Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

und noch eine Frage hinterher... HILFE!!!

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann
Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

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Frage: und noch eine Frage hinterher... HILFE!!!

Mitglied inaktiv

Mein Sohn 2 1/2 jahre alt macht momentan große Probleme beim Essen. Egal was ich koche, es gibt oft erst Geschrei, bevor wenigstens probiert wird. Dann gehen zwei bis drei Löffel in den Mund und das war es dann... Dafür möchte er momentan wieder morgens, mittags und abends (sowieso) noch seine Milch haben (Humana3) - natürlich in der Flasche... Wir waren beim Kinderarzt und die war in Sorge, weil er in einem halben jahr "nur" 300 Gramm zugenommen hat (mein Sohn ist für sein Alter auch noch etwas kleiner als andere - 89 cm). Sie möchte ihn in vier Wochen wieder zum Wiegen dahaben. Wie kann ich mein Kind zum Essen animieren? Ich versuche, alles ohne Druck zu regeln. Er möchte nicht essen - gut, aber Mama hat Hunger und ißt (das ist meistens der Punkt, an der er dann wenigstens probiert). Wenn ich dann (gerade mittags) weiß, daß er dann schlafen geht, dann mache ich oft ersatzweise Brei (weils schneller geht, als nochmal Neues zu kochen). Vorher hat er von seinem Papa oft ersatzweise Milchschnitte bekommen ("hauptsache das Kind ißt was"). Das haben wir jetzt abgeschafft. Obst geht gar nicht rein in ihn - an Gemüse piekst er sich die Erbsen und Maiskörner raus - Rest bleibt liegen. Wenn es Nudeln mit Fleisch und Soße gibt, dann piekst er sich oft nur das Fleisch raus (ein paar Krümelchen und das war es dann). Kann denn ein Kind nur von so wenig leben? Wie gesagt, er ist jetzt 89cm groß und wiegt 11,8kg (mit Kleidung). Mein Kind ist aber ansonsten fit und quietschfidel. Ich weiß mir keinen Rat mehr. Selbst Gerichte, die er vor vier Wochen noch mit Leidenschaft verputzt hat (z. B. zerdrückte Kartoffeln mit Spinat), lässt er nun links liegen. Knabbereien (Salzstangen, Sesamstangen, TUC-Kekse, Butterkekse...) gehen immer. Meine Schwiegereltern machen mich verrückt, ich soll mal seine Blutwerte überprüfen lassen, ob seine Leber gesund ist... Kann das etwas damit zu tun haben? Haben Sie ein paar Ratschläge für mich? HILFE!!! Grüße, Angie


Birgit Neumann

Birgit Neumann

Hallo Angie wann ist denn der ET für das Geschwisterchen? Eifersucht? Hat er die Beikost auch so schlecht akzeptiert? Was isst dein Sohn denn gerne? Jedes Kind hat seine Vorlieben und Abneigungen. Vielleicht erkennst du irgendetwas? Was du scheibst, beklagen viele Mütter: Das Kind möchte nicht essen. Das kann vielerlei Ursachen haben. Wenn organische Ursachen vom KiA ausgeschlossen sind und das Kind gesund ist und gut gedeiht, dann gilt es herauszufinden, warum es dem Kind an Appetit mangelt. Bist du sicher, dass sie zuwenig isst? Gesamtkalorisch betrachtet? Vielleicht esst ihr eher fettreich, was zu einer schnellern Sättigung führen würde und zusätzlich auch die Portionsgrößen kleiner erscheinen liesse. Hat dein Kind jemals richtig die Familienkost akzeptiert? rei und Milchschnitte sind natürlich kein adäquater Ersatz für Mittagessen. Da wäre Brot oder Nudeln oder eine andere Lieblingsspeise(altersgerecht und entsprechend sättigend) besser. Gibt es etwas, was er gerne mag? Dann mach das doch jeden Tag und zusätzlich kann dein Kind neue Dinge (ausspucken erlaubt) ausprobieren. Oft funktioniert so etwas unter neuen Bedingungen ganz gut. Bei einem Ausflug in den Zoo etc... Oder direkt beim Auspacken von Einkäufen, direkt aus dem Kochtopf am Herd, wenn Freunde da sind... Meine erste Tochter hat Bananen grundsätzlich nur direkt, im Buggy sitzend, eim Einkaufen gegessen. Oder vom Bäcker hat sie alles gemocht. Auch bei Oma hat sie neue Dinge bereitwillig gekostet. Was du schreibst, beklagen übrigens viele Mütter: Das Kind möchte nicht essen. Das kann vielerlei Ursachen haben. Wenn organische Ursachen vom KiA ausgeschlossen sind und das Kind gesund ist und gut gedeiht, dann gilt es herauszufinden, warum es dem Kind an Appetit mangelt. Dazu muss aber zunächst geklärt werden, was und wieviel dein Sohn tatsächlich isst und trinkt. Das funktioniert mit einem Ernährungsprotokoll ganz gut. Manchmal ist das doch mehr, als man denkt. Dieses sollte der KiA bzw eine Ernährungsberaterin einmal sichten und euch dann konkrete (unter Abwesenheit des Kindes) Tipps geben. Leider können nämlich auch, wenn die Ernährung vor den Kindern zu stark thematisiert wird, Tendenzen zu einem gestörten Essverhalten entstehen. Bei der Appetitsteuerung spielen viele Faktoren zusammen. Eine ganz wichtige Rolle spielt die individuelle Verdauung der Speisen, die u.a. von der mikrobiologischen Darmbesiedelung abhängt. Auch bestimmte Krankheiten/ereignisse können einen Einfluss auf die Speisenauswahl haben. Hat das Kind zum Beispiel etwas gegessen und bekommt bald darauf einen grippalen Infekt o.ä., dann wird diese Speise meistens danach gemieden. Das hat seinen evolutionsbiologischen Sinn. Babies, Kleinkinder und Kinder, auch Erwachsene, haben eine sog. Neophobie. Eine Angst vor dem Neuen. Das betrifft eben das Essen und ist aus Urzeiten eigentlich eine gute Schutzfunktion. Gegessen wird nur das, was man kennt. Denn Unbekanntes könnte giftig sein. Die Kinder beurteilen das Essen auch nach der Verträglichkeit. Diese Veträglichkeit ist subjektiv und von Aussenstehenden nicht immer direkt nachvollziehbar. Übrigens sind süsse LM u.a. so begehrt, weil sie nahrhaft sind. Sprich, sie liefern auf kleinstem Raum viel Nahrungsenergie. Fett (Pommes) hat viele Kalorien, aber nimmt nur wenig Volumen ein, sodass eine Mahlzeit zwar klein erscheinen mag, weniger Essaufwand erfordert, aber trotzdem gut sättigt. Hier lohnt das Selberzubereiten. Süßes vermittelt ein rasches Sättigungsgefühl, was evolutionär bedingt eine ebensolche Berechtigung hat. Gemüse dagegen hat zwar Vitamine Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe, aber bringt null Sättigung. Die sekundären Pflanzenstoffe hingegen sind manchmal schwerer verdaulich. Individuell verschieden. Deshalb wird Gemüse oft akzeptiert, wenn es entsprechend zubereitet wurde. Mit viel Fett - Rahmspinat. Ketchup: sehr hoher Zuckergehalt. Erbsen: leicht süßlicher Geschmack. Pizza: fettreich Da gibt es einige Beispiele. Fleisch ist schwer zu kauen. Deswegen sind Würstchen meist beliebter. Und Hackfleisch. Hilft dir das weiter? Und zu guter Letzt noch eine allgemeine Info:d a Kinder ständig bestrebt sind, Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, ist der Familienesstisch eine willkommene und oft gute Möglichkeit, dies zu nutzen - um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Da können Machtkämpfe entstehen. Vielleicht kann dir hierzu Frau Schuster ein paar Tipps geben. Gruss Birgit


Mitglied inaktiv

Hallo Birgit, vielen Dank für die ausführliche Beantwortung meiner Frage... Mein ET für das Geschwisterchen ist Mitte Juni 2007. Eifersucht kann ich mir nicht vorstellen, weil er mit meinem Babybauch sehr liebevoll umgeht (gibt dem Baby auch mal Bussi - von sich aus). Beikost hat er damals eigentlich ganz gut akzeptiert. Da hat er eigentlich richtig angefangen zu futtern. Vorher beim Stillen war er ziemlich trinkfaul und kam daher alle 2 Stunden. Was mein Sohn im Moment gerne ißt, weiß ich leider selbst nicht mehr. Es waren ursprünglich mal Nudeln oder eben Kartoffeln mit Spinat. Im Moment sind es wohl eher Pommes und sämtliche Knabbereien und Süßkram (was wir aber nicht mehr so viel geben). Ach so und Fruchtzwerge natürlich... Also nichts, was ich ihm tatsächlich täglich geben könnte... Im Moment "ißt" er schon zu wenig, aber den Bedarf deckt er im Moment mit jeweils 150 - 200ml Milch (Humana3). Bevor er schlafen geht, besteht er auf seine Flasche (egal ob mittags oder abends). Auch zum Frühstück will er schon immer die Milch haben (soll ich ihm laut KiA auch geben). Familienkost hat er wohl noch nie so richtig akzeptiert (bis auf eben ein paar Lieblingsmenüs). Er probiert wohl, aber mehr wie 2-3 Löffel gehen dann nicht rein. Zum Abendbrot bastel ich ihm immer ein Brot (mit Frischkäse oder Leberwurst) und mache ihm Wurst- und Käsescheiben in Form von Herzen oder Sterne (Plätzchenausstecher). Die Wurst- und Käsescheiben finden den Weg in den Magen und das Brot bleibt leider meistens liegen. Wenn wir bei Oma essen, dann geht es manchmal gut und beim nächsten Mal brüllt er, als ob wir ihm was tun wollen. Gestern hat er zwei kleine Schnitzelchen gegessen, die gerade mal die Größe von der Sohle eines Babyschuhs hatten - Kartoffelpüree (auch mal ein Lieblingsgericht gewesen) blieb links liegen. Das Hackfleisch wird auch immer rausgepiekt - Nudeln bleiben liegen. An Aufmerksamkeitsdefizit leidet er eigentlich nicht - ich bin ja Rund um die Uhr da und er nimmt mich immer an die Hand, wenn er etwas von mir möchte und zieht mich mit. Ich gehe dann auch immer mit und verbringe dann wieder etwas Zeit mit ihm, bevor ich mich wieder ein bisschen an den Haushalt mache. Ich werde Ihren Ratschlag annehmen und bis zum nächsten Termin beim KiA mal ein Ernährungsprotokoll führen - mal sehen, was dann dabei rauskommt. Bis dahin! Grüße, Angie


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