaft selbst große Mengen von Progesteron. Es handelt sich also bei der zusätzlichen Gabe von Progesteron in der Schwangerschaft nur um eine Unterstützung der körpereigenen Produktion, die teilweise unzureichend sein kann. Eine Progesteron-Tagesdosis von 200 mg (z. B. Vaginalzäpfchen) erscheint jedoch ausreichend. Ob eine wöchentlich Injektion von Progesteron vorteilhafter ist, wage ich zu bezweifeln.


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