Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Citalopram und Metoprolol - Kinderwunsch

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

zur Vita

Frage: Citalopram und Metoprolol - Kinderwunsch

Giannina

Hallo Dr. Paulus, Ich habe noch einen Kinderwunsch und nehme die oben genannten Medikamente. Darf ich die problemlos weiter nehmen, oder wäre es sinnvoller das Citalopram abzusetzen? Dies nehme ich erst seit Anfang des Jahres, aber es tut mir sehr gut!! Danke für ihre Antwort!!


Bis Dezember 2004 dokumentierte das Swedish Medical Birth Registry 6.555 Kinder nach intrauteriner Exposition mit Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern (Citalopram, Sertralin etc.) in der Frühschwangerschaft. Die kumulierte Fehlbildungsrate lag bei 4,1%, was dem erwarteten Hintergrundrisiko entspricht. Dabei wurde kein typisches Fehlbildungsmuster beobachtet. In diesem Kollektiv sind 2.701 Kinder nach mütterlicher Medikation mit Citalopram enthalten. Die Fehlbildungsrate gab mit 4,4% keinen Anlass zur Beunruhigung (Kallen & Otterblad Olausson 2007). Nach vorgeburtlicher SSRI-Medikation wurden bei Neugeborenen in einigen Fällen vorübergehende Anpassungsstörungen wie Zittrigkeit, Übererregbarkeit und erhöhter Muskeltonus beobachtet. Daher sollte in den ersten Lebenstagen auf entsprechende Symptome geachtet werden. Bei Bedarf wäre die Fortsetzung der Medikation mit Citalopram in der Schwangerschaft durchaus vertretbar, zumal Ihre Dosis mit 10 mg pro Tag niedrig liegt. Darunter wären auch keine kindlichen Komplikationen nach Geburt zu befürchten. Unter den Betablockern sollten in der Schwangerschaft vorrangig die älteren ß1-spezifischen Präparate wie Metoprolol (Tagesdosis: bis 200 mg/d) verwendet werden. Da Betablocker plazentagängig sind, können sie beim Neugeborenen Bradykardie (niedrige Herzfrequenz), Hypotonie (niedriger Blutdruck) und Hypoglykämie (niedriger Blutzucker) auslösen. Die meist nur milden Symptome, die innerhalb der ersten 48 Stunden nach Geburt verschwinden, erfordern lediglich eine aufmerksame Überwachung des Neugeborenen. Angesichts Ihrer moderaten Tagesdosis von 47,5 mg sind keine Komplikationen für die kindliche Entwicklung zu erwarten.


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