Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

ass 100 und toxoplasmose

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

zur Vita

Frage: ass 100 und toxoplasmose

Ela19

Beitrag melden

Guten Tag, ich muss aufgrund einer evtl. Plazentainsuffizienz vorsorglich ass 100 einnehmen! 1. Frage: Ist das nicht schädlich für das Baby, wegen der Langzeiteinnahme? 2. Frage: Ich habe leider noch keine Toxoplasmose gehabt und muss deshalb aufpassen! Da ich immer Angst habe mich irgendwie angesteckt zu haben, wollte ich wissen, ob durch die Blutverdünnung die Erreger wenn ich mich angesteckt hätte, schneller aufs Baby übergehen könnten als normal? 3. Ist ein zweiter Toxoplasmose Test in der SS wirklich sinnvoll, überall wird das ja empfohlen, habe aber letztens gelesen dass der Test unsicher ist und dann oft ein falsch positives Ergebnis rauskommt! Soll man nun einen zweiten machen oder nicht? Vielen Dank


Dr. Wolfgang Paulus

Dr. Wolfgang Paulus

Beitrag melden

Acetylsalicylsäure wird in niedriger Dosierung (50-150 mg pro Tag) zur Hemmung der Thrombozytenaggregation und damit Verbesserung der Durchblutung verwendet. In höherer Dosis (500 mg) ist Acetylsalicylsäure als schmerzstillendes und fiebersenkendes Präparat im Einsatz. Bei Dauertherapie mit solchen höheren Dosen von Prostaglandinsynthesehemmern muss im letzten Schwangerschaftsdrittel auf einen vorzeitigen Verschluß des Ductus arteriosus (Gefäßverbindung im fetalen Kreislauf) geachtet werden. Die Warnhinweise beziehen sich lediglich auf die hochdosierte Gabe von ASS. In mehreren Studien konnte die Häufigkeit einer schwangerschaftsinduzierten Hypertonie bei Patientinnen mit einem hohen Risiko für eine Präeklampsie durch niedrig dosiertes ASS (Tagesdosis: 60 bis 100 mg) signifikant gesenkt werden. Einige dieser Studien zeigten einen signifikanten Anstieg des Geburtsgewichtes nach ASS-Prophylaxe bei normalem Blutdruck unter Schwangeren mit erhöhtem Präeklampsierisiko. Bei Schwangeren mit mäßiger Hypertonie und pathologischem Dopplerbefund ließ sich unter niedrig dosierter ASS-Therapie eine Zunahme von Geburtsgewicht, Kopfumfang und Plazentagewicht erreichen. Bei ausgeprägter Hypertonie verbesserte ASS den Schwangerschaftsausgang nicht signifikant. Eine randomisierte, plazebokontrollierte Doppelblindstudie konnte eine Abnahme der Häufigkeit von Wachstumsretardierung, intrauterinem Fruchttod und Plazentalösungen unter ASS-Prophylaxe bei Schwangeren nachweisen, die in ihrer Vorgeschichte entsprechende Komplikationen erlitten hatten. Besondere Störungen der Neugeborenen nach intrauteriner ASS-Exposition ließen sich nicht erkennen. Um die Mängel vieler kleinerer Studien zur ASS-Therapie in der Schwangerschaft auszuschalten, wurde die internationale Collaborative Low-dose Aspirin Study in Pregnancy (CLASP) mit über 9.000 Schwangeren durchgeführt (CLASP 1994). In dieser Studie ergab sich unter einer Tagesdosis von 60 mg ASS kein Nutzen für Frauen mit einem erhöhten Risiko für Präeklampsie oder intrauteriner Wachstumsretardierung. Allerdings senkte niedrig dosiertes ASS die kindliche Erkrankungshäufigkeit in einer Untergruppe von Schwangeren mit sehr früh beginnender Präeklampsie. Bei diesen Patientinnen lagen typischerweise chronische arterielle Hypertonie, Nierenerkrankungen oder eine Präeklampsie vor der 32.SSW in einer früheren Schwangerschaft vor. Die ASS-Anwendung führte nicht zu Nebenwirkungen bei Mutter, Fet oder Neugeborenem (CLASP 1997). Eine Nachuntersuchung von intrauterin exponierten Kindern im Alter von 12 und 18 Monaten ließ keine Entwicklungsstörungen erkennen (CLASP 1995). Allerdings wurde in der CLASP-Studie die Aspirin-Therapie bei 38% der Schwangeren erst nach der 20.SSW begonnen. Analysiert man das Kollektiv von Patientinnen, die vor der 20.SSW mit der ASS-Einnahme begonnen haben, lässt sich eine Abnahme der Präeklampsie erkennen. Um Gerinnungsstörungen unter der Geburt zu vermeiden, wird ASS 100 meist zwischen der 34. und 36.SSW abgesetzt. Ein Einfluss von ASS 100 auf eine kindliche Infektion mit Toxoplasmose ist nicht zu befürchten. Ein zweites Screening auf Toxoplasmose wäre im II.Trimenon durchaus sinnvoll, um ggf. eine antibiotische Behandlung beginnen zu können.


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Sehr geehrter Dr. Paulus, aktuell bin ich Ende der 10. Schwangerschaftswoche und hätte 3 Fragen: 1. Nach einer Blutabnahme ist mein Pflaster etwas abgestanden. Aus (übertriebener) Angst vor einer Verschmutzung habe ich zu Hause mehrere Sprühstöße Octenisept auf die Stelle gegeben. Dies war ca. eine halbe Stunde nachdem mir Blut abgenommen wur ...

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, ich nehme aufgrund eines Schlaganfalls und einer kombinierten Thrombophilie noch ASS 100, mein Sohn ist 8 Wochen alt und ich stille ihn voll. Nun möchte ich das ASS absetzen (das ist natürlich mit meinen Ärzten abgesprochen). Muss ich dabei etwas beachten mit Blick auf das Stillen meines Sohnes, da Teile des Medika ...

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, ich bin in der 27ssw und bin Toxoplasmose negativ getestet. Mir ist soeben beim öffnen von meinem Fenster leider der Blumenkübel der davor stand runtergefallen, durch das fallen ist der Kübel kaputt gegangen und die ganze Blumenerde hat sich auf unser Parkettboden verbreitet, die Erde war sehr trocken so das es bei ...

Guten Tag Herr Paulus, ich bin in der 32 SSW und habe auf anraten meines FA und Pränatal- Arzt seit der 12 SSW 1x täglich Ass 100 zu mir genommen. Nun soll ich es ab der 34 SSW absetzen. Laut FA einfach nicht mehr einnehmen, ohne ausschleichen. Wie ist Ihre Meinung hierzu? Wird mein Kind dann noch ausreichend versorgt? Bestehen Risiken beim a ...

Guten Morgen, ich befinde mich in der 12 SSW und habe zwei Fragen: 1. Auf Arbeit war in der Spülmaschine ein Spülmaschinenreiniger. Ich habe diese aufgemacht und Dämpfe, die ordentlich nach Chemie rochen ins Gesicht bekommen. Schadet das dem Baby? 2. Kann man sich mit Toxoplasmosd durch Hundespeichel anstecken? (Hund sabbert auf Gegens ...

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, ich wollte Sie sehr gerne fragen, ob Sie eher ASS100 oder ASS150 empfehlen würden? Ich habe nämlich ein Preäklampsie Risiko. Mein Frauenarzt erwähnt ASS100 aber die Klinik ASS150. zudem bekomme ich unterschiedliche Aussagen wann ich beginnen sollte? SSW11 oder SSW13? Bei mir würde zudem ein Hämatom festge ...

Hallo Dr. Paulus, mit welchen Folgen ist für das Ungeborene zu rechnen, wenn man sich in der 35. SSW erstmals mit dem Erreger infiziert? Habe alle 8 Wochen einen Test machen lassen und bin bislang negativ. Würde es im Fall einer Infektion ausreichen, direkt nach der Geburt mit einer Behandlung des Babys zu starten? Das wäre in ca. 6 Wochen. ...

Hallo Herr Dr. Paulus,   ich soll wegen eines niedrigen Papp-A Spiegels vorsorglich 150 mg ASS nehmen.  ASS 100 mg musste ich vor der Schwangerschaft schon lange einnehmen und habe es gut vertragen. Die 150 mg verursachen bei mir allerdings Herzrasen und Atemnot (bin Asthmatikerin).    1. Gibt es eine Alternative für Schwangere bei der ...

Guzen Tag ich habe auf eigene Faust im letztem Zyklus der Kinderwunschphase ASS100 täglich eingenommen, um die Einnistung zu unterstützen. Dies hat direkt geklappt und ich bin nun 5+4. Ich bin sonst gesund und habe es prophylaktisch für die Einnistung genommen. Mein TSH Wert ist etwas erhöht (3.6), dafür muss ich seit heute leichte Hormone (Eut ...

Guten Morgen, ich habe mich nach der 18. SSW mit Toxoplasmose erstinfiziert. Ich habe ab der 28. SSW Spiramizin (wurde früher nicht erkannt) erhalten und seit der 31. SSW nehme ich die Kombinationstherapie Pyrimethamin, Sulfadiazin und Folsäure. Nun habe ich hier im Forum gelesen, dass man Folinsäure 10/15mg am Tag einnehmen soll und nicht Folsäur ...