Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Was ist generell ab dem 1. Lebensjahr bei der Ernährung zu beachten?

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Frage: Was ist generell ab dem 1. Lebensjahr bei der Ernährung zu beachten?

Mitglied inaktiv

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Hallo, man bekommt so wahnsinnig viele Infos zur Ernährung im 1. Lebensjahr eines Kindes. Das einzige was ich weiß, was man berücksichtigen sollte, wenn das Kind älter ist als ein Jahr, ist eine möglichst salzarme Ernährung und dass man möglichst auf Gebratenes verzichten sollte. Gibt es noch mehr zu beachten? Wann kann das Kind an den ´"normal gewürzten" elterlichen Mahlzeiten teilnehmen? Vielen Dank im Voraus.


Birgit Neumann

Birgit Neumann

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Hallo Kejabe09 im 2. Lj musst du kaum noch aufpassen. Zum Zeitpunkt des 1. Geburtstages ist ein wenig mehr Vorsicht durchaus noch sinnvoll, weil sich die Kleinen noch an viele Dinge gewöhnen müssen. Manche Kinder wollen plötzlich ihren Brei nicht mehr essen und fordern ausschliesslich Familienkost. Andere Babys essen nur zögerlich mit. Den Übergang von der Babykost zur Familienkost kannst du ganz gemähchlich gestalten. Bekannte Speisen geben deinem BAby Sicherheit beim Essen. Die Neugier eures Kindes veranlasst zum Probieren. Lasst euer Kind probieren. Diese Eindrücke sind wichtig. Nicht alles, was euer Kind in den Mund nimmt, wird es auch hinunterschlucken. Trotzdem erreicht ihr damit eine erste Annäherung an die Speisenvielfalt.* Fertiggerichte sind häufig sehr würzig und deshalb nicht optimal. Beim Selberkochen kannst du einfach etwas weniger salzen, dann passt das. Das Essen sollte nicht übertrieben salzarm sein - aber auch nicht zu salzig. In reichlich Fett gebratene Speisen sind etwas schwerer verdaulich, weshalb sie für die Kleinsten abends weniger gut bekömmlich sind. Besonders Fleisch sollte deshalb schonend gebraten werden. Beim Mittagessen gibst du einfache Speisen vom Tisch. Das können Nudeln oder gekochte Kartoffeln sein, auch Gemüsestückchen und Fleisch. Besonders gut ist Fingerfood, weil so das Essen spielerisch erlebt wird, was die Akzeptanz erhöht, Essmengen steigern kann und zusätzlich die Feinmotorik schult. Schön ist es, wenn ihr gemeinsam esst und dein Baby jetzt bereits schon seinen eigenen Teller und Besteck bekommt. Gib ruhig weiterhin den gewohnten Brei, denn das vermittelt deinem Baby Sicherheit, und durch Neugier wird sich das Repertoire langsam erweitern. Die Familienkost ist eine erste größere Liberalisierung für die Ernährung beim Baby. Der Verdauungstrakt ist schon besser in der Lage sich auf neue Lebensmittel einzustellen und zu verdauen. Auch das Schlucken größerer Partikel fällt den Babys leichter. Der Reifeprozess ist vorangeschritten und die Babys neugierig. Sie wollen selber essen, wollen am Familienleben teilhaben, wollen ihr Essen erkunden und freuen sich über neue Geschmackserlebnisse. Auch als Eltern freut man sich über neue Essgewohnheiten, dass die Babys selbständiger werden und man nicht mehr so aufpassen muss. In diesem Alter stellt man sich häufig die Frage danach, wie es künftig mit den Familienmahlzeiten weitergehen soll. Ob die Gerichte alle kleinkindtauglich sind. Wobei hast du die größten Bedenken? Zeigt dein Kind Interesse an fester Kost? Kommt Brot gut an? Honig sollte im 1.Lj nicht gegeben werden. Erhitzter Honig allerdings sei unbedenklich. Im 2. Lj sei Honig (bei normal entwickelten und gesunden Babys) kein Problem mehr. Das steht im Zusammenhang mit der gereiften Darmflora. Kaffee und Alkohol (auch erhitzt in Speisen) ist für Kinder tabu. Wegen des Geschmacks und der einhergehenden möglichen Prägung. Fischgräten können ein Problem beim Schlucken sein. Deshalb Fischgerichte (auch bei Filet) immer genau auf Gräten prüfen. Fischstäbchen (können nach dem Garen von der Panade befreit werden) sind i.d.R. aber grätenfrei und eignen sich deshalb besonders gut. Hirse, Quinoa und Amaranth sollten regelmäßig und in größeren Mengen besser erst ab dem 3. Lj auf den Tisch kommen. Kleine Mengen und das mal ab und zu sind kein Problem. Ausnahme: Baby-Hirseflocken. Nüsse sind wegen der Verschluckungsgefahr noch nicht gut geeignet. Da sie hart sind, können sie beim Verschlucken Probleme verursachen. Verschlucken von Brot oder Apfel wäre weniger problematisch. Dioe Zubereitungsform trotzdem immer an den Entwicklungsstand des Kindes anpassen. Nüsse als Mus sind geeignet, Äpfel evtl besser reiben. So wäre es auch mit den kleinen Kernchen bei Himbeeren und Johannisbeeren (bei Marmelade drauf achten). Leinsamen sei in größeren Mengen weniger gut geeignet. Sojamilch als Kuhmilchersatz oder in allgemein zu großer Menge wäre noch nicht geeignet. Zwiebel, Knoblauch, scharfe Gewürze sind individuell unterschiedlich verträglich. Geschmacksverstärker sollte gemieden werden und allgemein zu viele Zusatzstoffe - besser selberkochen. Betreffs Rohmilchkäse (und Listeriengefahr i.A.) ist es ähnlich wie bei den Schwangeren: siehe hier: http://www.rund-ums-baby.de/kochecke/beitrag.htm?id=23628 So auch Toxoplasmose oder Salmonellen. Siehe hier: http://www.rund-ums-baby.de/kochecke/beitrag.htm?id=25395&step=2 Fleischwurst und Wienerchen und Co auch erst besser nach dem 1. Geburtstag geben. Ganz einfach, weil es doch recht würzig ist und meist viele Zusatzstoffe enthält. Somit ist auch Schinken, weil auch salzig, in größeren Mengen als nur Probierhappen, erst viel später als Brotbelag empfehlenswert. Also dann Viel Spaß bei diesem neuen Entwicklungsschritt Grüße B.Neumann *in dieser Phase, in der die lieben Kleinen selbständig werden wolllen braucht man als Eltern viel Geduld und Toleranz :-) Es hilft, den Essplatz großzügig mit Tüchern zu bedecken, damit man den Platz einigermassen gut sauberhalten kann. Biete vermehrt Fingerfood an, das erspart das Füttern und dein Baby darf selbständig werden. Neben Brot können das Kartoffelstückchen oder Bananenscheiben u.v.m. sein. Du musst wissen: Essen dient in diesem Alter nicht mehr nur der Ernährung, sondern auch als Spiel zum Sammeln von Sinneseindrücken. Insgesamt kannst du dein Kind dadurch spielerisch ans Essen heranführen und das offerierte Speisenangebot erhöhen. Die Kleinen unterscheiden auch noch nicht wirklich zwischen Spiel und Mahlzeit. Für sie ist alles spannend. Sie beobachten ihre Mitwelt und imitieren gerne. Deshalb sind die Speisen besonders begehrt, die andere Familienmitglieder essen, Dinge die sie immer und immer wieder sehen. Dinge die einfach interessant sind. Ein Brötchen kann zerlegt werden. Die Kruste bröckelt ab. Das Innere ist weich und lässt sich formen, wie Knete. Es kann gut geschluckt werden. Die Kleinen begutachten die Speisen, die auf dem Tisch stehen sehr genau. Kontinuität ist deshalb wichtig. Sie untersuchen die Dinge zuerst mit den Händen, dann mit dem Mund und manches wird dabei geschluckt und manches aber wieder ausgespuckt. Butter ist oft ein interessantes Untersuchungsobjekt. Da werden die Finger versenkt, oder Nudeln werden auf den Boden geworfen, der Belag vom Brot heruntergeholt und gekostet, der Belag nur abgeleckt, Hände im Kartoffelbrei gebadet.... Als Mama ist man sehr gefordert :-) Nicht alles sofort wegräumen oder schimpfen, aber natürlich nicht zur Dauereinrichtung werden lassen. Diese Experimentierphase gehört dazu und vergeht auch wieder. ( Erziehungstipps hierzu gibt aber gerne Frau Schuster :-) Kinder wollen alles BE-GREIFEN. Es heisst, dass möglichst viele Sinne beteiligt sein sollten, damit etwas nachhaltig prägt. Da zählt auch der Geruchssinn dazu. Essen ist für die Kleinen nicht nur Nahrungsaufnahme, sondern ein Erlebnis für alle Sinne. Sie unterscheiden gar nicht so stark zwischen Spiel und Essen. Beides gehört für sie zusammen. Das heisst, du kannst dem am Anfang etwas entgegenkommen, in dem du die Zutaten bspw als Bild auf einen Teller legst. Dann können zuerst die Augen von einem "Gesicht" gepickt werden Schneide Butterbrot in kleine Stückchen, die dein Kind selber essen kann. Ausserdem sind die Kleinen so im Zeitraum zwischen dem 10. und 12. Lm ohnehin meist gar nicht mehr so hungrig. Der Appetit und Hunger kommt dann wieder, wenn sie laufen können und sich vermehrt (draussen) bewegen, auch krabbelnderweise. Spätestens aber mit einem neuen Wachstumsschub wird auch Essen wieder spannender und wichtiger. Jetzt ist es von Bedeutung, wenn die Kleinen vieles kennenlernen. Qualität und Vielfalt zählt mehr als Quantität.


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