Frage: bpa in invisalign und konservendosen

Guten Tag, Eigentlich versuche ich mich nicht wahnsinnig zu machen in der Schwangerschaft, aber manchmal bin ich doch sehr unsicher und beunruhigt. Gerade habe ich zwei Fragen/Ängste zu BPA. 1.Mir war bis gestern nicht bewusst, dass Bpa abgesehen von Plastik sich auch in Konservendosen befindet. Ich war der Ansicht, Konservendosen seien nur schädlich bezüglich Vitamingehalt. Deshalb gibt es bei uns viel frisches Gemüse. Seit Jahren lebe ich vegetarisch, mein Teenagersohn ebenfalls. Wir essen eigentlich täglich Bohnen (weisse, rote, schwarze Bohnen Kichererbsen) aus der Konservendose, weil wir das lieben,es schnell geht und um genügend Proteine zu uns zu nehmen. Ausserdem viele Dosentomaten. Habe ich uns und dem Baby (24ssw) damit geschadet oder liegt täglicher Dosenkonsum noch im Rahmen der erlaubten Werte? Ich bin wirklich ziemlich verunsichert.... 2. Ich sollte eine Zahnspange bekommen, invisalign ohne bpa. Mein Zahnarzt hat mich darauf hingewiesen, dass ich dafür zwei Kleberpunkte auf zwei Zähnen bekommen werde. Der Klebstoff enthält bpa. Fällt eine solche Aufnahme ins Gewicht oder ist die Menge vernachlässigbar? Sollte ich die Spange auf nach der Schwangerschaft verschieben? Was ist mit der Stillzeit? Vielen Dank für Ihre Antwort und ganz liebe Grüße, lyamaria

von lyamaria am 21.12.2018, 13:32



Antwort auf: bpa in invisalign und konservendosen

Bisphenol A (BPA) ist eine Chemikalie, die für die Herstellung von Kunststoffen und Kunstharzen verwendet wird. Es ist in Plastik enthalten, das mit Lebensmitteln in Kontakt kommt, wie Babyfläschchen, Innenbeschichtung von Konservendosen, Plastikgeschirr und Folienverpackungen. Aus diesen Kunststoffen wird es freigesetzt und wird dann vorwiegend mit kontaminierter Nahrung aufgenommen. In den Industrieländern sind bei praktisch allen Menschen BPA-Mengen im Blut, Urin und Gewebe vorhanden, die höher sind als die, die im Tierversuch Veränderungen hervorrufen. Bisphenol A wirkt östrogenartig, beeinflusst die Synthese und den Metabolismus von Hormonen und bindet schwach an den Östrogenrezeptor (Klingmüller & Alléra 2011). In Tierexperimenten mit Bisphenol A an Ratten und Mäusen trat unter oralen Dosen von 160-1000 bzw. 500-1250 mg/kg/d keine Zunahme von nicht-genitalen Anomalien auf (Morrissey et al 1987; Kim et al 2001). Allerdings verursachten diese Dosen meist toxische Effekte bei den Muttertieren, so dass man eine Zunahme von Aborten und fetalen Wachstumsretardierungen beobachtete. Ähnliche Resultate fanden sich in anderen Studien mit Mäusen unter oralen Dosen von 875-1750 mg/kg/d (Lamb et al 1997) bzw. Ratten unter oralen Dosen von 85-125 mg/kg/d (Hardin et al 1981). In Tierexperimenten mit graviden Mäusen und Ratten riefen Dosen von 2-100 µg/kg/d Veränderungen im Bereich der Genitalorgane bei männlichen und weiblichen Nachkommen hervor (Welshons et al 1999; Gupta 2000; Howdeshell & vom Saal 2000; Markey et al 2001, 2002; Ramos et al 2001; Rubin et al 2001; Honma et al 2002; Schonfelder et al 2002a). In anderen Studien mit teilweise wesentlich höheren Dosen konnte man diese Befunde nicht reproduzieren (Ashby et al 1999; Cagen et al 1999a, b; Kwon et al 2000; Ashby 2001, 2002; Ema et al 2001; Nagao et al 2002; Tinwell et al 2002; Tyl et al 2002; Yoshino et al 2002; Witorsch 2002). Die Bedeutung dieser Experimente mit Bisphenol A an Nagetieren für die menschliche Schwangerschaft ist unklar (Milman et al 2002; Witorsch 2002). Nach oraler Exposition von Rattenmüttern mit Bisphenol A in Dosen ab 40 µg/kg/d fand man anhaltende Verhaltensänderungen bei den Nachkommen (Farabollini et al 1999; Kubo et al 2001, 2003; Markey et al 2002; Adriani et al 2003). Vorübergehende Auswirkungen auf das Verhalten beobachtete man bei den Nachkommen von Mäusen bereits ab 2 µg/kg/d (Kawai et al 2003). Inwieweit sich diese Erkenntnisse auf die Arbeitsplatz- bzw. Umweltexposition beim Menschen übertragen lassen, ist bislang nicht geklärt. Die Lebensmittel-Überwachungsbehörde der Europäischen Union in Parma (EFSA) ist 2007 zu dem Ergebnis gekommen, dass eine für den Menschen gefährliche Dosis nicht erreicht wird. In einer Stellungnahme heißt es zudem, Ungeborene und Säuglinge würden den Stoff abbauen, bevor er ihnen Schaden zufügen könne. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) setzte bis 2006 für BPA einen Grenzwert von 10 µg pro kg Körpergewicht und pro Tag. In ihrer im Januar 2007 veröffentlichten aktualisierten Bewertung von BPA berücksichtigte die EFSA rund 200 Studien und Übersichtsartikel, die seit ihrer ersten Bewertung (2002) erschienen waren, inklusive einer umfangreichen Zwei-Generationen-Studie mit Mäusen. Auf Basis der vorliegenden Daten hat die EFSA den Grenzwert auf 50 µg/kg pro Tag angehoben, Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sieht keinen Anlass, die bisherige Risikobewertung für Bisphenol A zu ändern (Bundesinstitut für Risikobewertung, Mitteilung zu Bisphenol A, September 2008): „Wird die von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) 2007 festgelegte tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (TDI) von 0,05 Milligramm Bisphenol A pro Kilogramm Körpergewicht eingehalten, besteht für Verbraucher kein gesundheitliches Risiko.“

von Dr. Wolfgang Paulus am 26.12.2018



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